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  7. Klimawandel macht dem Weißstorch schon jetzt deutlich zu schaffen

Experten mahnen bei den 21. sachsen-anhaltischen Storchentagen eine globale Gesamtlösung an Klimawandel macht dem Weißstorch schon jetzt deutlich zu schaffen

Von Stephen Zechendorf 23.10.2012, 03:12

Gut 150 Storchenexperten und Freunde des Adebares aus der ganzen Bundesrepublik sind am Wochenende in Loburg und Isterbies zu den 21. Sachsen-Anhaltischen Storchentagen zusammen gekommen. Ihr Fazit nach gut 15 Vorträgen: Adebar braucht Hilfe.

Loburg/Isterbies l Die wohl eindrücklichsten Worte fand am Sonnabend Prof. Dr. Franz Bairlein von der Vogelwarte Helgoland, der auch Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft ist. Anhand zahlreicher Studien zeigte der Wissenschaftler auf, dass der Klimawandel schon jetzt vielfältige Auswirkungen auf die Zugvögel habe: "Manche ziehen im Herbst nicht mehr, oder sie ziehen nicht mehr so weit weg. Einige kehren früher aus ihren Winterrevieren zurück und brüten früher." Bei einigen Arten zeige sich eine Entkopplung des Brutgeschäftes vom Nahrungsangebot und dies habe Auswirkungen auf den Bruterfolg. Grundsätzlich gebe es einen direkten Zusammenhang von Nahrungsangebot und Bruterfolg, so Bairlein.

Der Ornithologe verwies auf die Notwendigkeit, nicht nur die hiesigen Verhältnisse zu sehen, sondern auch die Bedingungen für Störche in deren Winterrevieren miteinzubeziehen, wenn man ein Gesamtschutzkonzept erstellen wolle. In den afrikanischen Winterrevieren spielen Klimawandel und Bevölkerungsexplosion eine große Rolle für die schlechter werdenden Bedingungen des Storchen.

Auch Elbe ist nicht mehr so ideal für Adebare

Die in Loburg lebende und arbeitende Dr. Mechthild Kaatz ging auf die Bestandssituation des Weißstorches in Deutschland und speziell in Sachsen-Anhalt ein. Die NABU-Arbeitsgruppe Weißstorchschutz erfasst jährlich den Weißstorchbestand in ganz Deutschland. In Sachsen-Anhalt liegt die Zahl der Brutpaare seit einigen Jahren fast konstant bei knapp unter 600.

Die Storchenzähler registrierten zunächst eine Zunahme von Horstpaaren in Deutschland auf 4883 bis zum Jahr 2011, es zeigen sich jedoch unterschiedliche Tendenzen bei den nordöstlichen und südwestlichen Bundesländern. Mit den sich verändernden Lebensräumen und Biotopen gehen sich wandelnde Nahrungsgrundlagen einher. Festgestellt wurde eine Abnahme der großgezogenen Jungstörche je Paar. Auch hier bestätigt sich die von Dr. Bairlein festgestellte Änderung von Geschlechtsreife und Brutverhalten. "Es werden vermehrt Westzieher festgestellt", so Dr. Mechthild Kaatz. Auch der Kampf um geeignete Brutplätze nimmt zu. Zum einen werden vermehrt Storchenkämpfe festgestellt, zum anderen versuchen Waschbären oder Nilgänse, die Storchenhorste zu besetzen.

Monokultur schränkt Nahrungsangebot ein

Alle Experten warnten am Sonnabend vor dem rigorosen Anbau von Energiepflanzen (Mais, Hirse, Raps und Sonnenblumen), mit dem ein Umbruch der Grünland- und Brachflächen einhergehe, ebenso der Rückgang der Weidewirtschaft. "Das bedeutet nicht nur eine enorme Einschränkung des Lebens- und Nahrungserwerbsraumes für den Weißstorch, sondern ist auch verbunden mit einem gravierenden Rückgang der Artenvielfalt überhaupt", so Dr. Mechthild Kaatz. Die Referentin nannte den Drömling und die Elbe als wichtigste Lebensräume mit dem größten Storchenaufkommen, aber auch hier sei eine relativ niedrige Regeneration festzustellen.

Der Storchenhof Loburg kann in diesem Jahr sein 33-jähriges Bestehen feiern. Genau so lange gibt es schon die Arbeitsgruppe "Storchenschutz" des Naturschutzbundes NABU.