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Jahresrückblick Schierke und Smatvelde als Antrieb

2016 ist „ein gutes Jahr“ für Wernigerode gewesen, sagt Oberbürgermeister Peter Gaffert. Sorgen bereitet ihm Populismus.

Von Holger Manigk 29.12.2016, 00:01

Wernigerode l Mit gemischten Gefühlen blickt Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert auf das Jahr 2016 zurück. Wie der parteilose Rathaus-Chef sagt, trüben weltpolitische Ereignisse – wie die Anschläge in Istanbul, Nizza oder vor kurzem in Berlin – die Sicht auf das Jahr. „Doch das hat keinen unmittelbaren Einfluss auf unsere Stadt.“ Wernigerode habe sich zum Positiven entwickelt. „Die Saat begonnener Projekte geht langsam auf – ob in Schierke oder im Gewerbegebiet Smatvelde.“

Gaffert verweist auf die sinkende Arbeitslosenquote der Stadt – sie liegt bei rund vier Prozent. „Wir haben fast Vollbeschäftigung erreicht.“ Neue Arbeitsplätze seien vor allem im Smatvelde entstanden. Der Babyschnuller-Hersteller Novatex hat im Gewerbegebiet am Nordrand der Stadt eine neue Fertigungshalle gebaut. Die Deutsche Post hat ihren Zustellstützpunkt vom Dornbergsweg ins Smatvelde verlegt. 50 Angestellte konnten somit ihre Arbeitsplätze in Wernigerode behalten.

Ebenso positiv sei der Trend, dass mehr Menschen nach Wernigerode ziehen als die Stadt verlassen. „In den 1990ern haben wir jedes Jahr 400 bis 800 Einwohner verloren, nun haben wir ein Plus von 150 bis 200 Menschen.“ Das Wanderungssaldo wirke sich aber noch nicht auf die Einwohnerzahl der Stadt aus – 2016 sind mehr Wernigeröder gestorben, als geboren wurden.

Die Stadtverwaltung habe viel Geld in die Sanierung historischer Gemäuer investiert – ob ins Haus Gadenstedt, am Oberpfarrkirchhof oder ins Stadtarchiv. „Das verschlingt viel Geld, ist aber ein wichtiges Pfund für Wernigerode“, sagt Peter Gaffert. Ein weiterer Meilenstein sei die Erweiterung des Luftfahrtmuseums gewesen. „Familie Aulich hat den Anbau privat – ohne öffentliche Zuschüsse – finanziert.“ Damit sei eines der wichtigsten touristischen Ziele nun noch attraktiver. Ebenso glaubt er, die junge Investorengruppe, die das Hasseröder Burghotel neu aufbaut, werde mit ihrem Konzept Erfolg haben.

Überzeugt ist Gaffert auch vom Ausbau Schierkes zum Tourismuszentrum. „Es gibt viele Skeptiker, manchmal habe ich das Gefühl, dass ich allein daran glaube.“ Doch die Strategie der Stadt, mit Investitionen in die Infrastruktur private Investoren in den Brockenort zu locken, gehe auf. „Wir haben bereits jetzt neue Ferienhäuser, alte Hotels werden modernisiert.“ Ein Durchbruch sei der Abriss des alten Heinrich-Heine-Hotels, an dessen Stelle ein neues Ferienresort erbaut wird. „Das bringt einen Qualitätsschub für die Hotellerie und 200 Betten mehr in Schierke“, sagt Gaffert. Aktuell bieten die Einrichtungen im Brockenort Platz für 1100 Gäste.

Das langfristige Konzept der Stadtverwaltung für Schierke werde Früchte tragen, ist sich Gaffert sicher. „Stadtentwicklung funktioniert nicht von einem Jahr aufs andere – auch nicht in Schierke.“ Mit dem Neubau des Eisstadions habe die Stadt eines der umstrittensten Projekte vorangebracht. „Wir liegen im Zeitplan, die Tiefbauarbeiten sind abgeschlossen.“ Die Feuerstein-Arena sei ein Alleinstellungsmerkmal in Sachsen-Anhalt, so der Oberbürgermeister. „Ich bin von der Nachfrage überzeugt.“

Wernigerode habe sich zudem einen Namen als Drehort für große Filmproduktionen gemacht. Der 2015 in der bunten Stadt am Harz gedrehte Streifen „Frantz“ feierte in diesem Jahr Premiere. Für „Die Hütte“ wurde im Wald bei Hasserode gedreht. „Diese Nische müssen wir weiter besetzen.“

Wie die Zukunftkonferenz „Wernigerode 2030“ gezeigt habe, „ist es wichtig, dass sich die Bürger mehr einbringen“, so Gaffert. Das habe auch die Landtagswahl im März bewiesen. „Obwohl es in unserer Stadt weder einen Kandidaten noch eine Wahlveranstaltung der AfD gab, haben fast 20 Prozent der Wernigeröder diese Partei gewählt.“ Gaffert mache es betroffen, dass sich so viele Menschen „für die populistische Richtung“ entscheiden. „Es gelingt uns nicht, Errungenschaften und positive Nachrichten zu transportieren“, so der Oberbürgermeister. Das sei die große Aufgabe für die Zukunft.