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Institut der Feuerwehr gehört nicht mehr zum Netzwerk für Terrorabwehr Ende der Einsätze für Heyrothsberger Spezialisten

Das Institut der Feuerwehr (IdF) in Heyrothsberge ist einen Großauftrag
los: Die Institution im Jerichower Land gehört ab Januar nicht mehr zur
Analytischen Task Force des Bundes. Diese Einrichtung regelt
Katastropheneinsätze zur Terrorabwehr in ganz Deutschland.

Von Falk Heidel 28.12.2013, 02:06

Heyrothsberge/Magdeburg l September 2011: Der deutsche Papst Benedikt XVI. weilt in Thüringen. Eine ganze Region ist aus dem Häuschen. Tausende Menschen jubeln ihm in Erfurt zu. Was sie nicht wissen: Zuvor war ein Kommando aus Heyrothsberge mit ganz spezieller Technik vor Ort: Mit mobilen Laboren und Satellitenanlagen "tasteten" die Fachleute des Instituts der Feuerwehr den thüringischen Himmel nach biologischen oder chemischen Kampfstoff-Wolken ab. Ergebnis: negativ. Die Luft ist rein. Ähnliche Einsätze gab es für die Fachleute bei der deutschen Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Hannover und Leipzig beziehungsweise beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007. Solche Einsätze absolvieren die Spezialisten aus dem Jerichower Land im Rahmen eines bundesdeutschen Netzwerks namens Analytische Task Force.

In Deutschland gibt es sieben Standorte mit Fachleuten für radioaktive, biologische oder chemische Kampfstoffe in Hamburg, Mannheim, Dortmund, Köln, München, Berlin und Heyrothsberge. Bei der Analytischen Task Force handelt es sich um hoch spezialisierte Einsatzkräfte mit entsprechenden Fähigkeiten auf dem Gebiet der chemischen Analytik. Zum Einsatz kommt diese Taskforce beispielweise nach einem Militäranschlag hier in Deutschland. Gegründet wurde diese Institution nach dem Terror-Anschlag 2001 in New York.

Ab nächster Woche gehört Heyrothsberge nicht mehr dazu. Die Initiative des Ausstiegs geht vom Innenministerium in Magdeburg aus. Minister Holger Stahlknecht (CDU) hatte dies mit einem Schreiben an das Bundesminiserium bereits im Oktober begründet. Auf Grund der personellen Situation vor Ort seien wesentliche Voraussetzungen für diese Taskforce nicht mehr zu gewährleisten. Unter anderem sei keine Rufbereitschaft möglich.

Hervor gehen diese Infos aus einer schriftlichen Anfrage der Wolmirstedter Abgeordneten Waltraud Wolff (SPD) im Bundestag an das von Wolfgang Schäuble (CDU) geführte Innenministerium in Berlin.

"Finanzielle Gedanken stehen in keinem Verhältnis zum Reputationsverlust für unser Bundesland." - Rüdiger Erben, SPD

Über die Gründe des Ausstiegs gab es gestern vom Magdeburger Innenministerium keine Angaben. Auf Volksstimme-Anfrage erklärte Ministerimssprecherin Bianca Schalk, dass eine Antwort des entsprechenden Fachreferats gestern "nicht zu realisieren" gewesen sei.

Kritik an dieser Entscheidung kommt von der SPD. Rüdiger Erben sagte gestern zur Volksstimme: "Ich sehe hier keinen wirklichen Spareffekt. Zumal die relativ seltenen Taskforce-Einsätze vom Bund bezahlt werden. Jedenfalls stehen finanzielle Gedanken in keinem Verhältnis zum Reputationsverlust für unser Bundesland." Erben war unter Stahlknechts Vorgänger Holger Hövelmann (SPD) Staatssekretär im Innenministerium. Aus seiner Sicht handelt es sich im Bezug auf Heyrothsberge "um hektischen Aktionismus ohne rationale Hintergründe".

Das Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt in Heyrothsberge ist eine der größten Feuerwehrforschungsstätten in Deutschland. Es ist ab Januar aber keine Institution mehr, sondern nach Fusion nur noch eine Abteilung des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz, das ebenfalls auf dem Areal in Heyrothsberge angesiedelt ist. Zumindest steht es so auf dem Internet-Auftritt des Instituts. Dort war für eine Stellungnahme gestern niemand zu erreichen.

Noch gibt es keine Entscheidung, wie das Loch nach dem Ausstieg von Heyrothsberge geschlossen werden soll. Laut der Antwort aus dem Bundesministerium gibt es "Abdeckungslücken" in Thüringen, Sachsen und Bayern. Bis ein neuer Standort gefunden sei, soll Fahrzeuge und die technischen Geräte in Heyrothsberge bleiben.