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Männerrunde Wo der Stuhl zum Kunstwerk wird

Eine Männerrunde geht in Rosenhof ihrem künstlerischen Hobby nach.

Von Karina Hoppe 17.07.2016, 14:00

Rosenhof l Reinhard Rex würde schon viel früher aufstehen und somit auch früher ans wortwörtliche Werk gehen, „aber die anderen kommen morgens nicht hoch“. Derart frotzelten in dieser Woche herzhaft fünf Männer mitein­ander. Auf dem Grundstück des Künstlers und Pädagogen Reinhard Rex in Rosenhof, seines Zeichens Maler und Grafiker, aber mittlerweile auch der Plastik zugeneigt.

Die Männer nennen es Arbeitstreffen, „das ungefähr zehnte“. Vorher bezeichneten sie ihr jährliches Zusammensein als Symposium, was so viel wie geselliges Trinken heißt, die Sache auch irgendwie treffe, aber natürlich nicht nur. Die Männer, neben Rex noch Dietrich Bahß, wohnhaft in Werben und Köln, Matthias Trott und Bertold Kulas aus Magdeburg sowie Helmut Biedermann aus dem Oderbruch, sind allesamt freischaffende Künstler, zum Teil zusätzlich in Anstellung. Die gemeinsame Zeit in Rosenhof genießen sie, auch wenn dieses Jahr nur in kleinerer Runde. Einige haben kurzfristig abgesagt.

Jene, die gekommen sind, lassen sich auf ein kleines Abenteuer ein. Denn fest stand auch dieses Mal nicht allzu viel am Anfang der Woche. Versuche, ein übergeordetes Thema zu finden, scheiterten bisher. Bertolt Kulas dachte sich, ein paar alte Stühle mitzubringen, was er dann auch tat. Er blieb bei den Stühlen, verzierte den einen, gab dem nächsten andere Armlehnen und dem dritten einen Rücken aus bearbeiteten Ästen. Währenddessen schuf Reinhard Rex eine hagere Männerfigur ohne Arme, „das Holz gab sie nicht her“. Matthias Trott kam seiner aktuellen Reihe folgend mit der Idee nach Rosenhof, eine weitere hockende oder kniende Figur auf einem Podest zu schaffen. Was am Ende dabei herauskam, erinnert ein bisschen an einen Affen, „aber nur der eine Arm“. Interpretationssache.

Genauso wie die Plastik, die in den Händen von Helmut Biedermann entstand. Grämt sie sich? Weint sie? In jedem Fall drückt sie sich aus. Wie Dietrich Bahß, der als einziger der Fünferrunde nicht mit Holz arbeitete, sondern mit Fotos, Fotoaufstellern, die unter anderem in Köln gezeigt werden sollen – in Lebensgröße der auf den Bildern abgebildeten Menschen. Darüberhinaus dokumentierte Bahß in dieser Woche den Schaffensprozess der Künstler.

Die Bilder sind genauso wie die Plastiken am heutigen Sonnabend zu sehen. Ab 12 Uhr laden die Künstler ein, auf dem stockrosengeschmückten Grundstück der Kunst nachzuspüren. Gerne stehen die Männer für Gespräche bereit. Es wird auch das ein oder andere Dankeswort fallen, denn ohne die Hilfe aus dem Ort sähen die Männer alt aus, wie sie sagen. Das Holz bekamen sie samt Transport gesponsert. „Wir werden hier echt unterstützt“, so Reinhard Rex, der dafür sorgt, dass die Männer zwischen der Arbeit aus ausreichend Gemüse und Obst zu sich nehmen – „alles aus dem Garten“. Dort ist im Übrigen auch die Dusche, die bei diesem Wetter nicht gerade warmes Wasser spende und ohnehin ein Abenteuer sei. Die Ansprüche der Männer in „ihrer Woche“ sind nicht groß. Arbeiten, schlafen, essen, trinken und das stille Fleckchen Rosenhof genießen. Die elfte Auflage scheint garantiert.