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Großeinsatz in der "Waldschänke" / Hubschrauber wuchten Big Packs / Helfer stapeln Sandsäcke / Taucher und Boote eingesetzt Hohenwarthe: Mit aller Macht stoppen 250 Mann die Flut

Von Thomas Rauwald 12.06.2013, 03:24

Rund 250 Einsatzkräfte versuchten gestern, das Überlaufen des Elbwassers in das Hinterland in der Nähe der Hohenwarther Siedlung "Waldschänke" zu stoppen. Menschen sind hier nicht in Gefahr. Doch das Flutwasser läuft bis in den Elbe-Havel-Kanal.

Hohenwarthe l Als gestern um 7.35 Uhr in Hohenwarthe die Feuerwehrsirenen klirren, hatten die Kameraden nur wenige Stunden Schlaf bekommen. Einsatzort: Siedlung "Waldschänke". Einsatzleiter der groß angelegten Aktion ist Gemeindewehrleiter Dirk Jeitner, der auch mit nur drei Stunden Schlaf auskommen musste. Lageerläuterung: Zum Stoppen des überlaufenden Deiches sind mehr als 200 Kräfte in Marsch gesetzt worden. Vor allem Bundeswehr, Rotes Kreuz und die Wasserwacht. Erneut werden zwei Transporthubschrauber der Bundeswehr große Sandsäcke auf die rund 40 Meter breite offene Stelle abwerfen. Gegen 2 Uhr am Dienstagmorgen ist die Abwerfaktion vom Vortag unterbrochen worden. Die Helikopter waren zum Deichbruch nach Fischbeck abgezogen worden. Sie hatten in mehreren Stunden rund 280 mächtige Sandsäcke auf den Deich abgeworfen. Doch noch immer floss das Wasser zum parallel verlaufenden, geborstenen alten Bahndamm in Richtung Niegripper Schleuse zu, wo es wegen der am Wochenende weggespülten Straße in den Elbe-Havel-Kanal schoss.

In den Vormittagsstunden wird Landrat Lothar Finzelberg in Begleitung von Wasserfachleuten diese Bruchstelle aufsuchen. Ein schmaler Pfad führt auf dem einstigen Bahndamm entlang. Dort verkehrte ab 1846 die Linie Berlin-Potsdam. Später wurde die Trasse weiter in östliche Richtung verlegt. Vor Ort ist erkennbar, dass der stabile Damm vor Jahrzehnten schon einmal geöffnet worde und später offenbar nicht mehr so stabil wiederhergestellt worden ist. Und genau an dieser Schwachstelle brach der Damm vor ein paar Tagen.

Im Laufe der Morgenstunden rücken die Kräfte an: Bundeswehr mit Sandsäcken aus ihrem Quartier in Lostau, weitere Feuerwehren. Unter ihnen die Werkswehr aus Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Ein Kamerad der Lostauer Wehr pflegt noch eine alte Partnerschaft. Die Osnabrücker fragten an, ob sie helfen können. Gestern rückten sie mit zwei Fahrzeugen und sieben Kräften an.

Vor Ort sind auch zahlreiche Boote von Katastrophenschutz und Rotem Kreuz. Sie kommen aus dem Erzgebirge, aus Mecklenburg, aus Bad Doberan, Gifhorn, Wittlag, Bautzen.

Die Landungs- und Rettungsboote werden unterhalb der Trogbrücke mit Sandsäcken beladen und dichten wasserseitig den mit den Big Packs geschaffenen Dammverschluss weiter ab. Die Sicherungsmaßnahme wird auch vom Deich direkt vorangetrieben. Zahlreiche Kräfte bilden eine Sandsackkette und verdichten die großen Packs.

Immer wieder reihen sich auch Einwohner und andere zivile Helfer in die Reihe ein. "Können wir euch helfen?"

Aller zehn Minuten gibt es eine Zwangspause, wenn die beiden Hubschrauber mit ihrer Ladung herandröhnen. Gegen Mittag sind etwa 320 Packs und hunderte von Sandsäcken verbaut. Die Stelle, an der das Wasser noch durchströmt, wird immer enger. Der Erfolg setzt letzte Kräfte frei.