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Boreas hat im Dezember die Anlagen bei Mangelsdorf in Betrieb genommen / Unternehmen will präsent bleiben Acht neue Windräder überragen die "alten"

Von Sigrun Tausche 07.02.2015, 02:25

Zwischen Mangelsdorf, Kleinmangelsdorf und Kabelitz ist mittlerweile ein recht stattlicher Windpark entstanden. Zu den bereits seit mehreren Jahren vorhandenen Anlagen kamen im vergangenen Jahr noch neun dazu - acht in der Gemarkung Jerichow, eine im Landkreis Stendal. Errichtet wurden sie von Boreas. Das Unternehmen bleibt auch weiterhin Ansprechpartner vor Ort.

Mangelsdorf l Die Errichtung von Windenergieanlagen findet speziell von den Anwohnern nicht nur Zustimmung. Auch an diesen neuen Anlagen gab es Kritik, unter anderem in Leserpost an die Volksstimme, aber auch Einwendungen im Rahmen des Planungsverfahrens. "Wir nehmen das sehr ernst", betont Thomas Scholz, Leiter Planung bei Boreas. Nach wie vor ist er mindestens einmal pro Woche in der Region und hat auch schon seit mehr als fünf Jahren ein Büro im TGZ Genthin.

Den Hauptsitz hat Boreas in Dresden. Etwa 100 Mitarbeiter gehören inzwischen zum Unternehmen, das im Bereich Erneuerbare Energien tätig ist und bereits 25 Jahre Erfahrung mit Windkraft hat. "Im Jerichower Land sind wir seit etwa zehn Jahren präsent, bisher hauptsächlich im Raum Gommern, Möser, Biederitz", erklärt Thomas Scholz.

Gespräche und Vorbereitungen für die Anlagen bei Mangelsdorf begannen vor über fünf Jahren. In dem ausgewiesenen Windeignungsgebiet standen zu dieser Zeit bereits je zehn Anlagen beiderseits der Landkreisgrenze, sagt Scholz. Auch die neuen Anlagen befinden sich innerhalb der festgelegten Grenzen, betont er. Es sind acht größere in der Gemarkung Jerichow und eine kleine auf Kabelitzer Seite.

Die neuen Mangelsdorfer Anlagen überragen die zuvor gebauten deutlich: Sie haben 140 Meter Nabenhöhe, und der höchste Punkt liegt bei 196 Meter - wenn die jeweils obere Flügelspitze senkrecht steht.

Zu erkennen sind die Boreas-Anlagen außerdem an der roten "Bauchbinde" bei etwa einem Drittel Turmhöhe.

Nachts gelten strengere Grenzen für Lärmpegel

Ja, die Anlagen seien natürlich zu hören, räumt Thomas Scholz ein und fügt an: "Das ist vor allem deshalb so sehr aufgefallen, weil wir während der Zeit der Inbetriebnahme im Dezember und Januar sehr viel Wind hatten." Da sind die Anlagen gleich mit 100 Prozent Leistung gestartet. "Aber auch dann dürfen bestimmte Lärmpegel nicht überschritten werden", betont er und erläutert: "Nachts von 22 bis 6 Uhr gelten strengere Grenzen als am Tag. Wenn allgemeine Wohngebiete angrenzen wie in Kleinmangelsdorf dürfen 40 Dezibel nicht überschritten werden, bei Mischgebieten wie in Mangelsdorf gelten 45 Dezibel."

Diese und alle anderen Vorschriften habe Boreas beim Bau der Anlagen eingehalten, versichert Thomas Scholz. Das betreffe auch den Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohngebäuden. Ein Umweltgutachten sei immer Bestandteil eines solchen Projekts, und dessen Einhaltung werde auch streng kontrolliert. Genehmigungsbehörde sei die Untere Emmissionsschutzbehörde des Landkreises.

Über etwa zwei Jahre habe sich das ganze Verfahren erstreckt. "2011 haben wir begonnen, und Anfang 2014 hatten wir die Genehmigungen. Die Umsetzung hat dann bis Dezember gedauert."

Um nachts die niedrigeren Lärmgrenzen einhalten zu können, werde der Modus der Anlagen so eingestellt, dass sie weniger Geräusche entwickeln. "Sie produzieren dann aber auch weniger Strom!" Möglich sei das durch eine entsprechende Kombination von Blattstellung und Regulierung der Drehzahl. "Das heißt: Nachts optimieren wir die Anlagen nach dem Schall, tags nach der Leistung."

Mit den Anwohnern, die Einwendungen vorgebracht haben, werde Boreas weiter in Kontakt bleiben, betont Thomas Scholz. "Wir werden auch noch eine Info-Veranstaltung für alle interessierten Bürger durchführen", kündigt er an und betont: "Wir haben die Anlagen nicht nur errichtet, um sie weiter zu verkaufen, sondern Boreas bleibt Teil der Betreibergesellschaft. Wir wollen in der Einheitsgemeinde Jerichow auch weiterhin Ansprechpartner sein."

Zudem sei geplant, den Anwohnern des Windparks anzubieten, günstigeren Strom aus diesen Anlagen zu bekommen, so dass sie auch direkt Nutzen davon haben.

Weiterhin wolle sich das Unternehmen im sozialen Umfeld engagieren. Zu Vereinen sei schon Kontakt aufgenommen worden und es sei geplant, diese zu unterstützen.

Umfangreiche Pflanzungen als Ausgleichsmaßnahmen

Viel passieren wird dieses Jahr zudem im "grünen Bereich" in der Region, denn die Errichtung eines Windparks geht einher mit der Verpflichtung zu umfangreichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Insgesamt haben diese ein Volumen von etwa 300 000 Euro, sagt Scholz. "Wir gehen hierbei immer auf die Gemeinden zu, um uns mit diesen abzustimmen." Mit der Stadt Jerichow gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit: Mehrere Vorschläge wurden dem Unternehmen unterbreitet, die nach eingehender Prüfung und Abstimmung Eingang in die Planungen gefunden haben.

So werde es unter anderem Pflanzungen am Ortsrand von Kleinmangelsdorf geben, weiterhin eine Bepflanzung entlang des Radwegs zwischen Mangelsdorf und Kleinmangelsdorf, alte Melkstände, die seit Anfang der 90-er Jahre brach liegen, werden weggerissen, auf dem ehemaligen Bahngelände in Jerichow erfolgt eine Begrünung, weitere Pflanzungen auf dem Jerichower Burgberg werden aus diesen Mitteln finanziert und der Hof des Rathauses, dessen Gestaltung jetzt begonnen wurde, erfährt in diesem Rahmen eine Begrünung.

"Es gilt die Regel, dass die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen innerhalb eines Jahres nach Inbetriebnahme des Windparks umgesetzt werden müssen", erläutert Thomas Scholz.

Die Einspeisung des hier erzeugten Stroms übrigens erfolgt bei Genthin-Altenplathow. Dazu hat Boreas in etwa 100 Metern Abstand vom Umspannwerk der Avacon ein eigenes Umspannwerk errichten müssen. Dorthin wurde eine 13 Kilometer lange Kabeltrasse verlegt.