Überprüfung des E-126-Windrades in Magdeburg Nur eine riesige Inspektion

Bei Enercon in Magdeburg wird derzeit eine 2010 gebaute
E-126-Windkraftanlage inspiziert. Zwei 160 Meter hohe Kräne sind dazu
nötig. Die Überprüfung habe nichts mit einem Rotorabbruch in
Rheinland-Pfalz zu tun, so das Unternehmen.

Von Oliver Schlicht 20.03.2014, 02:16

Magdeburg l Die Windkraftanlage E-126 steht erst seit November 2010 auf dem Werksgelände von Enercon unweit der Autobahn A2. Doch nun werden ihr bereits wieder die Flügel gestutzt. "Das ist eine turnusmäßige Inspektion. Dazu müssen auch die drei Rotorblätter abgenommen werden", erzählt Volker Ziem, zuständiger Geschäftsführer der Enercon-Gruppe in Magdeburg.

Zur Demontage dieser 65 Tonnen schweren Rotorblätter wurden zwei mobile Großkräne vor Ort montiert, deren Bauart Montagearbeiten bis in eine Höhe von 160 Metern zulässt. Die Kolosse - Anschaffungspreis mit allen Zusatzgeräten etwa 15 Millionen Euro - gelten als die größten mobilen Kräne in Europa. Enercon setzt mehrere dieser Kräne zur Wartung der E-126 ein. Weltweit gibt es etwa 50 Windkrafträder dieser Bauart.

Den Rang abgelaufen

Zum Jahresende 2013 war ein Enercon-Windkraftrad vom Typ E-126 in die Schlagzeilen geraten. Bei einer Anlage in Gerbach (Rheinland-Pfalz) war am 30. Dezember ein Rotorblatt abgebrochen und 140 Meter in die Tiefe gestürzt. Verletzt wurde niemand. Das Umweltministerium in Rheinland-Pfalz informierte vor zwei Wochen nach einer Anfrage im dortigen Landtag, dass Schraubverbindungen zwischen dem Blattlager des Rotorflügels und der Nabe versagt hätten.

Bei Überprüfungen von fünf baugleichen Windkrafträdern in der südwestdeutschen Region habe es jedoch keine Beanstandungen gegeben. Unfälle mit Windkraftanlagen seien vergleichsweise selten. In den vergangenen 20 Jahren habe es, so das Umweltministerium in Rheinland-Pfalz, bei derzeit 40000 Anlagen in Mitteleuropa nur etwa 15 gleichartige Vorfälle gegeben. Mit der Ursachenerforschung für die in Gerbach gebrochenen Schraubverbindungen seien derzeit Sachverständige beschäftigt.

In Magdeburg am E-126-Produktionsstandort des Herstellers? Dem widerspricht sowohl der Magdeburger Geschäftsführer Volker Ziem als auch ein Unternehmenssprecher am Enercon-Stammsitz in Aurich, Niedersachsen. "Das ist eine ganz normale Inspektion, die mit dem Vorfall in Rheinland-Pfalz in keinem Zusammenhang steht", so Ziem.

Keine Beanstandungen

Die E-126 galt jahrelang als größtes Windkraftrad weltweit. Im Januar dieses Jahres hat ihr jedoch die V164-8.0 der Firma Vestas in Dänemark den Rang abgelaufen. Das für den Offshoreeinsatz (auf See) geplante Windrad ist mit 220 Metern an der Blattspitze in 12-Uhr-Stellung etwa 22 Meter höher als die E-126. Und ihr Generator ist mit acht Megawatt etwas leistungsfähiger als der Generator der E-126 mit 7,5 Megawatt.

In den Fokus der Magdeburger Windkraftanlagenbauer kommt zunehmend der Bau der neuen E-115 (drei Megawatt). Ziem: "Bisher gibt es nur einen Prototyp. Ab Sommer soll die Produktion der E-115 in Magdeburg anlaufen. Sie ist der Nachfolger der bislang gebauten E-101-Anlage. Ziem: "Unter anderem durch ein besseres Rotor-Design arbeitet die E-115 etwa 10 bis 15 Prozent ertragreicher als die E-101."

Nach Angaben des Geschäftsführers war 2013 das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte von Enercon. Am Unternehmensstandort Magdeburg arbeiten inzwischen etwa 5000 Mitarbeiter für das Anlagenbau-Unternehmen.