Netto-Pläne Streit schwelt weiter

Der Wirbel um die durch den Stadtrat abgelehnten Netto-Pläne auf der Brache „Alter Zollbereich“ in Oschersleben reißt nicht ab.

Von Sebastian Pötzsch 26.11.2016, 00:01

Oschersleben l „Das Areal ist so groß. Netto wäre die Lösung, um dieses Grundstück vernünftig aufzuteilen und zu entwickeln“, sagt Dietrich Brauckmann von der OC Sanierungs GmbH. Dem Unternehmen seiner Ehefrau gehört der Großteil der etwa 10 000 Quadratmeter großen Brache „Alter Zollbereich“ zwischen Kaufland und Fabrikstraße.

Der Plan der Brauckmanns: Gut die Hälfte des Grundstückes sollen veräußert werden, am besten an Netto-Investor Detlef Mispelbaum. „Erst dann können wir zur Bank gehen und darstellen, wie unsere Projektidee finanziert werden kann“, erklärt Dieter Brauckmann. Diese Idee hat den Bau mehrerer Eigenheime, zweier Wohnblöcke und zweier Zuwegungen von der Lüneburger sowie der Berliner Straße aus zum Inhalt. „Der Bürgermeister und die Planungsabteilung der Stadt würden dem Projekt zustimmen. Da war ich bereits“, sagt der Baufachmann. Die Parzellen für die Eigenheime seien zwar schon geplant, jedoch variabel, also Änderungen machbar. Die zwei Wohnblöcke würden aus jeweils zehn Zwei- und Dreiraumwohnungen mit einer jeweiligen Grundfläche von bis 68 Quadratmetern bestehen. Auch Grünanlagen seien eingeplant.

„Wir haben aber Kosten, die wir der Bank darstellen müssen. Deshalb funktioniert das Ganze nur, wenn der Netto-Markt gebaut wird“, erklärt Brauckmann und ergänzt: „Erst wenn Investor Detlef Mispelbaum anfängt, können auch wir beginnen“, betont er.

Das bedeutet im Klartext: Wenn der betreffende Teil des Areals für das Netto-Projekt verkauft würde, könnten die Braukmanns mit diesen Einnahmen und ihrem Konzept zur Bank gehen und sich einen Kredit finanzieren lassen. „Wenn ich der Bank darstellen kann, dass für Netto Baurecht besteht, können auch wir beginnen“, sagt Dietrich Brauckmann. Sollte dies nicht klappen, würde die Fläche weitere Jahre im Dornröschenschlaf stecken. „Das wäre doch sehr, sehr schade um dieses interessante Areal“, befindet der Bauinvestor.

Unterdessen schwelt der Streit zwischen Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) und dem Netto-Investor Detlef Mispelbaum weiter. So wurden der Volksstimme von mehreren Quellen zwei Schreiben zugespielt, die an die Mitglieder des Stadtrates adressiert sind. Das eine stammt vom Rathauschef, das andere von Mispelbaum. Unter anderem werfen sich die beiden Protagonisten darin gegenseitig das Verbreiten von Unwahrheiten vor. Außerdem teilte der Bürgermeister in seinem Schreiben mit, die Kommunalsaufsicht schriftlich darum gebeten zu haben, zur Stadtratsentscheidung vom 23. Juni Stellung zu nehmen. Damals hatte sich die Mehrheit der Räte per Beschluss gegen einen Netto-Neubau am Standort „Alter Zollbereich“ ausgesprochen.

Zuvor war Mispelbaum allerdings durch die Stadtverwaltung eine Zusage für die Netto-Pläne erteilt worden, hatte der Investor öffentlich erklärt. Auch ein entsprechender Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das betreffende Areal war im Januar durch den Bauausschuss bestätigt worden. Trotzdem hatte die Mehrheit der Ratsmitglieder während ihrer Juni-Sitzung den konkreten Netto-Plänen eine Abfuhr erteilt. Laut Mispelbaum sei dies das Ergebnis von Einflussnahme des Bürgermeisters auf die Stadträte gewesen. Einzelne Stadtratsmitglieder schlugen mit ihren Äußerungen in die gleiche Kerbe und sagte dem Bürgermeister sogar freundschaftliche Bande mit den Lidl-Investoren nach. Dies hatte der Rathauschef jedoch vehement bestritten.

Wie Detlef Mispelbaum gegenüber der Volksstimme jetzt mitgeteilt hat, habe auch er die Kommunalaufsicht per Beschwerde um eine Überprüfung des Gesamtvorgangs gebeten.

Tatsächlich könnte sich das Blatt für den Netto-Investor noch wenden. Denn laut unbestätigten Volksstimme-Informationen sollen Stadtratsmitglieder derzeit eine Stadtratssondersitzung vorbereiten, in der das Thema erneut auf den Tisch kommen soll.