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Auftragsvergabe Dicke Luft im Barbyer Hauptausschuss

Im Hauptausschuss von Barby platzte Bürgermeister Jens Strube der Kragen. Es gab Kritik an einer Auftragsvergabe.

Von Thomas Linßner 23.11.2016, 00:01

Barby l „Ich lasse mir nicht andauernd unterstellen, dass meine Mitarbeiter faul sind“, donnerte der sonst so ausgeglichene Bürgermeister. Seinen Geduldsfaden hatte Eckhard Henschel zum Reißen gebracht. „Wir können doch eigentlich immer externe Büros nehmen und die gesamte Verwaltung nach Hause schicken“, spitzte es Henschel sarkastisch zu.

Was war geschehen? „Der Stadtrat der Stadt Barby ermächtigt den Bürgermeister, die Steinbacher Consult GmbH für die Erfassung und Bewertung des Anlagevermögens der Straßen und Gebäude für insgesamt 48.341 Euro zu beauftragen.“

Dieser Satz in der Beschlussvorlage sorgte im Rathaussaal für einige Verstimmung. Mit anderen Worten: Es soll eine externe Ingenieurgesellschaft beauftragt werden. Kritik übten besonders die Ausschussmitglieder Norbert Langoff (Glinde) und Eckhard Henschel (Tornitz). Deren Tenor: Warum kann die Bewertung von Straßen und Gebäuden nicht selbst vorgenommen und warum muss der Auftrag dazu vergeben werden? (Diese Bewertung ist im Rahmen der doppelten Buchführung - der Doppik - für die notwendige Eröffnungsbilanz erforderlich.)

Eines der wichtigsten Bestandteile für die Eröffnungsbilanz seien die Werte des Anlagevermögens. Sie konnten bisher mit dem vorhandenen Personal der Stadtverwaltung nicht abschließend bestimmt werden, erklärte Bürgermeister Jens Strube. In den vergangenen sieben Jahren seien zehn Stellen abgebaut worden, der Altersdurchnitt der Mitarbeiter sei „überdurchschnittlich hoch“, der Krankenstand betrage zuweilen über 30 Prozent. Und schließlich müssten noch die Hochwasserschäden abgearbeitet werden.

„Ich bin enttäuscht, was auf dieser Strecke bisher überhaupt passiert ist. Wie viel Jahre beschäftigen wir uns schon damit und wie viel Leute wurden in der Verwaltung für die Bewertungen von Straßen und Häusern abgestellt?“, sagte Norbert Langoff vorwurfsvoll. Amtsleiter Holger Goldschmidt räumte ein, dass sich eine Mitarbeiterin jahrelang mit der Gebäudebewertung beschäftigt hatte. Sie habe sich am Modell eines westlichen Bundeslandes orientiert, das die Gebäude „sehr hoch“ bewertete. Kämmerin Claudia Blumtritt sagte dazu: "Vom Land Sachsen-Anhalt gibt es dafür keine Vorgaben."

Diese Bewertung sei aber von der Aufsichtsbehörde nicht anerkannt worden. Fazit: Jahrelang umsonst gearbeitet. Woraufhin Henschel und Langoff die Frage stellten: Warum hat man das nicht eher erkannt und die Mitarbeiterin in die falsche Richtung arbeiten lassen?

Ausschussmitglied Dirk Trappe: „Mir gefällt das alles auch nicht, aber wenn zwei gestandene Amtsleiter sagen, das geht nicht anders, dann müssen wir das so machen.“ Schließlich blieb Bürgermeister Strube nichts anderes übrig, als die hitzige Debatte zu beenden.

Dem Stadtrat wird in seiner Sitzung am 1. Dezember empfohlen, der Beauftragung eines Ingenieurbüros zur Bewertung des Gebäudevermögens zuzustimmen.