Zentralküche Mörtel statt Möhrchen

Staub, Mörtel und Zement, wo sonst Senfei und Buletten zubereitet werden: In der Zentralküche wird eine neue Lüftungsanlage eingebaut.

Von Julia Bruns 10.08.2016, 01:01

Wernigerode l Bauarbeiten mitten im Wernigeröder Stadtfeld: Die Zentralküche der Kindertagesstätten in Wernigerode wird saniert. Wo sonst Töpfe brodeln und Pfannen zischen, werden derzeit Fliesen verlegt und eine neue Lüftungsanlage eingebaut. „Die alte Anlage stammt aus dem Jahr 1984“, sagt Ingo Wolf vom Wernigeröder Bauamt. „Sie muss aus hygienischen Gründen ausgetauscht werden.“ Ingo Wolf koordiniert die Arbeiten, die seit einem Monat laufen. „Zeitgleich lassen wir die Abwaschküche fliesen“, so der Bauexperte. Dort werden nachmittags die Warmhaltebehälter, sogenannte Thermoforen, gereinigt und desinfiziert, in denen das Essen an die Krippen, Kindergärten und Schulen ausgeliefert wird.

Die Zentralküche befindet sich in einem Gebäude mit der Kindertagesstätte „Pusteblume“ im Walter-Grosse-Ring. Momentan hat ein externer Zulieferer die Zubereitung der Speisen übernommen, denn gekocht werden kann zwischen Bohrmaschinen, Baustaub und freiliegenden Lüftungsrohren nicht. Lediglich die Auslieferung wird derzeit von der Zentralküche aus koordiniert.

Stattliche 3,5 Tonnen wiegt die neue Lüftungsanlage, die in der vergangenen Woche in ihren Einzelteilen geliefert wurde. Um die 90 000 Euro hat die Maschine gekostet, die Unmengen an Luft umwälzen muss, um beispielsweise das Bratfett aus der Luft herauszufiltern und die Zuluft von Pollen zu reinigen. 150 000 Euro kostet der Umbau der Zentralküche insgesamt. Für die Lüftungskanäle wurden Durchbrüche geschaffen und mit einer Stahlkonstruktion eine Decke überfangen. Die Maschine nimmt einen gesamten Raum im Keller der „Pusteblume“ ein. „Die alte Lüftung war für gerade einmal 300 Mahlzeiten ausgelegt“, sagt Ingo Wolf. Als sie im Jahr 1984 eingebaut wurde, fiel nur das Essen für die Kinder im Walter-Grosse-Ring an.

1998 wurde entschieden, die einzelnen Küchen in den Krippen und Kindergärten durch die Zentralküche im Stadtfeld zu ersetzen. Seitdem wird hier für alle 13 städtischen Einrichtungen in Wernigerode und den Ortsteilen sowie für die Kinder der Freien Grundschule gekocht. „Mit 800 Mahlzeiten haben wir damals angefangen“, erinnert sich Annette Klaue, zuständig für die Kindertagesstätten in der Stadtverwaltung. Mittlerweile verlassen 1200 Portionen die „Pusteblume“. Dass die neue Lüftungsanlage irgendwann nicht mehr ausreichen könnte, hält sie für unwahrscheinlich. „Wir sind jetzt an unserer Kapazitätsgrenze angelangt, mussten auch schon Aufträge ablehnen.“

Mittagsverpflegung, Obst und Vesper kommen aus dem Walter-Grosse-Ring und werden mit drei Lieferfahrzeugen an die Einrichtungen ausgefahren. Vier Köchinnen und Andreas Bors, der Leiter der Zentralküche, bereiten die Mahlzeiten von 5.30 Uhr morgens an zu – zumindest wieder ab der kommenden Woche, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Die neue Lüftung ist übrigens Voraussetzung, um die strengen Anforderungen zu erfüllen, die die EU-Zulassung an die Zentralküche stellt. „Da wir für Gefahrengruppen kochen, und eine bestimmte Menge an Mahlzeiten überschreiten, mussten wir 2010 die Zulassung beantragen“, sagt Sozialamtsleiterin Petra Fietz. 2013 hat die Stadt die Zulassung erhalten. Im Vorfeld wurden eine Hygienestation sowie ein Kühlraum eingerichtet.