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Weihnachten Lichter schenken Hoffnung und Trost

Am Heiligen Abend strömten Menschen in die Zerbster Bartholomäikirche. Um der Weihnachtsgeschichte zuzuhören und Trost zu finden.

Von Silke Schmidt 27.12.2016, 02:00

Zerbst l „Schön, dass Sie heute da sind. Schön, dass Sie Ihre Herzen öffnen. Schön dass Sie sich berühren lassen von dem Kind in der Krippe und von dem was es ausstrahlt: Menschlichkeit und Hoffnung für die ganze Welt“. Mit diesen Worten wünscht Pfarrer Matthias Kopischke am Heiligen Abend den Besuchern der ersten Christvesper ein frohes Weihnachtsfest.

Wenige Minuten zuvor erzählen die Kinder der Kinderkirche im Krippenspiel von diesem Kind und was sich in der Heiligen Nacht zugetragen hatte. Allerdings ein klein wenig anders, als es so mancher vielleicht gewohnt ist.

Im Kirchenraum vor dem Altar steht eine Tür, von einer Krippe war weit und breit nichts zu sehen. Schließlich betritt ein alter Erzähler die Bühne und kündigt an, die alte Geschichte von Maria und Joseph zu erzählen.

Doch er wird bald unterbrochen – von einer Schneeflocke, die auf die Ereignisse einen ganz anderen Blick hat. In den Mittelpunkt des Krippenspiels rückt die Herbergssuche von Maria und Josef, die Suche nach einem sicheren Platz zum Bleiben. Wie würde es Maria und Josef heute ergehen, wenn sie unterwegs wären. Wer würde ihnen die Tür aufmachen? Leicht hätte es das Paar sicher nicht. So auch nicht im Krippenspiel. Immer wieder klopfen sie an die Tür und fragen nach Hilfe. Immer wieder schließt sie sich. Sie stoßen auf eine Frau, die im Weihnachtsstress ist und die Familie versorgen muss.

Für die schwangere Maria hat die Frau keine Zeit. Sie klopfen bei einem Pfarrer, der ihre Not nicht lindern kann, weil er zu viel um die Ohren hat. Auch er hat einfach keine Zeit und die Tür geht wieder zu. Erst als ihnen zwei Kinder, die Tür öffnen, finden sie Hilfe. Kinder geben Hoffnung. Die beiden erkennen, wen sie vor sich haben, sie nehmen sich Zeit, bitten Maria und Josef hinein und bieten dem heiligen Paar einen Platz im Stall an.

Damit ist die Geschichte wieder bei ihrem Ursprung angekommen, beim Kind in der Krippe, bei der Geburt Jesus – wie es Christen an Weihnachten feiern. „Gott wird Mensch, kommt uns ganz nah und will bei uns sein. Und das nicht mit großem Pomp und Protz, sondern ganz einfach in einem kleinen Kind in einer Krippe in einem Stall. Einfacher geht’s nicht. Kinder geben uns Hoffnung. Gott will uns Hoffnung geben in diesem Kind, uns zur Mitmenschlichkeit aufrufen“, macht Pfarrer Matthias Kopischke in seiner Predigt deutlich und fährt fort, dass gerade in diesem Jahr 2016, gerade in diesen Tagen, Hoffnung entgegen aller Verunsicherung und Mitmenschlichkeit gegen allen Hass so wichtig sind.

Damit richtet der Pfarrer den Blick auf all die Krisen- und Kriegsherde und vor allem auch nach Berlin auf den Terroranschlag, bei dem vergangene Woche zwölf Menschen getötet und zahlreiche verletzt wurden.

Während der Fürbitten werden zwölf Kerzen auf dem Taufstein in St. Bartholomäi angezündet. Zwölf Kerzen, die an die zwölf Menschen erinnern, die ihr Leben auf so schreckliche Weise lassen mussten. „Sie sollen an die Familien erinnern, für die die Weihnachtsfreude ganz sicher in diesem Jahr verborgen bleibt“. Das Licht der Kerzen leuchtet auch in der zweiter Christvesper an diesem Abend, gehalten vom ansässigen Pfarrer Albrecht Lindemann.

Auch hier wird klar, dass dieses Weihnachtsfest nicht wie die anderen ist. „Es war die längstmögliche Adventszeit. Wir waren in Geschäften, auf Weihnachtsmärkten, haben Schaufenster bestaunt und unsere Wohnungen geschmückt.. In diese Adventszeit brach der Hass der Welt“, richtet er erste Worte der Weihnachtsandacht an die Zuhörer. Und auch diesmal sei es die Hoffnung und Besinnung auf Jesus Christus, der einen Neubeginn möglich mache.

So schließt Lindemann die Christvesper mit Worten von Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahr 1944 ab: „Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.“ Nicht nur der Opfer in Berlin wurde gedacht, sondern auch an Kranke und Notleidenden.