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  7. Chinesische Firmen sind schärfste Konkurrenten der deutschen Mittelständler

Ob Hunde-Rollleinen oder Tunnelbohrer - Mittelständler mischen an der Weltspitze mit Chinesische Firmen sind schärfste Konkurrenten der deutschen Mittelständler

16.10.2012, 01:19

Sie stellen Produkte her, die (fast) jeder braucht. Viele deutsche Mittelständler konzentrieren sich auf Nischen - und dominieren dort den Weltmarkt - bekannt sind die Unternehmen oft kaum.

Frankfurt/Main (dpa) l Die Revolution der Hundeleine begann auf einem Feldweg. "Mir war das Getüdel mit den langen Leinen zuwider", erzählt Manfred Bogdahn. Also erfand der Tüftler Anfang der 70er Jahre die flexible Rollleine. Heute ist Bogdahns Firma Flexi aus dem norddeutschen Bargteheide der weltgrößte Rollleinenhersteller. Damit zählt die Firma zu den unbekannten Weltmarktführer unter Deutschlands Mittelständlern.

"Ich habe das Startersystem einer Motorsäge ein bisschen umbauen lassen und daraus meine erste Leine gemacht", erinnert sich Bogdahn. Seine Hunde verhedderten sich nicht mehr und Bogdahn machte die Idee zu Geld. Mittlerweile schwören Millionen von Hundehaltern auf Leinen der Firma Flexi.

"Mit 300 Mitarbeitern produzieren wir rund 70 Prozent der weltweit verkauften Rollleinen", sagt der Inhaber. Knapp 200 verschiedene Leinen sind im Angebot. Sonst nichts. Die Leinen würden ständig weiterentwickelt. "Man muss schneller sein als der Rest. Die Chinesen kopieren ja alles", stöhnt der Leinenproduzent.

Unternehmensberater Hermann Simon von Simon-Kucher Partners, der sich seit Jahren mit unbekannten Weltmarktführern beschäftigt, sagt: "In den vergangenen zehn Jahren haben eine Reihe solcher Unternehmen 350000 neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen." Nirgends gebe es so viele mittelständische Weltmarktführer wie in der Bundesrepublik.

Chinesische Firmen seien die schärfste Konkurrenz der deutschen "Hidden Champions", sagt auch Simon. "Ihre Exporte haben große Ähnlichkeit mit den Deutschen. 68 Prozent kommen von Unternehmen mit weniger als 2000 Mitarbeitern." Zukünftig müssten sich die deutschen Unternehmen noch mehr auf die Entwicklung neuer Produkte besinnen: "Nur durch Innovation wird man Marktführer, nicht mit Imitation."

Martin Herrenknecht vom gleichnamigen Tunnelbohrerhersteller hat sein eigener Erfolg überrascht: "Mein Traum waren einmal 24 Mitarbeiter." Mittlerweile beschäftigt er in seinem 1977 gegründeten Unternehmen 4200 Menschen. Das Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg ist Weltmarktführer für Tunnelvortriebsmaschinen und machte 2011 mehr als eine Milliarde Euro Jahresumsatz. Wie er das geschafft hat? "Man braucht eine Vision und darf nicht um halb vier zum Tennisspielen gehen", scherzt Herrenknecht.

Seine Maschinen gruben den Gotthard- und den Hamburger Elbtunnel. Im Moment sind sie am Bau eines Straßentunnels unter dem Bosporus beteiligt. "Wir decken das gesamte Bohrerspektrum, von 10 Zentimeter bis 19 Meter und für jede Geologie, ab. Da ist unser Vorteil", erklärt Herrenknecht. Von der Entwicklung anderer Produkte lässt er lieber die Finger: "Da sind wir nicht qualifiziert."

Diese Fokussierung mache den Erfolg der mittelständischen Weltmarktführer aus, erklärt Berater Simon. Aber: "Fokus macht einen Markt klein. Groß macht man ihn durch Globalisierung." Der Weltmarkt sei bis zu dreißig Mal größer als der nationale. Die Wachstumschancen seien unbegrenzt. Man müsse sich nur fragen: "Was kann ich besser als die anderen?"