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Buchverlag Große Ehrung für Harzer Wanderkarten

Auf der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin wird der Schmidt-Buch-Verlag aus Wernigerode für sein Kartenwerk ausgezeichnet.

Von Olaf Tost 09.03.2017, 09:39

Wernigerode l „Wir sind stolz und freuen uns, dass unser Karten-Set den Preis auf der Internationalen Tourismus-Börse gewinnt“, sagt Verlagsinhaber Thorsten Schmidt. „Zumal wir neben einem sächsischen Verlag die einzigen Preisträger aus den neuen Bundesländern sind, Berlin ausgenommen“, fügt der Wernigeröder hinzu.“

Das preisgekrönte Werk, eine vierteilige Wander- und Fahrradkartensammlung, ist in hoher Auflösung auf Polyethylen-Folie gedruckt. Reißfest und abwischbar taugt sie auch für stürmisches Wetter und häufige Benutzung. Die Karten im Maßstab 1:30.000 bieten sportlichen Harz-Touristen ein Fülle von Informationen, die mit kostenlosen Downloads von der Verlagswebsite ergänzt werden können. Ein Angebot, das die Juroren der Internationalen Tourismus-Börse Berlin überzeugt hat.

Der BuchAward soll Aufmerksamkeit für hochwertige Tourismus-Veröffentlichungen schaffen. Ein Preisgeld gibt es nicht. Nachdem sich „Der Harz in 4 Teilen“ knapp 70.000 mal verkauft hat, kann das Verlegerpaar Marion und Thorsten Schmidt zwar über aufmerksame Kunden kaum klagen. Das Urteil der Fachleute ist trotzdem eine willkommene Anerkennung für jahrelangen Fleiß.

„Bei uns mischen sich Arbeit und Privates ständig“, erklärt der 51-jährige Ehemann. „Wenn wir mit unserem Hund auf eine dreitägige Wanderung gehen, haben wir stets unsere Karten und Technik dabei. Damit kontrollieren wir selbst, ob Wege und Markierungen noch stimmen.“ Im vergangenen Jahr sind die Schmidts dem Harzklub beigetreten. Mit den organisierten Wanderern des Vereins tauschen sich die Kartenmacher schon lange aus, um ihre Produkte auf den neuesten Stand zu bringen.

„Wir verwenden zur Recherche auch Google Earth und kostenlose Karten aus dem Internet, sogenannte Open Source Maps. Aber unser oberster Grundsatz ist: Bei uns kommt nichts ungeprüft auf die Karte“, versichert Thorsten Schmidt.

Beim 1990 gegründeten Schmidt-Buch-Verlag machen Karten heute rund die Hälfte des 55 Titel umfassenden Programms aus. Begonnen hatten die Wernigeröder allerdings mit Reiseführern. Als sie bei der eigenhändigen Auslieferung ihrer Ware von Buchhändlern auf Karten angesprochen wurden, entschlossen sie sich anlässlich des Deutschen Wandertages 1996 für einen Versuch.

Die Schmidts nahmen einen Kredit auf, der für einen Mittelklasse-Wagen gereicht hätte, heuerten einen Kartografen an und produzierten ihre erste Harzkarte. Sie wurde ein Erfolg und die Datenbasis vieler weiterer Karten. Marion Schmidt: „Es geht bei uns nicht vorrangig darum, das zu machen, was Gewinn verspricht. Sondern darum, ob wir einen Titel gerne produzieren wollen und das Geld dafür auftreiben können. Was finanziell dabei rauskommt, ist zweitrangig.“ Dass sie damit oft genug den Geschmack ihrer Kunden treffen, ist sicherlich ein Glücksfall für die Verleger.

Auch bei ihren Reiseführern arbeiten die studierte Journalistin und der gelernte Buchhändler nach eigenem Konzept. Sie recherchieren und fotografieren stets selbst. Ihren Autoren geben sie Struktur und Konzept vor. Die Bücher glänzen mit einer Fülle an Hintergrundinformationen, verzichten aber auf Shopping-Tipps und Nachtklub-Empfehlungen. Die Leser, meist gebildete Menschen über 50, honorieren das.

Vom Stadtführer Wernigerode hat der Schmidt-Buch-Verlag seit 1991 rund 63.000 Stück abgesetzt, der Führer für Quedlinburg wanderte sogar 92.000 mal über die Ladentheke - Bestseller eines übersichtlichen Programms, das von den Verlegern ständig aktualisiert wird. So lassen sich einmal eingeführte Titel auch nach Jahren noch gut verkaufen. Voraussetzung dafür ist die Kundenpflege: Tourismus-Informationen und Buchhandlungen müssen regelmäßig besucht, Waren auch mal frei Haus geliefert werden.

In den letzten Jahren gewinnt das Internet für die Kundenbindung an Bedeutung. Darum kümmert sich in dem Familienunternehmen hauptsächlich Sohn Maximilian, mit 26 Jahre der älteste von zwei Söhnen. Neben der Luftfotografie mit dem Multikopter arbeitet der begeisterte Mountainbike-Fahrer gerade an zwei Karten für gleichgesinnte Sportler.

Der Junior sieht trotz Google Maps, Smartphone-Apps und Fahrrad-Navis einen anhaltenden Bedarf für klassische Landkarten: „Den richtigen Überblick für eine Tourenplanung finde ich nur auf einer Karte, den bietet mir eine App auf einem kleinen Bildschirm nicht. Außerdem liefern unsere Karten mehr und bessere Informationen.“ Der Vater ergänzt: „Die Käuferschaft der Karten hat sich sogar verjüngt, denn immer mehr Jüngere entdecken das Wandern. Manche machen Mehrtageswanderungen und schlafen auch im Wald.“

Um diese jüngeren Outdoor-Enthusiasten besser zu erreichen, betreibt der Schmidt-Buch-Verlag aus Wernigerode seit September 2016 eine Facebook-Seite. Vorausgegangen war eine Kooperation mit der Hochschule Harz, deren Studenten unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Fischbach einen „Leitfaden Social Media“ für den Verlag erstellte. Auf Facebook posten die Schmidts nun Nachrichten und Einblicke ins Verlagsleben. Sicherlich findet sich dort am 10. März auch ein Bild von der Verleihung des „ITB BuchAward 2017“ in Berlin.