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Schule Der ganz normale Wahnsinn

„Klappe, die erste!“ lautet das Motto bei den Schülern der Klasse 10c der Ganztagsschule Ciervisti in Zerbst.

Von Thomas Kirchner 30.08.2016, 23:01

Zerbst l Die beiden Nachwuchsregisseure Sabrina Seifert und Niklas Wendt stimmen sich mit Kamerafrau Josephin Siebert ab, bevor sie ihren Mitschülern die Szene erklären, die gedreht werden soll: Ein paar Schüler sitzen in der Pause auf dem Fensterbrett, spielen mit ihren Smartphones und planen eine heimliche Erkundungstour durch das alte Schulgebäude. Gesucht werden Pokemons, was sie allerdings finden, erscheint nicht auf dem Display des Handys... Alles wird in der Gruppe noch einmal besprochen. Dann fällt die Klappe. Eine weitere Szene bespricht die Klasse auf dem Schulhof. Auch hier spielen die Pokemons eine Rolle.

„Der tägliche Wahnsinn an unserer Schule“, so fassen die beiden jungen Regisseure den geplanten Streifen in einem kurzen Satz zusammen. „Wir sind schon sehr erstaunt und freuen uns natürlich sehr, dass fast alle die Idee toll finden und mitmachen wollen, auch die Lehrer“, strahlen Niklas Wendt und Sabrina Seifert, die beiden Initiatoren zum Film-Dreh. „Als wir das Projekt ,Schoolphobia‘ der Klasse vorgestellt haben, haben die meisten zugesagt, dabei zu sein, auch die Lehrer“, freuen sie sich.

„Wir wollen etwas Besonderes machen im Abschlussjahr, etwas, was nicht jeder macht. Bäume pflanzen kann jeder“, erzählt Niklas. „Wir möchten damit gerne einen Teil unserer Abschlussfeier und -fahrt finanzieren. Die Idee hatten wir schon im April, weit vor den Sommerferien. Den anderen vorgeschlagen und besprochen haben wir unseren Einfall erst kurz vor der Sommerpause. Es waren alle begeistert und so hatte jeder noch Zeit sich Gedanken zu machen oder Vorschläge zu überlegen“, berichten Sabrina und Niklas.

Ins Detail geht es dann jetzt im neuen Schuljahr. Und die Schüler gehen die Sache professionell an. Sie überlassen kaum etwas dem Zufall. Es gibt ein Drehbuch, einen Regisseur, Kameramann, einen Beleuchter und jede Menge Darsteller, eben alle Protagonisten, die so ein Film-Set braucht, sogar eine Synchronklappe, die sie extra im Internet gekauft haben, wird benutzt. Ansonsten kommt die genutzte Technik aus den privaten Haushalten der Schüler.

Klassenleiterin Antje Libeau ist vom Projekt der Schüler überrascht worden. „Die Jugendlichen haben das in völliger Eigeninitiative angestoßen und geplant. Niklas Wendt und Sabrina Seifert haben diesen Film-Dreh ins Rollen gebracht. Die beiden hängen sich da voll rein. Ich hab‘ nur ein wenig Bedenken, dass die Erwartungen der beiden etwas hoch sind und sie vielleicht enttäuscht sind, wenn der ein oder andere Schüler weniger enthusiastisch bei der Sache ist“, erzählt die Klassenleiterin. „Ich will die Schüler in ihrer Kreativität auch nicht einengen oder bevormunden. Ich sehe mich da eher in einer Beraterfunktion“, ergänzt Antje Libeau.

Die Idee an sich findet die Klassenlehrerin toll. Und so ist es nur logisch, dass auch sie eine kleine Rolle in dem Kurzfilm übernommen hat. Insgesamt spielen acht Lehrerinnen und Lehrer eine mehr oder weniger kleine oder große Rolle in dem Streifen. Natürlich sind fast alle Schüler der Klasse beteiligt, insgesamt 16.

Zwei Wochen haben Sabrina Seifert und Niklas Wendt am Drehbuch geschrieben. Dreh-ort ist das gesamte Schulgelände an der Breite, also die Klassenräume, der Schulhof, das Treppenhaus. Es geht um Handys und natürlich auch um Pokemon Go. Handys, die im Schulalltag manches Problem mit sich bringen, spielen auch im Film eine wichtige Rolle. Eine gewichtige Rolle spielt die Aula des alt-ehrwürdigen Gebäudes, das einst das Nonnenkloster St. Marien – gegründet 1214 – beherbergte, so viel darf schon verraten werden.

Beruflich wollen die beiden Filmemacher aber andere Wege gehen. Niklas würde gerne Krankenpfleger werden, Sabrina plant einen Beruf im künstlerischen Bereich, festgelegt hast sie sich aber noch nicht.

Der Film soll den täglichen Schulalltag widerspiegeln, mit all seinen Facetten, lustig und traurig, wütend und erschrocken, genervt und ängstlich. All diese verschiedenen Emotionen sollen dem Zuschauer nahebringen, dass auch die Schule kein Zuckerschlecken ist. Und zu allem Überfluss spukt es auch noch in dem geschichtsträchtigen Gemäuer.

Die Filmpremiere ist für das Frühjahr 2017 in der Aula im Schulgebäude in der Fuhrstraße geplant. „Wir wollen das richtig groß aufziehen, mit Flyern, Plakaten, Getränken und einem kleinen Catering. Wir würden uns freuen, wenn vielleicht die eine oder andere Firma Gefallen an unserem Projekt findet und uns unterstützt, beim Druck der Flyer und Plakate zum Beispiel oder beim Catering. Das wäre echt cool“, bitten die jungen Filmemacher die Zerbster Firmen um ein wenig Unterstützung bei ihrem ambitionierten Projekt.