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Erfolgreicher Start für Zuckerrübenanbauer / Strube-Unternehmensgruppe wächst weltweit Schlanstedter forschen für die Rübensaat

Von Dieter Kunze 23.02.2015, 01:24

Saatzucht hat in Schlanstedt eine lange Tradition. Das Unternehmen Strube setzt diese fort und entwickelt neue Sorten für Landwirte in aller Welt.

Schlanstedt l Die Pflanzenzüchter der Region stehen angesichts der weltweiten Bevölkerungs- und Marktentwicklung, der Klimasituation und der Energiewende vor neuen Herausforderungen. Die Züchter der Schlanstedter Traditionsfirma Strube entwickeln im Verbund mit dem Hauptsitz in Söllingen und den weltweiten Zuchtstationen neue Saatgutsorten, die den Landwirten einen nachhaltigen und rentablen Anbau verschiedener Fruchtarten ermöglichen.

Die Saatzucht hat in Schlanstedt eine lange Tradition. 1877 gründete Friedrich Strube in Schlanstedt das Unternehmen. 1910 wurde in Schlanstedt weltweit erstmals Weizensaatgut gegen Krankheiten gebeizt. 1911 gab es bereits eine erste Prüfstation in Rußland. Während der historische Speicher seit Jahrzehnten leer ist und als Industriedenkmal stehen bleibt, wird auf dem übrigen Gelände regelmäßig gearbeitet.

2009 entstand das Biotechnologielabor. 2014 waren wieder die Bauarbeiter im Haus, weil im Dachgeschoss weitere Arbeitsbereiche eingerichtet wurden.

Auch im Bereich der Gewächshäuser gab es deutliche Neuerungen. Viele Auswahlschritte sind nötig, um eine neue Sorte zu züchten oder neue Abwehrmechanismen gegen Krankheitsbefall von Zuckerrüben und Getreide zu entwickeln. Neue Anforderungen ergeben sich aus dem Klimawandel und der Energiewende für die Züchter. Auch die neue EU-Zuckermarktordnung dürfte ab 2016 deutliche Veränderungen bringen.

Bereits in der fünften Generation ist die Unternehmensgruppe nun familiengeführt. Dr. Hermann-Georg Strube übernahm 1972 die Führung des Unternehmens. Tochter Sina Isabel Strube trat 2007 in die Geschäftsleitung ein und integrierte den durch Kauf erworbenen Teil des Kooperationspartners im Bereich Zuckerrübe und verlieh Strube so einen leistungsstarken eigenen Vertrieb. Sie leitete die Erneuerung der Strukturen und Prozesse ein, gründete den Agrarservice, die Abteilung Marketing und erwarb das spanische Sonnenblumenunternehmen Maribo-España, heute Strube-España.

Die Strube Unternehmensgruppe wächst weiter. Das erfuhren gut 250 interessierte Zuckerrübenanbauer zu Beginn der diesjährigen Fachgespräche. In Söllingen, direkt gegenüber der Strube Unternehmenszentrale, entsteht ein neues Marketing- und Vertriebszentrum in der ehemaligen Zuckerfabrik, die 1886 erbaut wurde. Neben Konferenz- und Veranstaltungsräumen wird das Gebäude viele Büros enthalten, die ab Mitte 2015 mehr Platz für die mittlerweile 370 Strube-Mitarbeiter schaffen, teilte das Unternehmen mit.

Im August vergangenen Jahres wurde die bisherige Strube Vertretung "De Wulf Agro" in Belgien übernommen und ist heute eine Strube Tochter. Gleichzeitig erweiterte Strube die internationale Zusammenarbeit durch die Übernahme der europaweiten Vermarktung für das Zuckermaissaatgut des australischen Unternehmens HRS Seeds Snowy River und für das Speiseerbsensaatgut des amerikanischen Unternehmens Crites Seed.

Im Herbst zur Zuckerrübenernte konnte das vierte BlueMobil fertiggestellt werden. Zusammen mit den anderen drei Mobilen rodete das neue Erntemobil im Herbst 80 000 Leistungsprüfungsparzellen, die auf Flächen in ganz Europa verteilt angelegt waren. Im BlueMobil 4 befindet sich ein hochmodernes Rübenlabor. Ein spezielles Hochdruckwaschverfahren benötigt nur sehr wenig Wasser um die Rüben zu reinigen. Zuckergehalt und Inhaltsstoffe werden mit Hilfe der Spektroskopie bestimmt.

Zur Aussaat 2015 hat Strube die Verpackung für Zuckerrübensaatgut verändert. Die Saatguteinheiten werden zusätzlich mit einer Folie aus Kunststoff versiegelt. Damit ist das Saatgut vor einer vorzeitigen Feuchtigkeitsaufnahme bis zur Aussaat im Auslieferungsjahr geschützt. Ein anderes Saatgut befindet sich durch ein spezielles Verfahren bereits in Keimstimmung. Zusätzlich ist die Pille hygroskopisch, sie nimmt sofort Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Das Hochleistungssaatgut erfordert deshalb besondere Aufmerksamkeit bei der Lagerung.