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Kino-Geschichte Als Photographien lebendig wurden

Das erste Kino in Stendal eröffnete 1908. Bis heute gab es acht Kinos, einige existierten über mehrere Jahrzehnte.

Von Nora Knappe 01.04.2017, 01:01

Stendal l Der 12. Februar 1908 war der Geburtstag des Kinos in Stendal. Im Lokal „Fürstenhof“ im Schadewachten wird von Schankwirt Wilhelm Bauseneick ein „Theater lebender Photographien“ eröffnet. Das Besondere daran ist, dass es ein ständiges Kinematographentheater ist und kein reisendes. Von denen hebt sich der Unternehmer Bauseneick schon in seiner Anzeige zur Eröffnung ab: „Ich bitte, mein Unternehmen nicht mit den üblichen Kinematographen-Vorstellungen auf Jahrmärkten zu vergleichen; mein dezentes Familienprogramm umfaßt sowohl wissenschaftliche wie unterhaltende Films und bietet Belehrung und Abwechselung in Fülle für einen ganzen Abend.“

Zur Eröffnungsvorstellung wird eine Serie von Bildern gezeigt, die „stürmische Heiterkeit“ hervorruft, wie zwei Tage danach in der Zeitung zu lesen ist. Auch „aufregende Verbrecherjagden“ waren zu sehen, die „den von vielen gern empfundenen Nervenkitzel“ bereiteten. Hervorgehoben wird die „infolge der Vorzüglichkeit des Apparates“ vollkommene Darstellung der Bilder: „Das lästige Flimmern fällt fast ganz fort.“

Schon wenig später, im März 1908, gibt es Konkurrenz: In der Breiten Straße 7 eröffnet das Berliner Kinematograph-Theater „Metropol“ eine Filiale, wirbt mit: „Täglich singende und sprechende lebende Bilder“. Was es zur damaligen Zeit hieß, wenn ein „Film“ gezeigt wurde, wird am folgenden Programmhinweis deutlich: „Die lustige Witwe“ wird in 8 Bildern aufgeführt.

Vier Jahre später hält ein weiteres Kino Einzug in Stendal: In der Breiten Straße 4/Ecke Stavenstraße eröffnet das „Apollo“.

Wie lange die einzelnen Kinos genau existierten, ist nicht explizit dokumentiert. Eines der langlebigsten war das „Capitol“ in der Breiten Straße 16: Berücksichtigt man den Vorgänger „Central-Lichtspiele“ an selber Stelle, der im Mai 1930 eröffnete, hatte das Kino über 50 Jahre Bestand. 1983 musste das „Capitol“ wegen Baufälligkeit geräumt werden, nach der Wende verkaufte die Treuhand das Gebäude an die Ufa. Ein Kino jedoch zog hier nicht mehr ein, das Haus wurde 1997 abgerissen.