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Erster deutscher Kanzler wurde heute vor 199 Jahren geboren / Gastwirt erinnert mit kulinarischer Führung an den Schönhauser Sohn Auf den Spuren der Bismarcks - mit Lendenbraten und Wachtelei

Von Ingo Freihorst 01.04.2014, 03:18

Schollene/Schönhausen l Otto von Bismarck, erster deutscher Reichskanzler, wurde heute vor 199 Jahren in Schönhausen geboren. Hier wohnt auch der Gastwirt Manfred Hippeli, der in Havelberg die "Güldene Pfanne" betreibt. Er nimmt das Jubiläum, das im kommenden Jahr ganz groß gefeiert wird, zum Anlass, schon mal in diesem Jahr dem größten Sohn Schönhausens zu gedenken.

Wie schon bei den Veranstaltungen zum alten Fritz, dem einstigen Preußenkönig, arbeitet der Gastwirt auch hierbei wieder eng mit dem Heimatforscher Harald-Uwe Bossert aus Havelberg zusammen. Am Sonnabend, 5. April, wird es dazu einen Rundgang in Havelberg geben, der unter anderem zum Freihaus in der Langen Straße und zu der Stelle führen wird, wo einst die Bismarcks als Domherren residierten. Anschließend wird in der Pfanne aufgetafelt, was Bismarck einst gerne aß: Lendenbraten mit Bratkartoffeln, als Kompott Apfelringe in Weinteig. Eine Abweichung sei wegen des Naturschutzes gestattet: Der Frühlingssalat ist heuzutage nicht mehr mit Kiebitz-, sondern Wachteleiern angerichtet. Dazu wird ein "Ungeheuer" gereicht, ein Riesling vom Rhein, den es in der Gaststube ab heute als Sonderedition gibt. Bismarck meinte einst, der Wein schmecke ihm "ungeheuer gut".

Auch zu den Kiebitzeiern gibt es eine Geschichte. Die "Getreuen von Jever", eine Stammtischrunde in der ostfriesischen Stadt, schickte dem Kanzler immer zum Geburtstag 101 Eier. Diese Anzahl geht auf ein damals beliebtes Kartenspiel zurück. Als Dank sandte Bismarck seinen Getreuen einen Pokal mit einem Kiebitzkopf. Die Gruppe existiert dort noch heute - nebst einem Bismarckmuseum.

Auch in der Elbe-Havel-Region finden sich noch Spuren, die an den Staatsmann erinnern. In Schollene steht ein gewaltiger Bismarckstein, der Schriftzug ist in Runenform angebracht. Steine und Bäume ringsum sind in Form eines Drudenfußes angeordnet. - Es war übrigens das erste Denkmal, das Bismarck in der Elbe-Havel-Region gesetzt wurde. Ein weiteres existiert noch in Fischbeck, in Rathenow ist der Bismarckturm erhalten.

"Das Kleeblatt im Wappen der Bismarcks findet sich übrigens auch im Landkreiswappen wieder", berichtete Harald-Uwe Bossert. In seinem Vortrag nach dem Rundgang wird er Orte in der Region vorstellen, in denen die Bismarcks gewirkt hatten: Wie Burgstall, wo die Familie bis vor ihrem Umzug nach Schönhausen gewohnt hatte. Weil es ein gutes Jagdrevier war, mussten sie auf Drängen des Königs 1562 dort wegziehen.

Erstmals findet sich der Familienname übrigens in der Geschichte Havelbergs, 1150 verpachtet Bischof Anselm das Zollrecht an einen Klaus von Bismarck. Hier wurde 1652 auch der erste berühmte Bismarck geboren: Christoph Friedrich brachte es bis zum General. An der Stelle des Wohnblocks, wo Harald-Uwe Bossert einst wohnte, stand vorher die Bismarck-Kurie.

Ab 1846 Deichhauptmann

Otto von Bismarck ist übrigens in Hinterpommern auf Gut Kniephof aufgewachsen, kam aber oft auch nach Schönhausen. Hier bekleidete er ab 1846 - also ein Jahr nach dem schlimmen Deichbruch - als Deichhauptmann auch sein erstes öffentliches Amt. Als Gesandter in Petersburg war er mit dem Zaren befreundet - und bekam ein Wodka-Rezept. 1865 wurde er in den Grafenstand erhoben, 1872 in den Fürstenstand. 1890 - mit seiner vom neuen Kaiser erwirkten Entlassung aus dem Staatsdienst - endete die teils recht umstrittene politische Karriere des Konservativen.