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  7. Marten Hoppe erklärt: "Ich habe nicht alles auf ein Pferd gesetzt"

Agraringenieur aus Zobbenitz erzählt auf einem Feld bei Süplingen von der weniger guten Rapsernte Marten Hoppe erklärt: "Ich habe nicht alles auf ein Pferd gesetzt"

Von Anett Roisch 30.07.2011, 06:26

Während die Rapsernte in unserer Region weniger gut ausfällt, scheint der Mais in diesem Jahr gut zu wachsen. Landwirt Marten Hoppe dreht auf dem Feld mit einem knallgelben Mähdrescher seine Runden und erzählt dabei von seinen Erfahrungen.

Süplingen/Zobbenitz. Auf den Feldern sind die Mähdrescher in Aktion. Auch auf einem Rapsfeld zwischen Bülstringen und Süplingen taucht ein Drescher der Marke New Holland CX 880 aus einer Staubwolke auf. Am Steuer sitzt Marten Hoppe aus Zobbenitz. Der Diplom-Agraringenieur hat das landwirtschaftliche Unternehmen 2008 von seinem Vater Udo Hoppe übernommen.

Doch warum ist ein Zobbenitzer Jungunternehmer auf den Feldern in Süplingen unterwegs? "Unser landwirtschaftlicher Betrieb hat in der Gemarkung Süplingen, Mannhausen, Köckte und Zobbenitz Acker gepachtet. Insgesamt ist es eine Fläche von etwa 450 Hektar", sagt Hoppe. Der 31-Jährige beschreibt, warum er mit der diesjährigen Rapsernte alles andere als zufrieden ist: "Die Aussaatbedingungen im Herbst waren sehr schlecht, weil es so nass war. Dadurch hat sich auch das Pflanzenwachstum schlecht entwickelt."

Dann kam das trockene Frühjahr. "Der Raps ist Ende Mai irgendwann abgestorben. Mit den wiedereintretenden Regenfällen ist der Raps wieder neu ausgetrieben und behindert jetzt die Ernte", beschreibt der Unternehmer und zeigt auf die grünen und gelben Stellen auf dem Rapsfeld. Eigentlich müsste das Getreide trocken sein, doch durch den neuen Austrieb kann der Mähdrescher nicht richtig arbeiten.

Bis 2003 hatte der elterliche Betrieb noch Kühe, die unter anderem mit Mais versorgt wurden. "Jetzt haben wir nur noch ein wenig Mais für die Biogasanlage in Satuelle. Nur Mais anbauen - das wollte ich nicht. Ich habe nicht alles auf ein Pferd gesetzt, sondern mehrere Getreidearten angebaut, denn beim Ackerbau ist man von der Witterung abhängig", sagt der diplomierte Landwirt.

"Wir schaffen mit dem Mähdrescher am Tag 40 Hektar"

Neben dem Raps hat Hoppe auch einige Feldstücke mit Weizen und Roggen - von der Kanzel des Holland-Flaggschiffes aus - gedroschen. Das Fahrzeug, der größte Schüttelmähdrescher dieser Art, hat eine Schneidwerksbreite von gut neun Meter. "Wir - also mein Mitarbeiter Stephan Lindecke und ich - schaffen mit dem Drescher am Tag etwa 40 Hektar. Stephan hat in unserem Betrieb seine Ausbildung absolviert und ist gelernter Landwirt", verrät Hoppe und ergänzt: "Im Raps kämpfen wir uns langsam vorwärts. Weil das Grün dazwischen ist, verursacht es Trocknungskosten und Abzüge beim Landhändler, der uns die Ware abkauft."

Viel Gutes weiß der Zobbenitzer, der an diesem Tag um 8 Uhr den Mähdrescher startklar machte, und um 11 Uhr mit Rapsdreschen begonnen hat, nicht über die jetzige Erntesaison zu berichten. Und trotzdem sieht er - in seiner klimatisierten Kabine sitzend - optimistisch in die Zukunft. "Es ist schade, dass die Ernte in diesem Jahr nicht so gut ist, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden. Neben ihm steht ein Korb mit Speisen und Getränken. Das Wichtigste an Bord sei das voll aufgeladene Handy.

Als nächstes soll der Weizen und dann der Roggen gemäht werden. "Der Weizen ist leicht unterdurchschnittlich in seinen Erträgen, aber wenn jetzt eine Woche lang die Sonne scheinen würde, wäre das ideal", blickt der Agraringenieur voraus und wünscht sich nach den sonnigen Tagen Regen für den Mais, der optimale Wachstumsbedingungen hatte und für den es jetzt schon wieder ein bisschen zu trocken ist.

Durch das laute Brummen sind die Tiere im Raps gewarnt und fliehen. "Die Rehkitze sind so weit gewachsen, dass sie weglaufen. Ab und zu sehen wir Wildschweine. Das sind unsere Erzfeinde, denn sie fressen unseren Mais und das Getreide. Hier in Süplingen gibt es besonders viele Wildschweine", weiß Hoppe aus Erfahrung.

Wenn das eigene Getreide geerntet ist, hilft Hoppe mit seinem gelben Riesenkreuzer anderen Landwirten.

"Nach der Ernte ist vor der Ernte", heißt es in der Landwirtschaft, denn nach den Mäharbeiten werden wieder die Felder für die nächste Aussaat vorbereitet

"Vielleicht regnet es ja am Ende der nächsten Woche, dann kann der Mais gut wachsen und ich kann beim großen Reitturnier in Zobbenitz, das vom 5. bis zum 7. August stattfindet, dabei sein", sagt Hoppe, der noch so lange wie das Wetter mitspielt - bis gegen 23 Uhr - im Raps seine Runden dreht.