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Flüchtlinge Zwölf Quadratmeter zum Start in Deutschland

Am Donnerstag besichtigten viele Salzwedeler die Notunterkunft in der Kollwitz-Halle. Die Herrichtung kostete 150.000 Euro.

09.10.2015, 01:00

Salzwedel l Etwas mehr als zwölf Quadratmeter, darauf zwei Doppelstockbetten, ein Tisch mit vier Stühlen und zwei schmale verschließbare Spinde: Soviel Platz ist für vier Personen in der Kollwitz-Turnhalle vorgesehen. Mit Planen bespannte Bauzäune sollen für ein Minimum an Privatsphäre sorgen. Die Zahl der Toiletten wurde mittel eines Containers auf zwölf aufgestockt, jeweils zwei Duschen stehen für Männer und Frauen zur Verfügung. Für Kinder gibt es Spielzimmer, für Babys einen Wickelraum, zur Unterhaltung steht ein Fernsehraum zur Verfügung, in dem auch erste Deutschkenntnisse vermittelt werden sollen. Wenige Tage, maximal zwei Wochen, sollen die Männer, Frauen und Kinder hier, danach dezentral in Wohnungen untergebracht werden. „Es ist nicht schön, aber als Notunterkunft nötig“, so das Fazit von Landrat Michael Ziche, als er gestern die Besucher in der Turnhalle begrüßte. Das Interesse war vielfältig. Jugendliche kamen ebenso wie junge Familien mit Kindern und Senioren.

Heute werden im Altmarkkreis etwa 40 bis 50 Flüchtlinge erwartet. „Morgens bekommen wir die Liste, aber ob sie stimmt, wissen wir nicht“, so der zuständige Dezernent Hans Thiele.

Allein die Einrichtung der Halle stellte eine Herausforderung dar. Alle Landkreise müssen Flüchtlinge aufnehmen, der Bedarf an Mobiliar ist groß. „Die Betten haben wir direkt von Rostock weggeholt,“ so Thiele weiter. Die Wartezeit bei derartigen Lieferungen liege inzwischen bei sieben Monaten. Die Preise seien erheblich gestiegen. Etwa 150 000 Euro habe der Altmarkkreis für die Herrichtung der Halle investiert, schätzt er vorsichtig.

Wichtig sei, das Konfliktpotenzial so weit wie möglich zu reduzieren, so Thiele. Neben der minimalen Privatsphäre seien das die Lademöglichkeiten für Handys, die Erhöhung der Toilettenanzahl und Beschäftigung. Ab Dienstag soll die Möglichkeit angeboten werden, erste Deutschkenntnisse zu erwerben. Was noch möglich sei, werde die Zeit zeigen, etwa, ob sich hier eine Kooperation mit Sportvereinen lohne. „Aber die Menschen werden mit den Behördengängen viel zu tun haben“, fügt der Dezernent hinzu.

Für die Verpflegung, ohne Schweinefleisch, hat der Altmarkkreis einen Vertrag mit einer Cateringfirma abgeschlossen. Über die Essenszeiten wird auf Deutsch, Englisch und Arabisch informiert. Ab 22 Uhr soll in der Turnhalle die Deckenbeleuchtung abgeschaltet werden, Notleuchten sorgen dann für Orientierung. Wer dann noch lesen möchte, kann sich eine Leselampe beim Wachschutz holen.