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Ehejubiläum Die Nachbarn verkuppelten sie

Vor 50 Jahren heiraten Rita und Klaus Paul. Die größte Belastungsprobe der Schönebecker war ein eingestürztes Haus.

Von Massimo Rogacki 10.10.2016, 01:01

Schönebeck l Einen Moment in ihrem Leben wird Rita Paul nie vergessen. Sie als junge Frau auf einem Moped sitzend. Auf dem Weg von Magdeburg zurück nach Schönebeck. Hinten auf dem Gefährt schaukelt ein mehr schlecht als recht befestigtes Waschbecken von links nach rechts. Und bringt die zierliche Frau in jeder Kurve beinahe zu Fall. „Das war eine Fahrt“, entsinnt sie sich.

Doch immer der Reihe nach. Rita ist 14 Jahre jung, als sie den 16-jährigen Paul bei ihrem gemeinsamen Nachbarn kennenlernt. „Das wäre doch einer für Dich“, raunt der Nachbar ihr zu. Kurze Zeit später steht fest: Er ist wirklich einer für sie. Der „Frohsianer“ Paul und die Schönebeckerin Rita lernen sich näher kennen, lieben und heiraten 1966. Auf dem Firmengelände von Hermania an der Geschwister-Scholl-Straße. Klaus Paul arbeitet dort in der Schmelzerei.

Es folgt 1972 der Umzug in das Haus in der Barbyer Straße. Einiges wird man hier machen müssen, denkt sich das Pärchen noch. Nur kurze Zeit später liegt das ohnehin marode Bauwerk in Schutt und Asche. Das größte Problem dabei: Klaus Paul liegt darunter. „Ich hatte eine Kopfverletzung und einen gebrochenen Oberschenkel“, erinnert sich der gelernte Maurer. Glück im Unglück, es hätte noch schlimmer kommen können. Für ihn folgt ein Aufenthalt in einem Magdeburger Krankenhaus.

Seine Rita macht sich daran, Materialien für den Wiederaufbau des Hauses heranzukarren. Wie gesagt, mit einem Moped und auch sonst nur unter erheblichen Erschwernissen. Denn während zuhause die Arbeiter mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind, beschafft sie so ziemlich alles, was notwendig ist. Und sie arbeitet. Bis Anfang der 90er Jahre ist sie in wechselnden Fabriken beschäftigt. Unter anderem in einer Seilerei und in einer Papierfabrik. Doch zurück zur Barbyer Straße. Hier nimmt alles ein gutes Ende. Klaus wird aus dem Krankenhaus entlassen. Das Haus an selbiger Stelle neu errichtet. Noch heute wohnen die Pauls dort.

Im Bootshaus Delphin begingen sie am Sonnabend ihren 50. Hochzeitstag – aufgrund ihrer Tochter Nadine. Einst Nachwuchskanutin, hat sie ihr Paddel schon vor einiger Zeit an den Nagel gehängt. Ehrenamtlich für die Kanuten des Bootshauses sind die Pauls trotzdem noch tätig. Aus alter Verbundenheit. Vielleicht folgt eines von drei Enkelkindern noch1 einmal dem Beispiel der Paul-Tochter.

Dass es das Paar 50 Jahre miteinander ausgehalten hat, erklärt Rita kurz und bündig: „In jeder Küche raucht‘s mal. Aber dann rauft man sich einfach wieder zusammen“, so lautet ihr Rezept für das fortdauernde Eheglück. Ansonsten helfe nur: Viel miteinander reden, Probleme gemeinsam angehen. Und selbst wenn einmal das Haus zusammenstürzt – für die Pauls gibt es einfach keinen Grund zu verzagen.