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Das Landeskriminalamt löst inszenierte Geiselnahme auf einem Schiff in Hohenwarthe Spezialkommando im Übungseinsatz

Von Arlette Krickau 02.11.2011, 05:27

Ein Mann nimmt Geiseln auf einem Schiff der Weißen Flotte. Diesen Ernstfall probten gestern die Spezialkräfte des Landeskriminalamtes an der Elbe in Hohenwarthe. Für das SEK die größte Übung des Jahres in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Hohenwarthe l Drei bis zu den Zähnen bewaffnete und bestens gepanzerte Polizisten rücken hinter einem rollenden, mannshohen schwarzen Schild auf dem Spazierweg an der Elbe in Hohenwarte Zentimeter für Zentimeter vor. Immer Richtung Schiff. Die "Sachsen-Anhalt" der Weißen Flotte hat hier angemacht. Dunst liegt über der ganzen Szenerie, die ansonsten Lebewesen vermissen lässt. Vor dem Steg angekommen ruft einer der Polizisten laut zum Schiff rüber - die Worte verhallen. Ein Mann ist kurz zu sehen. Er schreit "Nein! Nein!"

Es ist etwa 11.30 Uhr. Die Spezialkräfte des Landeskriminalamtes (SEK) sind mitten in ihrer größten Übung des Jahres für Ernstfälle in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wochen vorher hatte die Dienstleitung die Übung in Hohenwarte vorbereitet. "Viele Abstimmungen mit der Weißen Flotte, mit der Gemeinde, mit den Einsatzkräften, die beispielsweise Geiseln spielen, sind dafür im Vorfeld nötig", erklärt Stefan Brodtrück, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Um acht Uhr begann die Übung: Die erdachte Geiselnahme wird der Polizei gemeldet. Das SEK-Team rückt an. Die Wasserschutzpolizei positioniert sich. Aufklärer schwärmen unauffällig aus. Die ersten Informationen werden zusammengetragen, Präzisionsschützen mit Spähern gehen in Stellung. "Es ist wichtig, so viele Informationen wie möglich über die Situation zu sammeln - für die Sicherheit beider Seiten", erklärt Brodtrück. Bis dahin gab es telefonische Kontaktaufnahme der Verhandlungsgruppe mit dem Geiselnehmer. Er fordert ein Gespräch mit seinem Vater, den er aber nur beim Nachnamen nennt. Außerdem ist eine Geisel an Bord, die dringend Insulin braucht. "Es sind einige Details eingeplant, die durchaus real passieren können, die die Arbeit knifflig machen", erklärt der Pressesprecher.

Es ist ein Großeinsatz mit 40 teilnehmenden Einsatzkräften. "Käme es jetzt zu einem realen Notfall, würde die Übung sofort abgebrochen und die Jungs auf dem schnellsten Weg zum Einsatzort gebracht werden - auch mit Helikopter", erklärt Brodtrück die Situation.

Bei dieser Übung arbeiten SEK, die Landesbereitschaftspolizei und Wasserschutzpolizei zusammen. "Mit einem Schiff ergibt sich eine besonders schwierige Situation, da es nicht ortsfest ist", sagt Brodtrück. So, dass hier alle an einem Strang ziehen müssen. Ansonsten trainieren die Einsatzkräfte zwar wöchentlich, dann aber in anderen Größen und Intensitäten. Diese Übung ist für den ganzen Tag angelegt.

Gegen vier Uhr nachmittags dann der Zugriff. Zum Übungsende können der Täter überwältigt und alle Geiseln gerettet werden. Zwar endet an der Stelle der Einsatz, aber noch nicht die Arbeit. "Die Auswertung wird uns noch beschäftigen", sagt Brodtrück.