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Domfestspiele spannen großen geschichtlichen Bogen Kniefall für Karl den Großen und Erzfeinde

Von Sabine Scholz 31.05.2014, 03:17

Die Domfestspiele bieten in diesem Jahr wieder ein facettenreiches Programm in bewährter Struktur. Der Ballettabend im Dom ist diesmal allerdings eine Homage an den verstorbenen Choreografen Jaroslaw Jurasz.

Halberstadt l Es gehört zu den eindrucksvollen Momenten der Domfestspiele, wenn in der gotischen Kathedrale getanzt wird. Seit vielen Jahren bietet die Ballettcompagnie des Nordharzer Städtebundtheaters eigens für diesen Anlass eine Choreografie dar, die den Bezug zum Auftrittsort sucht. So ist es oft ein biblisches Thema, das verarbeitet wird. In diesem Jahr wird erneut "Die erste Schuld" zu sehen sein, die die Schöpfungsgeschichte bis zum Brudermord Kains an Abel erzählt. In einer Choreografie, die der vor Kurzem verstorbene Ballettmeister Jaroslaw Jurasz erarbeitet hatte. Gabriella Gilardi, die bei der Premiere 2004 noch selbst mitgetanzt hatte, setzt das Ballett nach Vorgaben Jurasz` neu in Szene. Dieser Abend ist zugleich eine Homage an den Ballettmeister.

Traditionell beginnen die Domfestspiele aber schon einen Abend vorher in der Moses-Mendelssohn-Akademie. Hier wird am Donnerstag, dem 12. Juni, eine Ausstellung zu Leben und Werk von Käthe Loewenthal und deren beiden Schwestern eröffnet. "Zustande gekommen ist diese Ausstellung auf Anregung von Professor Wulf Herzogenrath. Als er zum Cage-Festival in Halberstadt weilte, kamen wir in Kontakt und die Ausstellungsidee entstand", berichtet Jutta Dick. Wie die Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie erläutert, beleuchtet die Schau das Leben dreier Frauen, die aus einer jüdischen, aber nicht religiösen Familie stammen und alle drei künstlerisch tätig wurden. "Sie konnten sogar zum Teil von ihrer Kunst leben, was Anfang des 20. Jahrhundert nicht unbedingt selbstverständlich war." In den Biografien von Käthe, Agnes und Susanne Loewenthal spiegelt sich auch ein großer Teil deutscher Geschichte. Wurden die Schwestern doch 1878, 1882 und 1886 geboren. Die Sterbejahre sind 1933, 1942 und 1989.

Die Geschichtsbezüge vereint in diesem Jahr alle Programmteile der Domfestspiele. So widmet sich das Oratorienkonzert der Kantorei zum einen Karl dem Großen. Der 814 gestorbene Frankenkaiser gilt als einer der Begründer des Halberstädter Bistums, die Verehrung für ihn war auch in Halberstadt groß. Ein Teppich im Domschatz zeugt von dieser Verehrung. Und dieser Teppich hat Thomas König aus Magdeburg zu einem Musikstück inspiriert für Chor und Orchester, das am 14. Juni seine Uraufführung im Dom erleben wird. Zuvor singen die Kantoreien Halberstadt und Wernigerode "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms. "Mit diesem besonderen, weil sehr tröstenden Werk, nehmen wir Bezug auf ein Ereignis, das sich 2014 zum 100. Male jährt - den Beginn des Ersten Weltkriegs. Der war in seinen Folgen prägend für das 20. Jahrhundert", sagt Domkantor Claus-Erhard Heinrich.

"Schön, dass wir mit unserem Programm die damaligen ,Erzfeinde` versöhnen" ergänzt Johannes Rieger. Der Theaterintendant wird am Festspielsonntag das Orchesterkonzert dirigieren, in dem Werke von zwei französischen Komponisten gespielt werden.

Mehr Informationen im Internet unter www-domfest-halberstadt.de