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Planspiel der Friedrich-Ebert-Stiftung im SozialkundeunterrichtSchüler des Gymnasiums werden zu Korrupten in "Fontanien"

Von Angelika Döbberthin 05.02.2014, 01:15

Genthin l Vor kurzem waren Schüler des Genthiner Bismarck-Gymnasiums erstmalig in Fontanien. Das kleine Land mit seinem reichen Baumbestand hat riesige Probleme. Die Ureinwohner werden um ihre Rechte betrogen. Holzfirmen machen Geschäfte mit den Edelhölzern des Regenwaldes. Naturschützer versuchen den Waldbestand zu schonen. Leider werden die ausgehandelten Verträge nicht eingehalten. Korruption in großem Stil - obwohl das Land nicht einmal im weltweiten Korruptionsindex erfasst ist!

Auch auf der Landkarte ist Fontanien nicht zu finden. Die Anreise dorthin begann im Frühjahr 2013 im Bundestag in Berlin. Dort diskutierte MdB Waltraud Wolff (SPD) mit Schülern der Genthiner Wirtschaftskurse über Probleme, welche die Politik lösen muss. Wo Gesetze auf den Weg zu bringen sind, muss man alle Seiten anhören und bestmögliche Lösungen suchen. Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt uns die Presse nahezu täglich.

Waltraud Wolff vermittelte den Gymnasiasten mit Hilfe der Friedrich-Ebert-Stiftung das Planspiel "Korruption und Entwicklung in Fontanien". Anngret Schneider und Alexander Kuschel von der Firma "Planpolitik" (Berlin) ermöglichten es den Gymnasiasten in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen, zum Beispiel als Mitglieder der Tree Company, des Ministeriums für Forstwirtschaft oder als Clan-Chefs der Ureinwohner. Doch trotz aller Verträge wurde der fontanische Wald in jedem Jahr stärker zerstört. Der Grund? Auf dem Flur des Gymnasiums blühte die Korruption. Durch die Bestechung wurde das Land völlig ruiniert.

An der Auswertung des Planspiels nahm auch Waltraud Wolff teil. Die Schüler diskutierten nicht nur den Korruptionsindex und die Stellung der Länder in der Welt. Sie besprachen auch Korruptionsfälle an konstruierten Fallbeispielen. Die Bundestagsabgeordnete machte darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, zwar mit Lobbyisten zu sprechen, aber sich dennoch unabhängig eine Meinung zu bilden. Transparenz und Offenheit seien die zentrale Möglichkeit, um Korruption zu begegnen.

Die Schüler - sehr nachdenklich durch das vorher praktizierte Rollenspiel - stimmten ihr zu. "Natürlich ist es interessant einmal mit jemandem zu sprechen, der an der Erarbeitung von Gesetzen mitgewirkt hat", sagte zum Beispiel Martin Scheck.

Für die Politikerin kein Problem: "Ich komme gern in eure Schule, wenn es um dieses Thema geht." Schließlich hätte sie selbst an der Gesetzgebung gegen genmanipuliertes Saatgut mitgearbeitet.

Sozialkundelehrerin Simone Beier freut sich über dieses Angebot: "Das ist Unterricht am Puls der Zeit."