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Ort ohne Ampeln und Zebrastreifen Aufgespießt: Kahlschlag im Schilderwald

Von Michael Bock 02.10.2014, 03:05

Bohmte I Ja, spinnnen die denn, die Bohmter? Auf der Hauptstraße im niedersächsischen 13000-Einwohner-Örtchen nahe Osnabrück macht doch tatsächlich jeder, was er will. Und das, man mag es kaum glauben, funktioniert auch noch.

Der Reihe nach: Im Jahr 2008 erfolgte in Bohmte ein rigoroser Kahlschlag im Schilderwald. Seitdem gibt es auf der 500 Meter langen Hauptverkehrsstraße überhaupt keine Regeln mehr, an die man sich halten könnte. Vorfahrtschilder? Zebrastreifen? Ampeln? Alle weg! Und was ist seitdem passiert? Der Verkehr fließt flüssiger. Staus, und damit Lärm und Abgase, gehören der Vergangenheit an. Nennenswerte Unfälle hat es auch noch nicht gegeben. Wenn nämlich niemand so ganz genau weiß, wer die Vorfahrt hat, fahren alle automatisch ein bisschen vorsichtiger. Mehr Sicherheit durch Unsicherheit, sozusagen.

Letztlich ist es irgendwie so wie auf Eislaufflächen: Da sausen auch alle Schlittschuhläufer kreuz und quer übers Eis - und irgendwie klappt es (meist) doch.

Ein Niederländer hat "Shared Space" (übersetzt: geteilt genutzter Raum), wie die schilderlosen Verkehrszonen genannt werden, erfunden. In seinem Heimatland hat sich dieses Konzept in etlichen Städten durchgesetzt.

Bei uns Deutschen dürfte das alles ein wenig schwieriger werden. Hierzulande stehen sage und schreibe 20 Millionen Tafeln am Straßenrand. Damit sind wir Schilder-Weltmeister. Aber, aber! Auf den einen oder anderen Weltrekord können wir doch locker verzichten, oder?