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Kunst „Es wird nie langweilig“

Die diesjährige Sommerakademie Harz ist mit einem Malkurs zuende gegangen. Jette Held vom Kunstverein zieht Bilanz.

Von Katrin Schröder 11.09.2016, 16:01

Tanne l Sabine Milank setzt feine, grüne Striche auf den ockerfarbenen Untergrund. „Das ist der Blick, der sich mir vor unserer Pension in Tanne geboten hat“, sagt die Dresdnerin. In der Sommerakademie Harz lernt die 52-Jährige, ihre Eindrücke auf Leinwand zu bannen – wie zuvor knapp 50 Teilnehmer, die in den vergangenen zwei Monaten in der Kunstvilla Trute in Tanne ihre künstlerische Heimat gefunden haben.

Zehn Kurse von Aquarell-Malerei über Töpfern in Raku-Technik bis hin zum Modellieren von Tieren und Portrait sowie digitaler Fotografie haben Jette Held, die Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins „Villa Trute“, und weitere Dozenten angeboten. Jette Held, die seit Langem künstlerisch tätig ist und an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste studiert, schätzt das Miteinander von Dozenten und Teilnehmern. Neue und bekannte Gesichter sind in den Kursen zu sehen. „Es wird nie langweilig“, sagt sie.

In den vergangenen fünf Tagen haben die fünf Hobbymaler viel Neues gelernt – zum Beispiel, wie Leinwände selbst bespannt und Farben eigenhändig gemischt werden. „Es ist wie beim Kochen. Man kann mit fertigen Zutaten arbeiten, oder man stellt alles selbst her“, sagt Jette Held. Die Arbeit, die in einer Leinwand steckt, ist erheblich. „Jetzt habe ich viel mehr Respekt“, sagt Sabine Milank und wiegt einen Rahmen in der Hand. Vielleicht nimmt sie ihn unbemalt mit. „Keinesfalls werde ich einfach irgendwas draufpinseln.“

Derweil rührt Bernd Appelhans mit einem Schneebesen eine Leinengrundierung an. „Der feine Stoff war ein wenig problematisch“, sagt der Maschinenbauingenieur aus Braunschweig über seine Leinwand. Er ist seit zwei Wochen zu Gast in der Kunstvilla – und das nicht zum ersten Mal. Das gilt auch für Ulla Dittert. „Ich sehe immer gerne, wie sich ein Werk entwickelt“, sagt die 54-Jährige, die nahe Hannover lebt. Auch bei dem Bild auf der Staffelei, vorwiegend in zartrosa gehalten, hat sie sich von ihrer Intuition leiten lassen.

Auf einer Glasplatte mischt sie Farben. Diese haben die Kursteilnehmer aus Pulver, Pigment und Bindemittel angerührt. Verwendet werden nur die Grundfarben Rot, Blau und Gelb. Um zu testen, wie daraus ein bunter Strauß von Tönen wird, sollten die Hobbymaler einen Kreis in den Farben des Regenbogens schaffen.

Der Farbreigen, den Ulrike Streitenberger gemalt hat, lehnt am Fenster. Auf ihrem Arbeitstisch liegt ein Kürbis vor einem Steingutkrug. Die Umrisse hat die Tannerin bereits auf der Leinwand skizziert. Für ihr Hobby hat sie sich bisher nur wenig Zeit genommen. „Jedes Jahr habe ich mit Pastellkreide ein Urlaubsbild gemalt“, berichtet die 42-Jährige. Als sie in der Volksstimme vom Angebot der Sommerakademie las, meldete sie sich an und hofft nun, dass mehr Einheimische ihrem Beispiel folgen. „Viele kennen die Kunstvilla, wissen aber nicht genau, was angeboten wird.“ Dass Sabine Milank wieder teilnimmt, steht fest. „Es ist hier so familiär. Man fühlt sich gut aufgehoben, wie zu Hause.“