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Heimaträtsel Mathetalente treffen Modellflieger

Von den Spezialisten-Ferienlagern im Landschulheim Steutz erzählt das historische Heimatfoto.

Von Daniela Apel 16.07.2016, 11:00

Zerbst/Steutz l „Das Motiv kam mir wahnsinnig bekannt vor“, sagt Viola Tiepelmann. „Als Teenager bin ich ganz oft im Steutzer Landschulheim gewesen.“ Die Zerbsterin erzählt von den Spezialistenlagern, die dort am Rande der Elbaue in den Sommerferien zu DDR-Zeiten stattfanden. Ausgerichtet wurden diese von der Abteilung „Volksbildung“ beim Rat des Kreises.

„Ich war da, um Fotografieren zu lernen“, berichtet Viola Tiepelmann, dass sie damals Mitglied der Foto-AG gewesen ist. Zugleich agierte sie als Betreuerin. „Die Modellflieger waren teils ebenfalls mit draußen“, beschreibt sie die vielfältigen Einblicke, die sich ihnen boten. „Wir durften im Wald auch mal K-Wagen fahren.“ Begeistert erklärt sie, dass sie viel ausprobieren konnten. „Wir haben unglaublich spaßige Dinge erlebt“, schwelgt sie in wunderbaren Erinnerungen. So befand sich zwischen den Bäumen eine Leinwand, über die Filme flimmerten. „Die Jugendlichen aus dem Dorf kamen manchmal zum Grillen und zum Kino“, schildert Viola Tiepelmann. Sehr freundschaftlich und familiär sei die Atmosphäre gewesen, schaut sie auf tolle Momente ihrer Jugend zurück.

Nicht unerwähnt lässt sie Wolfgang Albert von der Station junger Naturforscher und Techniker in Zerbst, in dessen Händen die organisatorische Leitung lag. „Und seine Frau kochte, da durften wir manchmal mithelfen.“ Ihre drei Kinder nahmen die Alberts mit nach Steutz. Sie sind alle auf der inzwischen historischen Schwarz-Weiß-Aufnahme von 1971 zu sehen, die Jürgen Schmidt der Volksstimme für die beliebte Serie „Kennen Sie Ihre Heimat?“ zur Verfügung stellte. Er ist selbst auf dem Foto abgebildet. „Ich studierte zu der Zeit in Potsdam Deutsch und Geschichte.“

Während der Semesterferien jedoch fungierte er als Gesamtlagerleiter für das Spezialistenlager Mathe, wie der Zerbster berichtet. Ausgewählte Schüler aus dem gesamten Kreis nahmen an dem 14-tägigen Lager teil. „Vormittags hatten sie drei Stunden Mathe in der Steutzer Schule bei Herrn Wuffka“, entsinnt er sich. Nachmittags war Freizeit angesagt und abends „kam der Landfilm“, erzählt Jürgen Schmidt ebenfalls von den geselligen Kinoabenden.

„Der Junge mit den dunklen Haaren und dem quer gestreiften T-Shirt in der vorderen Reihe bin ich“, erkennt sich Eckhard Neumann auf dem Bild wieder. „Es war ein tolles Lager und sehr heiß“, erinnert er sich. „Das muss in den Ferien von der sechsten zur siebten Klasse gewesen sein“, ergänzt der jetzige Berliner.

Unterdessen entdeckt Reinhardt Radke aus Schora seine Schwester Sabine auf der alten Aufnahme. Es handelt sich um das blonde Mädchen auf der rechten Seite, das seinen Zopf offen über die Brust fallen lässt. Mit ihrer Unterschrift hat sie sich wie einige andere der Mädchen und Jungen auf der Rückseite des Fotos verewigt. „Sie wohnt jetzt in Berlin und ist Diplom-Ingenieurin für Bauwesen“, verrät Reinhardt Radke. Dass sie in Steutz im Mathe-Lager war, erfährt er mit dieser Veröffentlichung. „Ich hätte das nicht sagen können, ich war damals gerade für drei Wochen als Student in der UdSSR“, erklärt der Schoraner. Zugleich glaubt er mit Roland Radke noch einen entfernten Verwandten ausgemacht zu haben. Dieser Name findet sich allerdings nicht auf dem Bild, aber wie gesagt, die Liste ist unvollständig.

Von den Ferienlagern der Station junger Techniker berichtet auch Helmut Klatt. Bis heute würden sich die Modellflieger in der Elbaue treffen, bemerkt er. So finden vom 22. bis 31. Juli wieder die Jugendmodellflugtage in Steutz statt, Hauptorganisator ist Wolfgang Albert, der Vereinsvorsitzende des Flugmodellsport- und Freizeitclubs Zerbst.

Ursula Willberg weiß sofort, wo das Foto entstand. „Ich bin dort zur Schule gegangen.“ 36 Mädchen und Jungen seien sie gewesen und Frau Roenspieß ihre Klassenlehrerin, erzählt die gebürtige Kermenerin, die längst in Loburg zu Hause ist. „Wir hatten damals noch Außentoiletten“, bemerkt sie schmunzelnd. Zugleich hat sich der weite Ausblick über die Elbwiesen in ihrem Gedächtnis eingebrannt.

Zwei Jahre sei sie zu Fuß von Steckby nach Steutz gelaufen, schildert Ilse Freihorst. Auch sie erhielt im Landschulheim Unterricht, bis sie 1950 nach der 8. Klasse ihren Abschluss in der Tasche hatte. „Die Lehrer waren schlecht dran. Sie mussten teilweise in den Pausen mit dem Rad ins Dorf hineinpendeln“, berichtet sie von den weiteren Schulstandorten in Steutz.

An die Klassenfahrten ins Landschulheim erinnert sich neben Dr. Walter Elß ebenfalls Andreas Indenbirken aus Zerbst. Gern denkt er an die Schnipseljagden, die Nachtwanderungen oder auch das Wasserbecken zurück und sagt: „Es hat Spaß gemacht.“

Nicht zuletzt haben Manfred Amhaus und Helmut Lehmann das Rätsel gelöst.

Unter allen Anrufen verlosten wir wieder einen kleinen Sachpreis, den sich Viola Tiepelmann in der Lokalredaktion abholen kann.