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Flugplatz Borstel Mehr Gewerbeflüge erwartet

Der Verkehrslandeplatz Stendal-Borstel ist der einzige seiner Art im Norden Sachsen-Anhalts.

Von Donald Lyko 02.09.2015, 03:00

Stendal l 144 Seiten ist das Konzept dick, das den Titel „Luftverkehr in Sachsen-Anhalt – Strategisch. Wettbewerbsfähig. Zentral“ trägt und das das Luftfahrtkonzept aus dem Jahr 2004 novelliert. Darin werden die Ziele für die Entwicklung des Luftverkehrs in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2023 beschrieben – und damit auch die Entwicklung des Flugplatzes Stendal-Borstel. Er ist einer von fünf Verkehrslandeplätzen in Sachsen-Anhalt, aber der einzige im Norden des Bundeslandes. Und er soll, wie alle anderen Standorte auch, „zukunftsfähig gestaltet“ werden, heißt es im Konzept.

Denn der Luftverkehrssektor gilt als Wachstumsmarkt. Darum will das Land den Flugplätzen des allgemeinen Verkehrs, wie die Verkehrslandeplätze auch genannt werden, weiterhin finanziell unter die Arme greifen, wenn sie sich in öffentlicher Hand befinden. Der Stendaler Platz wird von der Flugplatzgesellschaft Stendal-Borstel mbH betrieben, deren Gesellschafter die Hansestadt Stendal (40 Prozent), der Landkreis Stendal (55 Prozent) und der Aero-Club Stendal (5 Prozent) sind.

Mit etwa 18 000 Flugbewegungen im Jahr 2013 – auf diesen Zahlen basiert das neue Konzept – gab es auf dem Borsteler Platz Luftverkehrsaktivitäten in erheblicher Zahl. Die Verkehrslandeplätze Stendal-Borstel, Dessau, Ballenstedt, Halle/Opin und Magdeburg-City sowie der Verkehrsflughafen Magdeburg/Cochstedt haben zusammen zwei Drittel aller Flugbewegungen im Land abgewickelt – zwölf Prozent davon der Stendaler Platz.

Das Land möchte die bestehende Luftverkehr-Infrastruktur erhalten, wobei nicht nur der Kostenfaktor gesehen werden soll, sondern der Flugverkehr als Teil der staatlichen Daseinsvorsorge. Weil abgesehen von saisonalen Angeboten am Standort Cochstedt an keinem anderen Standort regelmäßig Passagierdienste angeboten werden, kommt der allgemeinen Luftfahrt auf den fünf Verkehrslandeplätzen nach Ansicht der Konzept-Autoren eine „besondere Bedeutung“ zu. So wird für Stendal eine Zunahme des gewerblichen Luftverkehrs in den kommenden Jahren erwartet. Von den insgesamt 13 358 Starts in Sachsen-Anhalt im gewerblichen Verkehr im Jahr 2013 erfolgten 22 Prozent (knapp 3000 Starts) vom Borsteler Platz aus. Die Prognosen sehen für Stendal bei den gewerblichen Starts einen Anstieg auf knapp 5000 im Jahr 2023. Bei den nichtgewerblichen Flügen wird ein leichter Rückgang erwartet, wie für fast alle Standorte im Land.

Als einziger Verkehrslandeplatz im Norden Sachsen-Anhalts punktet Borstel mit seiner infrastrukturell sehr günstigen Lage am Eisenbahnknotenpunkt mit Magdeburg im Süden, Hannover im Westen, Hamburg im Norden und Berlin im Osten. Zudem gibt es mit der B 188 und der B 189 zwei Bundesstraßen und in einigen Jahren die A 14. Gerade außerhalb großer Ballungszentren biete ein gut ausgebauter Verkehrslandeplatz „einen direkten und problemlosen Zugang zu einem unabhängig von Straße und Bahn bestehenden Verkehrsnetz“, heißt es im Konzept über den Stendaler Platz. Unter anderem wegen des Zeitvorteils des individuellen Luftverkehrs sei ein solches Angebot „bei der Standortsuche potenzieller Investoren ein nicht zu unterschätzendes Entscheidungskriterium“.

Der Borsteler Flugplatz hat sich in den vergangenen Jahren aber auch mit Luftsport einen Namen gemacht. Jüngstes Beispiel ist die Deutsche Segelflug-Meisterschaft, die im August ausgetragen wurde. Viele nationale und internationale Veranstaltungen hatten zuvor den Verkehrslandeplatz Stendal-Borstel bekannt gemacht. Ob nun Segelflieger, Kunstflieger, Hubschrauberpiloten, ob Fallschirmspringer, Ultraleicht- oder Doppeldeckerpiloten – sie waren zu Wettkämpfen da oder zu Fliegertreffen. Hinzu kommen Flugsicherheits- und Ausbildungscamps, unter anderem von der Bundeswehr und von Airbus-Flugsportlern.

Im Luftverkehrskonzept Sachsen-Anhalt werden Maßnahmen bis 2020 und darüber hinaus formuliert. Für Stendal sind dabei zwei Ziele besonders zutreffend: Umsetzung von ökologisch bedeutenden Maßnahmen (unter anderem durch Kultivierung nicht benötigter Flächen) und die Erhöhung der Akzeptanz des Flugplatzes durch Ausschöpfung nicht originärer Ressourcen. Heißt: Die Attraktivität des Platzes wird durch eine multifunktionale Nutzung erhöht. Dass dies seit Jahren erfolgreich läuft, zeigt als aktuelles Beispiel das gerade laufende Indian-Spirit-Festival. Es gab und gibt außerdem Motocrossrennen, VW-Treffen, Konzerte, Freiluftkino, Fahrsicherheitstrainings und mehr.

„Wir als Betreibergesellschaft sehen uns mit dem Luftverkehrskonzept in unseren bisherigen Anstrengungen zur stetigen Entwicklung des Standortes Stendal-Borstel bestätigt“, sagte Geschäftsführer Matthias Jahn auf Nachfrage. Mit dem Konzept als „umfassende Planungs- und Entscheidungsgrundlage sind wir für die kommenden Jahre gut gerüstet“. Auch, was die Möglichkeit finanzieller Unterstützung betrifft. Denn auf Basis des Konzeptes kann für konkrete Vorhaben beim Land Fördergeld beantragt werden. Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel Geld für moderne Tore für die Hangars sowie deren noch laufende Dachsanierung. Ein Antrag gestellt wurde für eine neue Wetterstation. „Die jetzige ist 13 Jahre alt und langsam in die Jahre gekommen“, erklärte Matthias Jahn.

Neben Stendal-Borstel als Verkehrslandeplatz gibt es in der Altmark noch das Segelfluggelände Salzwedel-Klein Garz, die Sonderlandeplätze Gardelegen, Kunrau/Jahrstedt und Klietz/Scharlibbe sowie die Hubschrauberflugplätze des Stendaler Johanniter-Krankenhauses und des Gardeleger Altmark-Klinikums. Auch sie werden im Luftverkehrskonzept berücksichtigt.