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Bildung Hilfe für den Start ins berufliche Glück

Die Akademie Überlingen in Wernigerode begleitet seit 1991 zahlreiche Menschen auf dem Weg in einen neuen Beruf.

Von Katrin Schröder 19.08.2016, 01:01

Wernigerode l „Wir haben schon viele Menschen glücklich gemacht“ – das ist der erste Satz, mit dem sich die Wernigeröder Filiale der Akademie Überlingen im Internet vorstellt. „Es gibt immer wieder Teilnehmer, die nach einer Fortbildung beruflich neu angefangen haben“, sagt Karin Fricke. Gemeinsam mit Katja Feldmer leitet sie die Niederlassung des Bildungsträgers, der seit 1991 in Wernigerode aktiv ist. Zum Geburtstag gratulieren heute unter anderem Landrat Martin Skiebe (CDU), Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) sowie der Akademie-Hauptgeschäftsführer, Matthias Glasmeyer.

Die Akademie Überlingen hat ihren Namen von der Stadt Überlingen am Bodensee – dort wurde das Unternehmen 1969 gegründet. 35 Standorte in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt mit mehr als 4000 Schulungsplätzen unterhält die Akademie derzeit.

Nach der Wende baute der Bildungsträger Filialen im Osten Deutschlands auf – Wernigerode war die erste. 1991 hat die Akademie, damals noch in der Breiten Straße 1, direkt am Markt, Weiterbildungen für Fach- und Hochschulabsolventen angeboten. Aufgebaut wurde ein technischer Trainingsbetrieb für rechnergestütztes Konstruieren (CAD) für Ingenieure und Techniker. Akademiker aus dem kaufmännischen Bereich wurden in Sachen Marketing und Controlling geschult.

Zwei Entwicklungen fielen zu dieser Zeit zusammen, weiß Karin Fricke. „Die Umstrukturierungen im System haben das Thema Arbeitslosigkeit entstehen lassen, das es in der DDR zuvor nicht gegeben hat.“ Die Menschen, die ihre Arbeitsstelle verloren, mussten sich auf die neue Zeit einstellen und dafür Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben. Gleichzeitig machte die Technologie große Sprünge. „Es ging Anfang der 1990er-Jahre rasant voran in der Entwicklung der Computertechnik“, sagt Karin Fricke. In Ost wie West tat Weiterbildung Not. Die Nachfrage war groß, und nach dem Umzug der Einrichtung in die Ilsenburger Straße wurde das Angebot ausgeweitet. Heute bietet die Akademie Überlingen in Wernigerode Aus- und Weiterbildungen in mehr als 20 Berufen an, die sich auf fünf Fachbereiche verteilen. Neben Wirtschaft, Verwaltung, IT und Sprachen sowie Lager, Handel und Verkauf wird für das Hotel- und Gaststättengewerbe ausgebildet. „In den 1990er-Jahren war das ein recht großer Schwerpunkt“, sagt Karin Fricke – bedingt durch den Bedarf in der Touristenstadt Wernigerode und der Urlaubsregion Harz. Damals wurden viele Klassen mit großen Schülern ausgebildet. „Momentan ist es jedoch schwierig, den Bereich zu besetzen, weil nur wenige Interesse an einer Arbeit in der Branche haben“, weiß Karin Fricke.

Damit einher geht, dass sich die Tätigkeitsfelder der Akademie Überlingen im Lauf der Zeit stark gewandelt haben. Standen zunächst Bildung und Wissensvermittlung im Vordergrund, verschob sich der Schwerpunkt in den 2000er-Jahren auf die Jugendarbeitslosigkeit, zum Beispiel mit der Initiative „Gegen Abwanderung junger Landeskinder“, die 2003 von der Landesregierung und einigen Arbeitsagenturen angestoßen wurde. Die Wernigeröder setzten das Pilotprojekt um, das binnen zehn Jahren 245 Jugendlichen beim Weg ins Berufsleben geholfen hat.

Heute steht die Arbeit mit Langzeitarbeitslosen im Zentrum, ebenso die Förderung von Jugendlichen und anderen Gruppen, die speziellen Bedarf haben. 2009 eröffnete die Akademie Überlingen zum Beispiel unter dem Namen „Stabil“ eine Produktionsschule für Jugendliche mit Förderbedarf, die am Übergang in Ausbildung und Beruf stehen. Und 2015 startete das Haus der Inklusion, ein Projekt für Menschen mit Schwerbehinderung. Für Flüchtlinge wird derzeit ein erster Integrationskurs in Wernigerode abgehalten.

Aktuell werden monatlich rund 300 Teilnehmer an den Standorten in Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg ausgebildet. Betreut werden sie von rund 40 Mitarbeitern, 23 von ihnen sind überwiegend in Wernigerode tätig. Manchmal bekommen sie Besuch von ehemaligen Schülern. „Zuletzt war ein älterer Herr bei uns, der ohne große Hoffnung eine Weiterbildung begonnen hat“, berichtet Karin Fricke. Jetzt hat er eine neue Arbeit in einem Wolfsburger Projektbüro gefunden. „Über so etwas freuen wir uns natürlich sehr.“