1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Schulden machen erfinderisch

Betrug Schulden machen erfinderisch

Weil er Schulden hatte, prellte ein Salzwedeler seinen Arbeitgeber um mehr als 300 Euro. Doch seine Masche flog auf.

Von Antonius Wollmann 07.06.2017, 17:00

Salzwedel l Wenn die Schuldenlast drückt, kommt der ein oder andere auf kreative Ideen, um sich zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Hin und wieder werden dabei die Grenzen des Erlaubten überschritten. Was also ohnehin fragwürdig ist, wird noch problematischer, wenn man sich bei seinem Arbeitgeber bedient. Ein 24-Jähriger Salzwedeler sah in seiner prekären finanziellen Situation keine andere Möglichkeit, als eben jenen Weg zu gehen. Pech nur, dass die Sache aufflog und er sich deshalb am Dienstag auf der Anklagebank des Amtsgerichtes Platz nehmen musste.

Der gelernte Verkäufer hatte seinen Arbeitgeber, einen Getränkemarkt, im Oktober des vergangenen Jahres um mehr als 300 Euro geprellt. Dabei ging er nicht so plump vor, schlicht nach Feierabend in die Kasse zu greifen. Etwas mehr Raffinesse legte er schon an den Tag. Und zwar stellte er sich, unbeobachtet von seinen Kollegen, Pfandbons aus, die er anschließend einlöste. Gut vier Wochen lang besserte er sich damit sein Gehalt auf.

„Ab etwa 17 Uhr war ich immer alleine im Laden. Dann bin ich irgendwann auf die Idee dazu gekommen“, gestand der Salzwedeler gleich zu Beginn der Verhandlung. Ein Handyvertrag und mehrere Zeitschriften-Abonnements hätten ihn die finanzielle Notlage geführt und ihm keinen Spielraum mehr gelassen. Letztendlich flog die Geschichte aufgrund falsch abgerechneter Getränkekästen auf. Hatte der Angeklagte bei der Vernehmung durch die Polizei noch alles abgestritten, machte er vor Gericht reinen Tisch.

Dies ersparte es Richter Klaus Hüttermann, den Fall noch einmal in all seinen Details aufzudröseln. Und der Salzwedeler kam noch mal mit einem blauen Auge davon. Zu 80 Tagessätzen zu je 20 Euro, insgesamt also 1800 Euro verurteilte ihn Hüttermann. Er wies den Angeklagten aber darauf hin, dass er auch eine gewisse moralische Schuld auf sich geladen hat, indem er das Vertrauen seines Vorgesetzten sträflich missbraucht hatte.

Ernster ging es hingegen bei einer zweiten Verhandlung zu, stand doch der Vorwurf der Körperverletzung im Raum. Der Angeklagte zeigte sich ebenfalls geständig. Er gab, zu im Oktober 2016 einem 36-jährigen Salzwedeler mit einer Kopfnuss das Nasenbein gebrochen zu haben.

Die beiden Männer waren, so viel stand fest, nach einer Party-Nacht in der Salzwedeler Innenstadt aneinander geraten. Zum Ablauf des Geschehens lieferten sie jedoch unterschiedliche Versionen.

Der Angeklagte gab zu Protokoll, dass lediglich eine Lapalie eskaliert sei. So haben man sich über Fußball unterhalten – der Geschädigte trug angeblich eine Mütze des FC Bayern München – und sei darüber in Streit geraten. Nachdem er dann mehrfach mit dem „Hurensohn“ bezeichnet worden sei, habe er dem Mann eine Kopfnuss verpasst.

Das Opfer, das im Christlichen Jugenddorf (CJD) arbeitet und sichtlich beeinträchtigt ist, erwähnte den Fußball-Zoff hingegen mit keinem Wort. Vielmehr hätten der Angeklagte und seine Freunde offenbar gewusst, dass er im CJD arbeitet und ihn deshalb beleidigt. „Sie haben Schmarotzer zu mir gesagt“, sagte der Geschädigte im Zeugenstand aus. Er räumte aber auch ein, dass ein oder andere Schimpfwort gesagt zu haben. In der Summe entschied sich Richter Klaus Hüttermann , das Verfahren im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleiches einzustellen. Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahren und muss zusätzlich 1000 Euro Schmerzensgeld an sein Opfer zahlen und 600 Euro an das CJD.