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  7. Deutsche Bahn erläutert Vorhaben, die Geräuschpegel am Zug minimieren sollen

Leisere Bremsen und Geldboni für umgerüstete Güterwagen sollen Lärmschutz bringen Deutsche Bahn erläutert Vorhaben, die Geräuschpegel am Zug minimieren sollen

Von Anja Keßler 18.05.2013, 01:12

Mit einem guten Gefühl sind die Vertreter der Bürgerinitiative Lärmschutz Biederitz aus einem Gespräch mit der Lärmschutzbeauftragten der Deutschen Bahn gegangen. Am Ziel eines Kompromisses sind sie damit aber noch nicht.

Berlin/Biederitz l "Es war gut, mit den Herrschaften gesprochen und sich in Erinnerung gebracht zu haben", resümiert Johann Lottmann, Sprecher der Bürgerinitiative Lärmschutz Biederitz. Mit "Herrschaften" sind die Lärmschutzbeauftragte der Deutschen Bahn, Ines Jahnel, sowie die SPD-Politiker Martin Burkert und Waltraud Wolff gemeint, die das Gespräch in Berlin vermittelt hatten. "Es ist eine absolute Ausnahme, dass eine Bürgerinitiative solch eine Gesprächsmöglichkeit bekommt", betonte Wolff. "Wir merken, dass die Bahn unter politischen Druck in Sachen Lärmschutz gerät und deswegen auch Gesprächsbereitschaft zeigt", sagte Johann Lottmann. Davon profitiere nicht nur die Biederitzer.

Ines Jahnel erklärte den Vertretern der Bürgerinitiative die Vorhaben des Bahnkonzerns, die den Lärm auf der Schiene minimieren sollen. Unter anderem sollen an die Fahrzeuge neue Bremsklötze gebaut werden. Die sogenannten Flüsterbremsen erreichen eine Halbierung der Lärmgeräusche an Güterwagen.

Bis 2020 läuft ein vom Bund finanziertes Programm, bei dem die Umstellungskosten gefördert werden. Dafür stehen in den kommenden Jahren 152 Millionen Euro zur Verfügung. Verwaltet wird das Programm durch die Deutsche Bahn, es richtet sich aber an alle Güterwagenhalter.

Um auch andere Schienennutzer zu mehr aktiver Lärmreduzierung zu bewegen, plant die Deutsche Bahn ein neues lärmabhängiges Trassenpreissystem. Ab dem 1. Juni dieses Jahres zahlt der Schienennutzer einen Zuschlag, wenn laute Züge fahren. Derzeit beträgt der Aufschlag ein Prozent pro gefahrenen Kilometer und soll in den kommenden Jahren gesteigert werden. Wer umgerüstete leise Wagen auf die Schiene bringt, bekommt einen leistungsabhängigen Bonus. "Ein Zug gilt per Definition als leise, wenn dieser zu mindestens 80 Prozent aus leisen Wagen besteht. Dieser Grenzwert wird stufenweise auf 100 Prozent erhöht", heißt es in einer Mitteilung der Bahn.

Für die Biederitzer Bürgerinitiative sind das gute Nachrichten, die jedoch das eigentliche Problem des aktiven Lärmschutzes nicht lösen. "Wir haben noch einmal dafür geworben, Lärmschutzwände, die eine Reduzierung der Lautstärke bringen, aufzustellen", so Lottmann, der allerdings auch Verständnis zeigte, dass die Lärmschutzbeauftragte sich nicht zum aktuellen Verfahren äußert.

Auch die Politik beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema Bahnlärm. So wird derzeit eine Gesetzesvorlage im Bundestag diskutiert, die den sogenannten Schienenbonus ab 2015 kippen soll. Derzeit darf der Lärmpegel bei der Bahn fünf Dezibel über dem Grenzwert im Bundesimmissionsschutz liegen. Martin Burkert, bahnpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, erklärte, dass der Wegfall dieses Bonus die Akzeptanz der Bevölkerung für die Bahn steigern werde und begrüßte die bahneigenen Vorgaben. Inwieweit das neue Gesetz bereits für das Biederitzer Bahnvorhaben Anwendung finden kann, ist jedoch völlig offen.