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Start der Reihe "Noten für Namen" des Fördervereins Zwieberge Eine Reise in die Welt des Blues

28.02.2011, 10:38

Halberstadt (sc). "Wir wollen ihnen die Würde eines Namens wiedergeben", sagte Hanka Rosenkranz, als sie am Freitag- abend rund 50 Zuhörer in der Galerie am Kunsthof begrüßte. Die Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge erläuterte das Anliegen der kleinen Konzertreihe, mit der der Verein Spenden einnehmen will. "Mit Musiknoten wollen wir Banknoten für die Namenstafeln sammeln", sagte sie. Von 772 Opfern, die in den sechs Massengräbern auf dem einstigen Lagergelände verscharrt wurden, kennt man die Namen. Den Toten die Anonymität zu nehmen, den Angehörigen einen Ort des Trauerns "und uns einen Platz des Gedenkens zu schaffen", sei Anliegen der derzeitigen Umgestaltung der Fläche vor dem Mahnmal der Gedenkstätte.

Hanka Rosenkranz bedankte sich beim Kunsthof-Verein, der für diesen guten Zweck den Raum kostenlos zur Verfügung stellte. Die aktuelle Ausstellung der Berliner Künstlergruppe Klub 7 bot zugleich ein stimmungsvolles "Bühnenbild" für die Musik, die Tom Posur den Zuhörern bot. Der Halberstädter Gitarrist nahm alle mit auf eine swingende Zeitreise. Tief in den Süden der USA und weit zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts führte diese Reise. Mit seinen beiden aus Bronze gefertigten Resonator-Gitarren, mit Mundharmonika und einfühlsamen Gesang ließ Posur die Welt des Blues und Swing, des Folk und des frühen Rock auferstehen. Vielen Zuhörern fiel es schwer, auf den Stühlen sitzen zu bleiben. Dass sie es dennoch taten, überraschte den Musiker. Die mit einem besonderen Resonanzkörper versehenen Gitarren, die zwei tschechische Auswanderer Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hatten, weil normale Gitarren in den Swing- und Jazzorchestern einfach zu leise waren, erzeugten einen ganz eigenen, mitreißenden Klang. Mit Übersetzungen und Informationen zu den Stücken erleichterte Tom Posur so manchem Gast den Zugang zu dieser emotionalen Musikrichtung. Songs von Huddie Ledbetter, Jim Jackson, Robert Johnson und Johnny Cash entpuppten sich als zeitlose Kleinode, die in der Bearbeitung Po surs einen besonderen Glanz entfalteten. Begeistert dankte das Publikum dem Musiker mit langem Applaus und Zugaben-Bitten, die dieser gern erfüllte.

Nach dem Konzert blieb noch Zeit für Gespräche mit dem Musiker und mit Vereinsmitgliedern. Man darf gespannt sein, mit welcher Musikrichtung sie beim nächsten Mal um Spenden bitten, wenn es wieder heißt: Noten für Namen.