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  7. Wolfsgeheul in der Sommerschule

Babara Geiger räumt mit dem schlechten Image von "Rotkäppchenfresser" und Co. auf Wolfsgeheul in der Sommerschule

Von Lisa Hellmuth 28.07.2014, 01:37

Eine kräftige Finanzspritze hatte Enrico Reumann am Donnerstagabend für die Sommerschule parat: Der Wuster, der als Generalvertreter beim Versicherungsunternehmen Allianz arbeitet, konnte im Rahmen der "Aktion KulturAllianzen" 1500 Euro für das Theaterprojekt der Sommerschule locker machen.

Wust l Enrico Reumann, der sich selbst als "Kind der Sommerschule" bezeichnet, liegt diese besonders am Herzen. Seit vielen Jahren steht er selbst auf der Barackenbühne, bei der diesjährigen Faustadaption als Mephistopheles. "Unsere Kulturveranstaltungen sind allesamt frei finanziert, Spenden sind also sehr wichtig für die Sommerschule", sagt Vorstandsmitglied Gerhard Faller-Walzer, der den Scheck des Versicherungsunternehmens entgegen nahm.

Auf erhörtes Heulen wird stets geantwortet

Dann begrüßte er "Fräulein Brehm" auf der Bühne, eine ambitionierte Naturforscherin, gespielt von Schauspielerin Babara Geiger. Das Fräulein scheint gut bekannt mit dem Zoologen und Schriftsteller Alfred Brehm, vor allem aber mit seinem Werk "Brehms Tierleben".

Begeistert erzählte Fräulein Brehm den Besuchern im Sommerschulspeicher an diesem Abend vom Canis Lupus, dem Wolf. Als "großen hochbeinigen Hund, der die Lunte stets hängend trägt", beschreibt sie den Isegrimm mit den Worten des alten Brehm. Doch nicht nur aus dem 150 Jahre alten Werk "Brehms Tierleben" bezieht die Schauspielerin und Regisseurin ihre umfangreichen Kenntnisse über den Graupelz, sie arbeitet auch eng mit Feldbiologen zusammen. In ihren Bühnenstücken über den Wolf und andere bedrohte Tierarten, wie den Luchs oder die Wildkatze, möchte sie mit dem schlechten Image von "Rotkäppchenfresser" und Co. aufräumen. Das sei wichtig, denn "ihr wohnt im Wolfsland", meinte Fräulein Brehm, alias Babara Geiger, denn zunehmend siedeln sich Wölfe, die meist aus Polen einwandern, auch in Sachsen-Anhalt an.

Mit dem Schicksal einiger besenderter Wölfe konnte die Schauspielerin die Sympathie des Publikums für den Graupelz gewinnen, mit Wolfsgesängen vom Band auch die des Nachbarhundes, der sofort einstimmte. Besonders interessant: Bei Wölfen gibt es "regionale Heuldialekte". Auch höflich seien die Caniden: Auf ein erhörtes Heulen wird stets geantwortet - auch wenn es nur aus dem Martinshorn stammt.

"Des Wandern ist des Wolfes Lust" zeigt das Beispiel der beiden mit Sendern ausgestatteten Wölfe Karl und Alan. Alan wanderte aus Mitteldeutschland in Richtung Dreiländereck Polen, Litauen, Weißrussland aus, wo sich seine Spur schließlich verlor. An die 1500 Kilometer legte der junge Wolf also zurück. Über seinen Bruder Karl ist mehr bekannt. Auch er ging auf Wanderschaft, fand jedoch innerhalb Deutschlands ein Revier und eine Partnerin: Wölfin Lotte. Die Paarung der Wölfe findet nach einer langen Zeit der Ranz im Winter statt. Nach 63 bis 64 Tagen kommen im Mai die Jungen zur Welt. Deren Appetit mit sechs Monaten ist bereits genauso groß ist wie der der ausgewachsenen Tiere. Das Revier eines Wolfsrudels muss also genug Beutetiere umfassen, um auch dem ansteigenden Bedarf der Jungtiere gerecht zu werden.

Schlauer Wolf jagt alte und kranke Tiere

Mit den Kindern aus dem Publikum stellte Babara Geiger dann sogar eine Wolfsjagd nach. Der schlaue Wolf verschwendet seine Energie nicht darauf, gesunde, kräftige, ja sogar wehrhafte Hirsche, Rehe oder Wildschweine zu erlegen, stattdessen macht er Jagd auf alte und kranke Tiere, weiß Fräulein Brehm zu berichten. Getötet wird die Beute schließlich mit einem Drosselbiss.

Die Begeisterung für die Tiere war am Ende des gelungenen Bühnenspiels auf das Publikum übergesprungen. Vielleicht wird Babara Geiger im nächsten Jahr wieder eines ihrer Stücke aus der Reihe "Fräulein Brehms Tierleben" für die Sommerschule aufführen, zum Beispiel über Lumbricus terrestris - den Regenwurm.

Während man am Donnerstagabend im Speicher Wolfsgeheul und interessanten Informationen über die Tiere lauschen konnte, wurden auf dem Sportplatz Liebesbriefe verschickt. Thema des Tages war nämlich Valentine´s Day. Mehr oder weniger ernst gemeinte Liebesbotschaften wurden zwischen den Zeltlern, den Dozenten und ihren Schülern und anders herum ausgetauscht. Über eine Liebesbekundung dürften sich die Wuster und die Organisatoren der Sommerschule besonders freuen: "I love Wust U".