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Karstadt Management will harten Sparkurs fahren

12.09.2014, 01:13

Essen (dpa) l Die 17.000 Karstadt-Beschäftigten müssen weiter bangen. Hinter verschlossenen Türen wurde am Donnerstag bei einer Marathon-Sitzung über das Schicksal der seit Jahren ums Überleben kämpfenden Warenhauskette beraten.

Und das Ergebnis dürfte die Belegschaft auf harte Konsequenzen einstimmen. Zwar wurde noch nichts konkret beschlossen, aber an der Entschlossenheit von Geschäftsführer Miguel Müllenbach blieb kein Zweifel. Das von ihm in der Sitzung vorgestellte Konzept sieht nachhaltige Einsparungen bei Sach- und Personalkosten vor - explizit auch die Schließung defizitärer Filialen, über die seit Wochen spekuliert wird. Allerdings fasste der Aufsichtsrat dazu noch keine konkreten Beschlüsse.

Wie ernst die Lage aus Sicht des Karstadt-Managements tatsächlich ist, teilt das Unternehmen mit: "Das Management stellte fest, dass die seit 2011 verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen ist." Die Manager schauten sich zudem die Konkurrenz genau an und attestieren nun: Wettbewerber agierten mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher.

Nach dem überraschenden Einstieg des Tiroler Immobilieninvestors René Benko war das zuvor mehrfach verschobene Treffen mit Spannung erwartet worden. Bereits vor der ersten Sitzung nach dem Eigentümerwechsel war über harte Einschnitte unter den 83 Karstadt-Häusern spekuliert worden.

Doch nach dem erfolglosen Engagement seines Vorgängers Nicolas Berggruen hatten Experten ohnehin mit einem energischen Durchgreifen des neuen Eigentümers gerechnet. "Benko wird einen harten Schnitt machen müssen", so der Geschäftsführer der Managementberatung Brand Trust, Klaus-Dieter Koch. Als starker Mann hinter den Karstadt-Kulissen gilt unter Beobachtern weiterhin Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. Der Handelsexperte hatte die Beschäftigten schon vor knapp zwei Monaten unmissverständlich auf einen harten Sanierungskurs eingestimmt.

"Es ist klar, dass Karstadt in der derzeitigen Situation alles auf den Prüfstand stellen muss. Und zwar schnell", betonte Fanderl damals in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Bis zu ein Viertel der 83 Karstadt-Filialen bereiteten dem Unternehmen Sorgen und könnten vor der Schließung stehen. In anderen Berichten heißt es sogar, dass bis zu 30 Filialen bedroht sein könnten. Betroffen davon seien 3000 bis 4000 Mitarbeiter.

Für die Gewerkschaft Verdi stehen die Zeichen bei Karstadt auf Sturm: Bei allzu heftigen Einschnitten muss sich Benko auf massiven Widerstand gefasst machen.