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Erste Lieferengpässe und teure Rohstoffe Rekordpreise für Hightech-Kunststoffe

28.03.2011, 04:38

Leverkusen (dpa). Kunststoffpreise auf Rekordniveau und die Nachfrage steigt immer weiter: Die verarbeitende Industrie ist besorgt, schon gibt es erste Lieferengpässe. Aber auch der Chemieindustrie drücken die teuren Rohstoffe auf die Margen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.

Die Rechnung ist einfach: Je leichter ein Auto, desto weniger Kraftstoffverbrauch, desto geringer der Kohlendioxid-ausstoß. "Der Trend geht also zu leichteren Automobilteilen", sagt Daniel Smith, Sprecher des Spezialchemiekonzerns Lanxess. Die werden aus speziellen Kunststoffen gebaut – und die Nachfrage danach steigt und steigt. "Vereinzelt kommt es schon zu Verzögerungen bei der Auslieferung wegen dieser starken Nachfrage."

Die speziellen Hightech-Kunststoffe stecken aber nicht nur in Autoteilen – auch in Waschmaschinen, Lampen, Schaltern, Massagegeräten, Fensterrahmen, Sportgeräten und vielen anderen Dingen des alltäglichen Lebens. Seit Ende 2009 gebe es ein "sehr dynamisches Wachstum" bei der Nachfrage, heißt es beim Chemiekonzern BASF. Grund sei vor allem der wirtschaftliche Aufschwung in der Automobil- und Elektroindustrie. "Im Großen und Ganzen ist die Belieferung gewährleistet, vereinzelt gibt es aber Engpässe", sagt Bayer MaterialScience-Sprecher Frank Rothbarth. Mindestens genauso dynamisch wie die Nachfrage steigt der Preis – neben den Knappheiten eine weitere Sorge für die verarbeitende Industrie. "Die Preisentwicklung ist gravierend", sagt Michael Rathje, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV). Alleine Lanxess hat in den ersten drei Monaten 2011 fünfmal Preiserhöhungen angekündigt – für verschiedene Produkte. Im vergangenen Jahr drehte der Feinchemiespezialist rund ein Dutzend Mal an der Preisschraube. Bedenklich sind nach seiner Einschätzung auch die häufig kurzfristigen Schwankungen, weil die Verträge zwischen Verarbeitern und Kunden nicht so einfach angepasst werden könnten. "Die Verarbeiter haben in der Vergangenheit von den niedrigen Preisen profitiert – 2009 waren die Preise extrem im Keller. Jetzt leiden sie natürlich unter den hohen", sagt Michael Herrmann, Sprecher des Verbands der Kunststofferzeuger PlasticsEurope.

Doch höhere Margen oder ein vernünftiges Preisniveau sind nicht in Sicht. Verunsicherung macht sich breit in der Branche. "Wir befürchten, dass die Preise weiter steigen", sagt GKV-Hauptgeschäftsführer Rathje.