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Breite Straße Händler wollen autofreie Straße im Advent

Hoffnung für die Händler der unteren Breiten Straße in Wernigerode. Seit Jahren kämpfen sie für eine Sperrung an den Adventswochenenden.

Von Ivonne Sielaff 29.10.2015, 00:01

Wernigerode l Die untere Breite Straße an den Adventswochenenden für den Verkehr sperren – eigentlich war das Thema vom Tisch. Wie schon 2012, 2013 und auch im vergangenen Jahr hatte die Wernigeröder Stadtverwaltung dem Wunsch vieler ansässiger Händler eine Absage erteilt. Die Breite Straße bleibt für den Verkehr frei. Der Aufwand, den eine Sperrung nach sich zieht, sei zu hoch. Einbahnstraßen wie die Pfarr- oder die Ringstraße würden zur Sackgasse. Zudem würde eine Hauptroute für den Bus- und Radverkehr wegfallen, hieß es in der Vergangenheit.

Diesmal wollte sich Matthias Winkelmann, CDU-Stadtrat und Händler in der unteren Breiten Straße, nicht mit dem Nein abfinden. Er formulierte eine Vorlage für den Stadtrat. Darin schlug er im Namen seiner Fraktion eine Sperrung an allen vier Adventswochenenden, jeweils Sonnabend von 10 bis 19 Uhr und Sonntag von 12 bis 19 Uhr, vor. Die Gehwege seien in dieser Zeit für ein gemütliches Schlendern zum Weihnachtsmarkt nicht ausreichend, so Winkelmann. Fußgänger müssten auf die Fahrbahn ausweichen. Verärgerte Autofahrer und Passanten seien das Ergebnis.

Im Ordnungsausschuss erntete der Vorschlag Zustimmung. „Fakt ist, Wernigerode gerät zwischen Quedlinburg und Goslar ins Hintertreffen“, so Christian Härtel (Linke). „Wir müssen reagieren. Wenn wir länger warten, kriegen wir nicht mehr die Kurve.“ An den Adventswochenenden sei die untere Breite Straße genauso voll wie die Fußgängerzone. „Da ist kein Platz für Autos. Ein Wunder, dass es bisher keinen schlimmen Unfall gab“, so Härtel. Siegfried Siegel würde die Sperrung sogar für „länger unterschreiben“, sagte der SPD-Mann. „Ich bin ein Verfechter einer durchgängigen Fußgängerzone in der Breiten Straße.“

Man habe den Händlern in diesem Jahr bereits einen ablehnenden Bescheid erteilt, so Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich. Zudem falle eine Straßensperrung formell nicht in den Zuständigkeitsbereich des Stadtrates. „Sollte der Stadtrat grünes Licht geben, muss der Oberbürgermeister dem Beschluss aus juristischer Sicht widersprechen“, so Fröhlich in Hinblick auf die Sitzung am 5. November. Er habe sich darüber bei der Kommunalaufsicht erkundigt. Dennoch sei das letzte Wort nicht gesprochen. „Wir nehmen den Vorschlag auf und prüfen noch einmal, welche Möglichkeiten es gibt.“

Man sei dabei, einen Kompromiss zu erarbeiten – eine ähnliche Regelung wie bei der Baustelle Breite Straße/Große Bergstraße, ergänzte Ordnungsdezernent Volker Friedrich. Die Verkehrsbeziehungen zu den Nebenstraßen seien jedoch nicht so leicht zu kappen. Zudem müsse die Sperrung personell abgesichert werden. „Das ist eine Frage der Finanzen“, so Friedrich, der sich wünschte, dass die Vorlage in ihrer „Brachialform“ vom Tisch kommt. Matthias Winkelmann störte sich am Begriff „Brachialform“. „Wir kämpfen seit Jahren für diese Sperrung.“ Bürgerinitiative und Unterschriftensammlung hätten nichts gebracht. „Ich bin erstaunt, dass es jetzt heißt: Mal sehen“, so Winkelmann. Erst durch die Vorlage sei der Verwaltung signalisiert worden, dass eine Mehrheit hinter der Idee steht, entgegnete Fröhlich.

Mehrheitlich votierten die Ausschussmitglieder für Winkelmanns Vorschlag. Das Ordnungsamt wurde beauftragt, bis zum Ende der Woche einen Kompromiss vorzulegen. „Dann kann der Antragsteller abwägen, ob er seine Vorlage zurückzieht oder es auf die Abstimmung im Stadtrat ankommen lässt“, fasste Ausschusschef André Weber (CDU) zusammen.