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Bienen Per Mausklick in den Bienenschwarm

Wernigeröder Stadtfeld-Gymnasiasten richten Liveschaltung zu hauseigenen Honigbienen ein.

Von Uta Müller 11.06.2017, 09:19

Wernigerode l Reger Flugverkehr herrscht über einem 6.000 Quadratmeter großen Garten in der Schmatzfelder Straße: Bienen sausen in Schwärmen heran. Vollgepackt mit Nektar und Pollen verschwinden sie durch ein kleines Loch in den wuchtigen, dunkelgrünen Bienenkästen auf dem Areal des VHS-Bildungswerks Wernigerode. In den Kisten leben die Bienenvölker, die von Schülern des Stadtfeld-Gymnasiums betreut werden. Die Jungen und Mädchen gehören der Arbeitsgemeinschaft (AG) Bienen an, die von der Lehrerin Evelyn Dübner geleitet wird.

Neben den Bienenhäusern steht noch ein Kasten – ein ganz besonderer. Dieser ist vollgestopft mit Messtechnik, rote und gelbe Kabel hängen heraus. „In der Box ist der Mini-Computer Raspberry Pi eingebaut“, erklärt Lehrer Steffen König. Er betreut die Schülerfirma am Gymnasium und fügt hinzu: „Raspi, wie der Computer genannt wird, verfügt über eine internetfähige Mini-Kamera. Diese überträgt die Bilder vom Bienenstock auf die Homepage der Schule.“ Energie bekomme der etwa kreditkartengroße Rechner über eine Solarstromanlage auf dem Dach der Konstruktion.

Bis jetzt konnten nur die Schüler der Bienen-AG einen Blick auf die fleißigen Insekten erhaschen. Nun will CC-Stadtfeld, so der Name der Schülerfirma, eine Livebeobachtung für alle Gymnasiasten per PC ermöglichen. Zeitlich gesteuert, fotografiert die Kamera in gewissen Abständen das Treiben der Bienen.

„Die Einflugschneisen der Bienenschwärme befinden sich unter permanenter Beobachtung des Kamera-Objektivs. Per Mausklick schalten sich die Schüler über das Internet aus dem Klassenraum vor den Bienenstock“, sagt Steffen König. So können die beiden Bienenvölker rund um die Uhr aus sicherer Entfernung vom Bildschirm aus beobachtet werden.

Imker Enrico Kretschmar, der als Experte der Bienen-AG fachlich zur Seite steht, ist von der Beobachtung über das Internet begeistert. Die Kinder und Jugendlichen erfahren beispielsweise: „Was machen die Bienen, bevor ein Gewitter losgeht? Zu welchen Zeiten starten sie ihre Schwarmflüge?“ Für den Bienen-Fachmann ist das pädagogische Imkern im Sinne der Natur.

Das fächerübergreifende Lernen bewog auch Tobias Stöber von der Firma Tuxmania das Projekt zu unterstützen. Der Systemadministrator berät die jungen Informatiker bei technischen Fragen und steuert benötigte Software bei. „Die interdisziplinäre Arbeitsweise der Fächer Biologie, Informatik und Technik fasziniert mich. Ich bin gern dabei“, so der Computer-Experte.

Die Ausbildungswerkstatt der Thyssen KruppPresta GmbH Ilsenburg nahm sich der Hardware an. Die Zerspanungsmechaniker Dominik Domogalla und Max Meyer bauten die Kiste für den Mini-Computer und die Kamera sowie die Halterung für die Photovoltaikanlage.

Für Evelyn Dübner ist die Kooperation mit der Schülerfirma und die Unterstützung durch die Unternehmen von unschätzbarem Wert. Unter ihrer Leitung erforschen Mädchen und Jungen der Klassen 5 bis 9 regelmäßig das Leben der Honigbiene. Die Biologie-Lehrerin plant für das nächste Schuljahr, ein drittes Bienenvolk zu erwerben. Über die hauseigene Schülerfirma wird der Honig bereits vermarktet.