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Waldbad Liesten „Kämpft, kämpft, kann ich nur sagen"

Für das Bad Liesten und viele Gemeinschaftshäuser könnte es wegen der Finanznot der Stadt bald um die Existenz gehen.

Von Alexander Walter 06.10.2015, 01:01

Liesten l Lange blieben die Spar-Pläne der Arbeitsgruppe für Finanzen im Dunkeln. Jetzt zeichnet sich ab, dass die Gruppe beim Bemühen um Auswege aus der Finanznot der Stadt auch den Verkauf unwirtschaftlicher Dorfgemeinschaftshäuser in Erwägung zieht.

„Es gibt einen Prüfauftrag für alle Häuser im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit“, bestätigte gestern Hauptamtsleiter Matthias Holz. Das bedeute aber nicht, dass es bereits Initiativen für einen Verkauf von Objekten gebe, betonte Holz. Und doch steht das Thema damit im Raum.

Liesten träfe ein Verkauf besonders. Hier steht das von mehreren Vereinen genutzte Dorfgemeinschaftshaus auf dem Gelände des Waldbads. Dessen Zukunft ist angesichts eines Sanierungsbedarfs von mehr als einer Million Euro ebenfalls offen.

Die Liestener jedenfalls haben die Signale aus dem Rathaus als Aufforderung zu mehr Engagement gedeutet. Unter dem Motto „Das Leben muss im Dorf bleiben“, lud der erst 2011 für den Erhalt des Bades gegründete Verein Sport- und Bildungszentrum deshalb für Freitag zu einem Informationsabend ins Gemeinschaftshaus. „Aus Salzwedel sind düstere Wolken in Sicht, die zum Ziel haben, unsere schönen Attraktionen zu schließen“, hieß es auf der Einladung. Die Resonanz war mit rund 35 Besuchern entsprechend hoch.

Nach dem Rückzug von gleich drei Vorstandsmitgliedern seit Gründung des Vereins ging es zunächst um dessen Handlungsfähigkeit (wir berichteten). Andreas Weigelt, kommissarischer Vorsitzender und einzig verbliebenes Vorstandsmitglied, warb für Mitarbeit. Zwölf Besucher trugen sich anschließend in die ausgelegten Listen ein. „Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagte Weigelt gestern. In einer der nächsten Zusammenkünfte will der Verein jetzt einen neuen Vorstand bilden.

Das aber ist nur der Anfang. Um Kürzungs-Plänen zuvorzukommen, wollen die Liestener jetzt zeigen, dass sie ihren Beitrag zum Erhalt des Waldbads leisten. Parallel zu einer verbesserten Kooperation untereinander wollen Vereine und Ortsrat dazu ein Konzept erstellen, in dem sie darlegen, wie sie der Stadt beim Betrieb des Waldbads personell und durch Arbeitseinsätze entgegegenkommen können. Auch die Übernahme des Dorfgemeinschaftshauses durch die Vereine ist eine Option, sagte Weigelt. Das Haus besitzt außer für den Badbetrieb auch für die Sportler eine Schlüsselrolle.

Bei der Anwohnerdiskussion wurden einige Liestener allerdings auch grundsätzlich. „Diese Gebietsreform ist doch klotzenhohl“, sagte Sigmar Pätzold. Einnahmen eines Windparkbetreibers, die dem Dorf früher zur Verfügung gestanden hätten, müsse Liesten jetzt der Stadt geben und habe nichts davon. „Wenn es um Rentabilität geht, müsste ja wohl die Stadt ihr Bad zumachen“, fügte Pätzold hinzu.

Andreas Weigelt antwortete: Die Zusammenarbeit mit der Stadt habe bislang sehr gut funktioniert. „Als unsere Pumpe kaputt war, genügte ein Anruf und sie wurde repariert.“ Am Ende richtete Rentner Wolfgang Bube dennoch einen emotionalen Appell an die Versammelten: „Meine Generation hat das Waldbad aufgebaut“, sagte er. „Kämpft, kämpft, kann ich nur sagen, ich hoffe, dass eure Generation das Bad erhält.“