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Kunden aus der Öko-Szene reagieren sensibel Brause-Brauer will mit Kultlimonade aus der Nische kommen

Von Matthias Benirschke 08.02.2011, 04:27

Bielefeld (dpa). Bionade, eigentlich als politisch korrekt bekannte Kult-Limo, bringt die Öko-Szene gegen sich auf. Erst wurden 2008 die Preise drastisch erhöht, dann übernahm der Nahrungsmittelriese Oetker die Mehrheit. Jetzt fiel noch ein Tropfen ins Fass: Das Unternehmen aus Ostheim in der Rhön weigerte sich, anders als in den vorherigen Jahren eine Demonstration gegen grüne Gentechnik und das anschließende Konzert "Rock for Nature" in Berlin mit ein paar Flaschen Limonade zu unterstützen. Die Szene fragt sich: Ist das noch unsere Limo?

Jahrelang hatte das Unternehmen an seinem Image gebastelt. Auf seiner Homepage erzählt Bionade die Geschichte vom Braumeister, der jahrelang im Badezimmer an der neuartigen Brause bastelt. Eine rein biologische, nach Reinheitsgebot gebraute Limonade, frei von Gentechnik. Den Kunden in der alternativen Szene gefällt, wie es die kleine Brauerei mit der geballten Marktmacht von Coca-Cola & Co. aufnimmt und sich behauptet.

Werbesprüche wie "Das offizielle Getränk einer besseren Welt" passten zur Klientel, etwa 2008 zu den Gegnern des G8-Gipfels in Heiligendamm. Der Siegeszug begann. 2002 wurden zwei Millionen Flaschen verkauft. 2007 waren es schon 200 Millionen. 2009 stieg die zu Oetker gehörende Radeberger-Gruppe mit einem Anteil von 70 Prozent bei Bionade ein. Damals sagte Bionade-Geschäftsführer Peter Kowalsky: "Wir wollen nicht, dass Bionade so etwas wie eine kleine Szene-Limo bleibt."

Seitdem, so wird in der Szene vermutet, soll es etwas weniger revolutionär zugehen. Für den Erfolg muss Bionade Kompromisse eingehen. Um die Limo auch in Freibädern verkaufen zu können, werden nun auch Kunststoffflaschen angeboten. Das kommt bei Umweltschützern nicht gut an.

"Das Engagement von Bionade hat sich nicht im geringsten verändert", versichert Geschäftsführer Kowalsky. Man bekomme aber so viele Anfragen, dass nicht alle erfüllt werden könnten. Bionade werde den Einsatz gegen grüne Gentechnik ohne Abstriche fortsetzen, sagt er und spricht von Missverständnissen. Und der Oetker-Konzern weist jede Einflussnahme von sich. "Damit hat Dr. Oetker nichts zu tun", beteuert Konzernsprecher Jörg Schillinger in Bielefeld.

In der offiziellen Stellungnahme auf Facebook räumt Bionade aber ein, dass man sich seit einigen Jahren auf die Themen Kinder und Jugendliche konzentriere. "Vor dem Hintergrund unserer neuen Sponsoringstrategie können wir eine Reihe von Veranstaltungen und Konzerten, so auch Rock for Nature, nicht mehr mit Freiware unterstützen."

Marketingexperte Thorsten Hennig-Thurau von der Universität Münster rät dem Unternehmen zur Vorsicht. "Bionade hat es hier mit einem Kundenklientel zu tun, das extrem sensibel ist. Diese Kunden reagieren anders, als wenn das Unternehmen die Unterstützung für ein Golf-Turnier einstellt."