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Lotte Ballarin trägt sich in das goldene Buch der Stadt Genthin ein Hommage an eine 95-Jährige

Von Simone Pötschke 16.12.2014, 02:18

Die Malerin und Grafikerin Lotte Ballarin wurde anlässlich ihres 95. Geburtstages mit dem Eintrag ins goldene Buch der Stadt Genthin und einer Personalaustellung im Wasserturm geehrt.

Genthin l Blumen und Glückwünsche für die große alte Dame der Genthiner Kunstszene. Mit aufgeregter Hand nahm sie im Beisein vieler Gäste den Eintrag in das goldene Buch der Stadt Genthin vor.

In einer gemeinschaftlichen Aktion von Kunstverein und Stadt Genthin wurde somit das Lebenswerk der gebürtigen Genthinerin gewürdigt, deren Werke für eine verständliche und ausdruckstarke Kunst stehen. Mit großem Aufwand hatten Gerda Zinke, Edith und Peter Danner sowie Thomas Roloff die sich im Privatbesitz befindlichen Arbeiten Ballarins gesichtet, um sie anschließend der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Etwa 100 Ballarin-Arbeiten sind nun im Turm unter der thematischen Klammer "Meine Heimat - meine Stadt", zu sehen. Manche sogar nach vielen Jahren Ausstellungsabstinenz. Die Arbeiten können allerdings nur einen kleinen Einblick in das überaus umfangreiche künstlerische Gesamtschaffen der Jubilarin geben: diverse Holzschnitte, Grafiken, Zeichnungen, Arbeiten in Öl und Linolschnitte. Etliche von ihnen lösten am Sonnabend selbst bei Lotte Ballarin Erstaunen aus. "Habe ich die wirklich gemalt?", sagte sie bei einem Ausstellungsrundgang.

Die ländliche Natur, Kinder, die Tierwelt, Alltägliches, ihre Lieblingsinsel Hiddensee - diese Themen durchziehen trotz aller gesellschaftlichen Umbrüche das künstlerische Schaffen Lotte Ballarins. Ihre Arbeiten sind leise, nicht aufdringlich, zurückhaltend - ein Spiegelbild der Lotte Ballarin.

Bürgermeister Thomas Barz zeichnete in der Laudatio den Lebensweg der 1919 in Genthin geborenen Jubilarin nach, bevor er dann ihr künstlerisches Wirken würdigte. Dabei bezog sich der Bürgermeister auf das Urteil des renommierten Kunsthistorikers Dr. Günter Meißner, der Ballarin in seinem Urteil große Wertschätzung entgegenbringt.

Lotte Ballarin, zunächst als Lehrerin tätig, studierte 1950 bis 1955 an der Burg Giebichenstein Angewandte Malerei und Restauration. Restauratorin wurde sie aber nicht, sie arbeitete vielmehr in der Druckwerkstatt des Verbandes der Bildenden Künstler in Halle. In dieser Zeit entstehen Lithografien, Holzschnitte, die sie bekannt gemacht haben. Seit 1990 lebt Lotte Ballarin wieder in Genthin.

In die Laudatio auf die betagte Künstlerin ließ Bürgermeister Thomas Barz die fachmännische Bewertung Dr. Meißners einfließen. Demnach sei Lotte Ballarin eine Realistin, die sich den Zugang zu ihrer Bilderwelt direkt und unmittelbar als Zeichnerin erobert habe, dann aber als Grafikerin ihren wesensmäßig überzeugendsten Ausdruck entwickelt habe. Das von Anfang an ausgeprägte Interesse, nicht nur ein Bild der Welt zu zeigen, sondern Geschichten vom Leben mit Tieren und Kindern zu illustrieren, hätten ihren Weg bestimmt. Ihr künstlerisches Wirken, das in der Tradition der Hallenser Schule stünde, einer realistischen Kunst der Nachkriegszeit, habe den regionalen Stil bereichern können.

Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Genthiner Wasserturms zu sehen.