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200. Geburtstag Kollektives Erinnern an den Altkreis

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. So wie den 200. Jahrestag der Gründung des Landkreises Osterburg am Freitag.

Von Ralf Franke 03.07.2016, 16:12

Osterburg l Rund 22 Jahre nach der entscheidenden Kreisgebietssreform und nachdem die Ausgleichszahlungen für den Verlust des Kreisstadtstatus‘ einige Haushalte aus den roten Zahlen hievten, haben die Biesestädter die Zeit der Trauer inzwischen offenbar hinter sich gelassenen und erinnerten mit einem kleinen Festakt auf den Tag genau daran, dass das Verwaltungskonstrukt am 1. Juli 200 Jahre alt geworden wäre. Und zeigten sich dabei fest davon überzeugt, dass die positiven Nachwirkungen aus den Zeiten der Neustrukturierung in der preußischen Provinz Sachsen bis heute anhalten. Wobei deutlich wurde, dass das gemeinschaftliche Erinnern über weite Strecken eher der Ex-Kreisstadt, denn dem Ex-Landkreis galt.

Während sich die Zahl der offiziellen Vertreter aus den Nachbarkommunen in einem überschaubarem Rahmen bewegte, konnte Bürgermeister Nico Schulz neben Personen aus Politik und Verwaltung unter anderem zwei seiner Vorgänger, Ehrenbürger der Einheitsgemeinde, den letzten Landrat des Kreises Osterburg und noch einige andere Gäste begrüßen, deren Namen mit der Entwicklung der Region eng verbunden sind.

Dass Alt-Landrat Karlheinz Mewes zu Beginn seines Beitrages mit dem SED-Regime der ehemaligen DDR abrechnete, war sicher nicht nach dem Geschmack von allen Gästen, zumal es dazu ausreichend Gelegenheit beim Jahrestag des Mauerfalls beziehungsweise der Wiedervereinigung gab.

Deutlich unterhaltsamer war da der Vortrag von Prof. Dr. Mathias Tullner (Uni Magdeburg), der trockene Geschichtsdaten mit witzigen Details und überraschenden Rückschlüssen aufpeppte, Parallelen zur Jetztzeit aufdeckte und die altmärkische Seele streichelte, weil der Norden des heutigen Sachsen-Anhalt als Wiege Preußens gilt und der hiesige Landadel die Sachsen schon vor 200 Jahren nicht sonderlich leiden konnte. Der Historiker erinnerte die Osterburger unter anderem schmunzelnd auch daran, dass der Landkreis zwar Osterburg hieß, aber Osterburg damit noch lange nicht Kreisstadt war, sondern die ersten Landräte die Geschicke des Kreises von ihren heimischen Gütern aus lenkten. Und das seinerzeit mit drei Angestellten, gab er mit wissendem Blick auf Stendals Landrat Carsten Wulfänger zum besten.

Markante Fakten und Zahlen zur Entwicklung der Region bis in die Neuzeit hatte Kreismuseumsleiter Frank Hoche im Gepäck. Unter anderem, dass der Landkreis auch damals landwirtschaftlich geprägt war und es sich leisten konnte, Getreide, Holz sowie Zuchtvieh zu exportieren, oder dass die Stadt Osterburg die Stadt Seehausen 1885 mit 4200 Einwohnern überholte oder dass Arendsee Anfang des 19. Jahrhunderts nicht als Stadt, sondern nur als Flecken anerkannt war.

Für die kulturellen Umrahmung des Festaktes konnten die Gastgeber mit Tabiha Harzer sozusagen ein regionales Eigengewächs verpflichten. Die Sängerin und Instrumentalistin, die derzeit in Halle studiert, aber ein Auto mit dem wieder zugelassenen OBG-Kennzeichen fährt, legte ihr Abitur am Markgraf-Albrecht-Gymnasium ab. Tabiha Harzer hatte Titel von „Keimzeit“ („Kling Klang, du und ich“), Reinhard Mey („Über den Wolken“) und Peter Maffay („Ich wollte nie erwachsen sein“) ausgesucht und schaffte es sogar, die rund 60 Gäste im Saal zum Mitsingen zu bewegen.