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Sanierungsvorhaben Ganz Eichholz rockt für seine Kirche

Eichholz rockt. Ein ganzes Wochenende machen Kirchengemeinde und Dorfgemeinschaft zu Gunsten ihrer Kirche mobil.

Von Petra Wiese 01.05.2016, 07:00

Eichholz l Der mittelalterliche Feldsteinbau ist für Generationen ein Ort der Gemeinschaft gewesen, Symbol christlichen Glaubens und die Mitte des Dorfes. Und die soll den Eichholzern und den nächsten Generationen erhalten bleiben. Dafür kämpft man im Ort, denn die über 800 Jahre alte Kirche ist stark sanierungsbedürftig.

Risse ziehen sich heute an drei Seiten durch die Mauern im Osten der Kirche. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war hier angebaut worden. Die „neuen Wände“ und der seitdem mehrfach veränderte Dachstuhl müssen ersetzt werden. Eine Komplettsanierung würde 450 000 Euro kosten. Um überhaupt einen ersten Bauabschnitt defi- nieren zu können, werden 330 000 Euro gebraucht, erläuterte Pfarrer Albrecht Lindemann.

Nun, Eichholz hat sich im vergangenen Jahr die Option auf 125.000 Euro Fördermittel von der Stiftung zum Erhalt kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) bei der MDR-Fernsehshow „Mach dich ran“ erkämpft. Weitere Fördermittel sind notwendig. Das Problem: wer Fördermittel in Anspruch nehmen will, braucht Eigenmittel.

Dazu benötigt das kleine Eichholz Hilfe und möchte Menschen aus Stadt und Land am 21. und 22. Mai willkommen heißen. „Wir Eichholzer, Kermener und Lepser wollen gute Gastgeber sein und hoffen, dass viele Menschen unser Dorf besuchen“, lädt Pfarrer Lindemann ein. Sie sollen kommen und etwas erleben, Spaß haben und nicht zuletzt: spenden. Den Auftakt macht das Richtfest der kleinen Holzkirche, die das Eichholzer Team bei der „Mach dich ran“-Runde in Wittenberg schon einmal aufbauen musste. Die bekommt einen Platz neben der großen Kirche und wird künftig den Kindern einige Freude bereiten. Zur anschließenden Andacht wird es sogar eine Taufe geben.

Höhepunkt des Sonnabends ist ein „Rock auf der Koppel“-Spezial, bei dem Tom Hebäcker als Veranstalter mit im Boot ist. Was klein anfing, ist inzwischen groß und zugkräftig geworden. Mit Flashback aus Roßlau, Laute Welt aus Weimar, The Artcores aus Zerbst, der Eichholzer Revival Oldieband und El Ab Surdo geht es in die achte Auflage des Open Air, für das Dr. Birgit Wesenberg alljährlich ihre Koppel zur Verfügung stellt. Auf zwei Bühnen werden die Bands spielen. Für den Aufbau eines großen Festzeltes haben sich am Mittwoch bei einer Vorbereitungsveranstaltung schon einige Eichholzer bereit erklärt. Der Eintritt ist frei. Wer mit rocken will, sollte spenden – für einen guten Zweck, für die Kirche.

Kräftig die Werbetrommel rühren, wollen die Eichholzer – Plakate, Autoaufkleber, Flyer werden in den nächsten Tagen unters Volk verteilt. Nicht nur für Koppelrockfreunde lohnt sich der Besuch in Eichholz. An dem Sonntag findet ein großes Volksliedsingen statt. Der Zerbster Stadtchor, der auch schon am Sonnabend die Andacht begleitet, kommt dazu noch einmal auf’s Dorf. Es freut Lindemann, dass der Stadtchor findet, dass das Eichholzer Anliegen unterstützungswürdig ist. Für die Leitung des Singens konnte Ellen Arndt gewonnen werden.

Der Lindauer Spielmannszug bereichert den Sonntag mit einem Platzkonzert. Statt Eintritt setzt man an diesem Tag ebenfalls auf Spenden. Auch ein Kuchenbasar wird zu Gunsten der Kirche veranstaltet – die Liste der Kuchenbäckerinnen umfasst schon etliche Namen.

Auf viele fleißige Helfer setzen Albrecht Lindemann und Birgit Wesenberg, bei denen die organisatorischen Fäden zusammen laufen. Die Bereitschaft der Dorfbewohner ist vorhanden – ob beim Aufbau der Holzkirche, dem Herrichten des Parkplatzes, Ausschank, Einlass, Grill etc. Sie sind gewillt, für ihre Kirche aktiv zu sein. Nun hängt es von der Spendenbereitschaft der Leute ab. Das MDR-Fernsehen wird die Veranstaltung nicht nur ankündigen sondern an dem Wochenende auch begleiten.

Eine Begleitung und Unterstützung haben Lindemann und Wesenberg in Heiner Tognino gefunden, der eine kleine, aber feine Schreibwarenmanufaktur in Schönebeck betreibt und hochwertige Schreibgeräte aus den alten Dachbalken der Eichholzer Kirche fertigt. Bei deren Verkauf wird ein Spendenanteil von mindestens 15 Prozent für die Kirche abfallen. „Warum soll das, was bei der Dresdener Frauenkirche funktioniert hat, nicht auch für Eichholz funktionieren“, so Heiner Tognino. Die ersten Exemplare konnten die Bürger bei der Zusammenkunft im dörflichen Gasthaus schon einmal begutachten.

„Wir fanden die Idee gut und hoffen, dass das andere auch tun“, sagte Pfarrer Lindemann. „Wir bitten um Unterstützung“, wandte er sich an seine Mitbürger, die weiter sagen sollen, was in Eichholz los ist, die Freunde und Bekannte mitbringen sollen, Eichholz-Dorf und Eichholz-Kirche zu erleben. „Wir haben die Chance, nicht nur ein uraltes Denkmal zu erhalten, sondern auch weiter zu entwickeln, dass man in 100, 200 und 800 Jahren von dem, was wir hier machen, auch noch was sieht.“ Schließlich soll die Eichholzer Kirche nicht nur Kirche im Dorf bleiben. Das am Lutherweg und am Elberadweg gelegene Eichholz ist im Rahmen des Glasmalerei-Projektes „Lichtungen“ als Informationszentrum vorgesehen. Voraussetzung ist die Kirchensanierung.