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Neuer Werkschef bei Audi Ein Sachsen-Anhalter auf der Überholspur

Der Sachsen-Anhalter Fred Schulze übernimmt ab Oktober die Leitung des Audi-Stammwerks in Ingolstadt.

22.07.2015, 17:32

Magdeburg l Fred Schulze hat diesen inneren Antrieb schon immer gehabt. Diesen starken Willen, erfolgreich sein zu wollen. Schon in seiner Jugendzeit auf den Straßen im Altmarkkreis Salzwedel spüren das die Konkurrenten auf dem Rennrad. Schulze ist schnell unterwegs mit seinen Mitstreitern von der Stadtwirtschaft Gardelegen - so heißt der Fahrradclub. "Wir haben bis zu fünfmal pro Woche trainiert und am Wochenende Wettkämpfe gehabt", erinnert sich Fred Schulze. Auch bei viel Gegenwind beißt er die Zähne zusammen, strampelt ins Ziel.

Heute, als Standortleiter des Automobilkonzerns Audi, hilft ihm das. "Eigenschaften wie Ehrgeiz und Teamfähigkeit habe ich mir erhalten. Da gibt es Parallelen zwischen Sportlern und Managern", sagt Schulze. Der Gardelegener leitet den Standort in Neckarsulm, steht aber vor seinem nächsten Karriereschritt. Ab Oktober ist der Sachsen-Anhalter für das größte Werk des Automobilherstellers verantwortlich. In Ingolstadt, der Audi-Zentrale, hat er dann die Aufsicht über 42 000 Mitarbeiter und die Produktion von 570 000 Fahrzeugen. Eine Auszeichnung für den Mann, der im kleinen Ort Potzehne im Altmarkkreis Salzwedel aufwuchs und seine Liebe zum Automobil entdeckte.

1986, mit 18 Jahren, kauft er seinem Vater den alten Trabant ab, zerlegt den Kleinwagen und baut ihn wieder zusammen. Schulze hat den Blick für die Technik. Den schärft er während des Studiums an der Universität Magdeburg. Schon damals knüpft er Kontakte zum Volkswagen-Konzern.

Seine Studien- und Diplomarbeit schreibt er in Wolfsburg. 1993 zieht Schulze nach Neckarsulm. Als Gruppenleiter in der Qualitätssicherung sammelt er erste Erfahrungen. Der damalige Chef der Abteilung ist Martin Winterkorn, der heutige Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns. Während dieser Zeit lernt Schulze, was es bedeutet, qualitativ hochwertige Autos zu bauen.

Seine Karriere nimmt Fahrt auf. In den kommenden Jahren ist er verantwortlich für die Produktion verschiedener Modelle von VW und Audi. 2010 zieht er an die Nordsee, übernimmt das Werk in Emden, in dem der Passat gebaut wird. Zwei Jahre später kehrt Schulze nach Neckarsulm zurück. Unter seiner Ägide wächst der Standort, neue Fertigungsanlagen entstehen. Durchschnittlich 600 Millionen Euro pro Jahr investiert Audi derzeit allein am Standort Neckarsulm. Schulze ist Teamspieler. "Ich bin der Coach, der auch mit guter Laune die Freude an der Arbeit erhält, um dann die harten und klar definierten Ziele zu erreichen", erklärt er.

Der Audi-Manager hat den Kontakt in die Heimat nicht verloren. Mutter, Vater und der jüngere Bruder leben in Potzehne, heute ein Ortsteil von Gardelegen. Im August wird Schulze, verheiratet mit einer Ärztin, seine Familie wieder besuchen. Dann macht sein Sohn Ferien in dem Ort, der die Basis legte für die Karriere von Fred Schulze. "Ich habe von meinen Eltern gelernt, bescheiden und fleißig zu bleiben und trotz des Erfolgs nicht abzuheben", sagt er. Eigenschaften, die sich der Sachsen-Anhalter auch bei seiner neuen Station in Bayern erhalten will.