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Knapp 100 Kontrolleure zwischen Fischbeck und Sandau – alle machen gern den freiwilligen Dienst Deichwache zu halten, ist selbstverständlich

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 24.01.2011, 05:26

Als sie in der Zeitung lasen, dass Deichwachen gesucht werden, zögerten viele Bewohner der elbnahen Gemeinden nicht und meldeten sich zum freiwilligen Dienst. Seit Mittwoch wird der Elbdeich rund um die Uhr kontrolliert. Auch vom Ehepaar Jeske und von Rudi Marin aus Schönhausen.

Schönhausen. Richtig in Gange kommen will das Feuer im Ofen des alten Leutewagens am Neuen Wiehl nicht. Aber egal, viel Zeit zum Aufwärmen haben die Deichwachen so und so nicht. Samstagfrüh Punkt sechs Uhr traten Edeltraut und Otto Jeske ihre nun schon vierte Schicht Deichwache an. Vom Stützpunkt am Neuen Wiehl bei Schönhausen aus laufen sie nach links dreieinhalb Kilometer. Die andere Richtung kontrollieren Rudi Marin und Dieter Bohne. Der wird am Sonnabend von Verwaltungs-Lehrling Stefan Langnäse vertreten. Bis 12 Uhr dauert die Frühschicht, dann kommt Ablösung. Zeit genug, den Abschnitt zweimal abzulaufen. Rund 14 Kilometer kommen zusammen. "Kein Problem, da haben wir unsere Sporteinheit für den Tag gleich erledigt!" Otto Jeske ist sonst täglich zusammen mit seinem Schwager Horst Schünke mit dem Fahrrad unterwegs, "entweder fahren wir in Richtung Dämme oder auch auf dem Deich". Deshalb war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich als Deichwache zu melden. Seine Frau Edeltraut hat schon Erfahrungen darin. Denn im Sommer 2002 und im Januar 2003 war sie als ABM-Kraft zur Deichwache eingeteilt. Derzeit arbeitslos, nutzt sie die Zeit zusammen mit ihrem Mann, der Rentner ist, gern für die Kontrolle. "Es ist doch wichtig, dass der Deich kontrolliert wird. Weil in den letzten Jahren viel gemacht wurde, haben wir keine Sorge, dass der Wall nicht halten könnte." Morgens bei der ersten Tour ist es noch dunkel. Mit Taschenlampen wird der Deich nach Auffälligkeiten abgesucht. "Aber es gab bisher nichts Besonderes. Nur die Maulwurfhügel werden immer mehr", erzählt Otto Jeske. Ihm ist schon ein Biber über den Weg gelaufen, auch eine Wasserrate konnten er und seine Frau beobachten. Auf dem Abschnitt von Rudi Marin und Dieter Bohne gibt es eine Sickerstelle. "Aus der kommt aber nur klares Wasser, also nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Außerdem liegen Sandsäcke bereit, sollte das kleine Loch größer werden." Und das Drängwasser, das an vielen Stellen steht, ist ganz normal.

Mit lästigen Besuchern, die den Deich betreten oder befahren wollen, haben die Schönhauser Deichwachen kaum zu tun. "Die meisten wollen nur mal gucken und Fotos machen, das ist auch in Ordnung. Schließlich will man als Anwohner ja auch wissen, was unsere Elbe macht."

Spätestens bei der zweiten Tour, wenn die Sonne scheint und der Wind statt ins Gesicht in den Rücken bläst, bereuen die Deichwachen nicht, sich zum freiwilligen Dienst gemeldet zu haben. Denn sie haben einen Blick über eine faszinierende Wasserlandschaft. Und solange die Warnstufen IV und auch III gelten – voraussichtlich bis Mitte der Woche, passen die insgesamt knapp 100 Deichwachen auf 12 Abschnitten zwischen Fischbeck und Sandau auf, dass der Deich seine Funktion erfüllt. Bis gestern Abend war die Elbe bereits auf 6,80 Meter gesunken.