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Schadensbeseitigung Festscheune soll im August fertig sein

Lödderitz Ortsbürgermeister Kromer lud Dienstagabend zu einer Sitzung ein. Der Grund: Frust über schleppende Hochwasserschadensbeseitigung.

Von Thomas Linßner 24.03.2016, 04:00

Lödderitz l Es ist Punkt 19 Uhr im Haus Dorfstraße 36, wo auch die freiwillige Feuerwehr nach dem Deichbruch ihr Ausweichdomizil gefunden hat. An der Stirnseite sitzen neben Ortsbürgermeister Michael Kromer, den Ortschaftsräten Ingolf Fietz und Bernd Knopf auch Amtsleiter Holger Goldschmidt und Joachim Stübner, Chef der Projektsteuerungsgruppe Hochwasserschäden. Der Raum hat sich gut gefüllt, viele Lödderitzer sind gekommen.

Gleich zu Beginn blickt der Bürgermeister in den Raum und mahnt vorsichtshalber: „Leute, bleibt ruhig und sachlich!“ Er tut das nicht ohne Grund: Besonders in den vergangenen Wochen hatten die Lödderitzer immer wieder ihren Frust bei ihm abgeladen. „Wir sind jetzt drei Jahre nach dem Hochwasser, und es ist nichts, rein gar nichts passiert“, schimpft Kromer. Sein Blick streift verächtlich den Laptop von Projektsteuerer Stübner, der neben ihm sitzt. „Ihre rot, grün, gelben Tabellen brauchen wir jetzt nicht. Ich möchte ganz präzise, kurz und knapp wissen, wie ist der Stand der Dinge!“ An Goldschmidt gewandt beklagt Kromer, dass die Lödderitzer von der Verwaltung „kaum informiert“ werden. Seine E-Mails würden nicht beantwortet.

Holger Goldschmidt argumentiert, wie er es in ähnlichen Sitzungen immer tut: Die Verwaltung schlage sich mit 220 Maßnahmen herum; man habe schlechte Erfahrungen mit Schnellschüssen in der Vergangenheit gemacht. Damit meint er die Vorfinanzierung des Sportplatzes Breitenhagen aus der Stadtkasse, der in Teilen nicht förderfähig war. Der Amtsleiter lobt die Arbeit der Projektsteuerer, die aber leider erst im vergangenen Jahr begann, weil das Land ihn „viel zu spät erhörte“.

Joachim Stübner ist etwas pikiert, weil Kromer seine „bunten Bildchen“ nicht sehen will. Es wäre schneller gegangen, die Listen an die Wand zu projizieren. Bevor er ins Detail geht, stellt er einen Grundsatz klar: „Sämtliche Hochwassermaßnahmen werden von Bund und Land zu hundert Prozent finanziert. Sie obliegen einer sehr strengen Reglementierung hinsichtlich der Budget-einhaltung.“ Der Dresdener erinnert auch daran, dass in Sachsen-Anhalt jede einzelne Maßnahme beantragt und abgerechnet, in Sachsen mehrere „in einem Topf“ zusammen gefasst werden. Und noch was kompliziere die Umsetzung: Rund dreiviertel aller Lödderitzer Schäden würden deutlich teurer, als bei der „ersten schnellen Kostenschätzung“. Die Nachbeantragung dieser Gelder mache die Sache nicht leichter. Stübner begründet das nicht zuletzt durch eine „striktere Umweltgesetzgebung“, die es 2013 noch nicht gab. So müsse Erdaushub, der vor drei Jahren wieder verwendet werden konnte, heute auf der geschlossenen Deponie entsorgt werden.

Ein Beispiel sei der Abriss des Lödderitzer Gemeindebüros, in dem sich auch die Heimatstube befindet. Hier steigen die Kosten von 95 000 auf 150 000 Euro. (Goldschmidt: Das Haus wird erst abgerissen, wenn für die Heimatstube ein neues Domizil gefunden wird.)

Doch am meisten brennt den Lödderitzern die schleppende Sanierung ihrer Festscheune unter den Nägeln. Laut Kromer sei es das einzige Objekt der Einheitsgemeinde, das seine Betriebskosten selbst erwirtschafte. Hierzu gibt Ingolf Fietz Auskunft, der nicht nur Ortschafts- und Stadtrat, sondern auch Planer dieser Maßnahme ist. Wacker gibt er den Planungsstand bekannt - man sieht aber auch, dass er dabei ein bisschen nervös wirkt. Büros wie das seine stoßen derzeit an die Belastungsgrenzen, der vielen Aufträge wegen. Als er sagt, dass einige Gewerbe noch ausgeschrieben werden müssen, geht ein Raunen durch den Raum. Denn zwischen Ausschreibung und Realisierung liegen sechs bis acht Wochen.

Eine junge Frau möchte im September die Festscheune für eine Feier nutzen. Ist sie zu diesem Zeitpunkt fertig? Fietz spielt mit dem Kugelschreiber in seinen Händen etwas hektischer. Auf konkrete Nachfrage lässt er sich zu einem Fertigstellungstermin fest nageln: „Vor dem Heimatfest.“ Stübner hakt nach: „Wann ist das?“ Fietz: „Am letzten August-Wochenende.“ Stübner murmelt: „Sportliches Ziel ...“ Um die Sache im Auge zu behalten möchte er zu den Bauberatungen eingeladen werden. Der Hintergrund: Zuweilen muss Druck gemacht werden, was die Termintreue der Firmen betrifft.

Für das neue Feuerwehrgerätehaus sei Baubeginn Mitte Juli, teilt Stübner mit. Auch bei diesem Thema machte Unmut die Dorfrunde, weil auch dieses Objekt teurer wird und man eine unverhältnismäßig größere Zeitverzögerung vermutete. Auch wenn die Finanzierung der Differenz noch nicht geklärt sei: Der Bau beginnt.