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Gespräch mit Bürgermeister Bernd Poloski über die Buga und seine erneute Kandidatur Immer noch viel Freude an der Arbeit

21.01.2015, 01:12

2015 ist das Buga-Jahr für die Havelregion und für Havelberg. Aber natürlich gibt es daneben noch andere Dinge. Was Bürgermeister Bernd Poloski 2015 erwartet und wie die Stadt auf das Großereignis vorbereitet ist, ist Thema im Neujahrsinterview mit Redakteurin Andrea Schröder.

Volksstimme: Nicht einmal mehr einhundert Tage sind es bis zum Beginn der Buga. Was geht Ihnen angesichts dieser Zahl durch den Kopf?

Bernd Poloski: Dass mit dem 18. April dieses außergewöhnliche Jahr richtig startet und ich mit Sicherheit Probleme haben werde, alle Termine wahrzunehmen. Das zeichnet sich schon ab. Ich wünsche mir, dass wir einen wirklich guten Start haben, begleitet von bestem Wetter. Denn das ist schon die halbe Miete, das kennen wir vom Pferdemarkt. Wenn die Sonne scheint, sind alle gut drauf und zufrieden.

Gibt es was, das Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?

Kopfzerbrechen nicht, denn mit den meisten großen Sachen sind wir fertig. Aber es gibt noch viele Detailarbeiten, für die wir auf passendes Wetter angewiesen sind, damit alles rechtzeitig fertig wird. Noch sind wir im Zeitplan. Das betrifft die Brücke über den Nußberg genauso wie die Rampe an der Domtreppe, das eine oder andere Kunstprojekt und die punktuellen Pflanzungen.

"Beim Hochwasserschutz sind die größten Probleme beseitigt."

Vor der Buga ist am 22. März noch die Bürgermeisterwahl. Sie kandidieren erneut. Ist Ihnen die Entscheidung leicht oder schwer gefallen?

Sowohl als auch. Leicht gefallen ist sie mir deshalb, weil ich immer noch sehr viel Freude an dieser Arbeit habe. Schwer gefallen deshalb, weil ich weiß, was alles mit dieser Funktion zusammenhängt.

Was hat dafür und was dagegen gesprochen?

Man muss einfach wissen, dass dieses Amt eines ist, das einen zeitlich ungeheuer bindet, dass man für sich und für die Familie häufig viel zu wenig Zeit hat. Man ist fast täglich gefordert. Insofern muss auch die Kondition stimmen. Man wird schließlich nicht jünger. Aber ich fühle mich gut und gesund. Ein Grund für die Kandidatur ist, dass wir uns sehr lange auf die Buga vorbereitet haben. Es wäre schon etwas verwunderlich, wenn der Bürgermeister zwar das Großereignis noch eröffnet, dann aber sagen würde, das war`s jetzt. Außerdem arbeite ich nach wie vor gern mit Menschen zusammen. Und auch wenn die Spielräume wesentlich enger werden, möchte ich schon noch versuchen, dass eine oder andere in der Stadt zum Positiven zu verändern beziehungsweise dazu beitragen, das Geschaffene zu erhalten.

Das Jahr 2014 brachte neben den vielen realisierten Buga-Investitionen noch andere erfreuliche Nachrichten, zum Beispiel die Fertigstellung des neuen Bettenhauses am Krankenhaus. Welche positiven Nachrichten erwarten Sie für 2015?

In diesem Jahr gibt es keinen größeren Baubeginn bezüglich der Infrastruktur. Für mich ist erfreulich, dass der Erweiterungsbau des Seniorenzentrums fertig gestellt wird und sich damit die Bedingungen für Bewohner und Mitarbeiter verbessern. Zum zweiten bin ich dankbar und froh, dass wir die Hochwasserschäden durch

Mittel des Landes zum Teil schon beseitigen konnten. Viele Arbeiten sind aber noch zu erledigen. Im Bereich des ländlichen Wegebaus werden wir mit der Schadensbeseitigung das Wegenetz für die Landwirte und die touristische Nutzung verbessern.

Was steht in Sachen Hochwasserschutz noch aus?

Nachdem im vergangenen Jahr die Hochwasserschutzanlagen im Kernbereich der Stadt und in der Südvorstadt realisiert wurden, sind wir für die Zukunft bei Polderflutungen gut geschützt. Auch im Bereich Jederitz ist der Schutz der Ortschaft durch den, wenn auch umstrittenen neuen Innendeich gewährleistet. Es gab Deichstabilisierungen an der Elbe vom Mühlenholz aus in Richtung Quitzöbel und Deichsanierungen in Vehlgast und Damerow. Wir können wirklich sagen, dass es uns nach 2002 gelungen ist, die größten Probleme abzuarbeiten. Die Deichrückverlegung zwischen Sandau und Havelberg wird für weitere Entspannung sorgen. Nun steht noch die technische Lösung des Abwasserproblems für die Stadtinsel aus. Der Wasserverband ist da intensiv dran, das Land hat eine 80-prozentige Förderung angekündigt.

Seit mittlerweile einem Jahr hat die Stadt die alte Sekundarschule wieder in ihrem Besitz. Interessenten haben sich bisher nicht gefunden. Im Gespräch ist immer mal wieder die Nutzung durch Grundschule und/oder Hort. Wie sieht`s aktuell aus?

Eine teilweise Nutzung haben wir zunächst durch den Zeitungsvertrieb erreicht und dadurch, dass der Buga-Zweckverband für Gartenbauverbände Bedarf angemeldet hat. Tatsache ist aber, dass wir in diesem Jahr sehr intensiv darüber sprechen müssen, was mit dem Gebäudekomplex geschehen soll. Zurzeit lässt die Verwaltung eine Bauzustandsanalyse für die alte Sekundarschule und die Grundschule, die immer mal wieder Mängel aufweist, erstellen. Wir müssen wissen, über welche Kosten reden wir da. Zugleich müssen wir auch über die Konsequenzen sprechen. Dass wir die gesetzlichen Standards erfüllen, ist klar. Aber darüber hinaus?

Gerade wird auf der Stadtinsel das Haus Lange Straße 6 bis auf das Erdgeschoss abgerissen. Welche Möglichkeiten hat die Stadt, bei vermeintlich einsturzgefährdeten Häusern zu handeln? Ich denke da zum Beispiel auch an ein Haus in der Havelstraße, wo Nachbarn schon seit längerem hoffen, dass etwas geschieht.

Zunächst einmal ist der Eigentümer in der Pflicht. Die erste Frage müsste also lauten, weshalb der Eigentümer nichts tut. Er ist dafür verantwortlich, dass keine Gefahr von seinem Haus ausgeht. Ausnahmen gibt es im Denkmalschutz, da kann er eine Förderung beantragen. In ganz extremen Einzelfällen könnte das Grundstück im städtebaulichen Interesse "enteignet" werden. Das würde bedeuten, dass die Stadt dann alle Forderungen und Verbindlichkeiten, die im Grundbuch verankert sind, zu übernehmen hätte.

Der desolate Zustand mancher Häuser in der Langen Straße wirkt sich vor allem auch in der Uferstraße, also der Bundesstraße aus, von wo der Blick genau dorthin geht. Sind zur Buga Verschönerungen geplant?

Wir sind derzeit dabei, mit Eigentümern Gespräche anzustreben. Wir wollen wissen, was sie selbst vorgesehen haben und wo wir möglicherweise unterstützen können. Wir brauchen die Zustimmung der Eigentümer, können nicht einfach was ändern, nur weil uns der Zustand nicht gefällt. Wir sind an dem Thema Lange Straße und Uferstraße dran, werden uns in den nächsten Tagen sehr tiefgründig damit befassen, wo wir mit angemessenem Aufwand gestalterisch was verbessern können.

Nicht nur die Gestaltung, auch die Belebung der Stadtinsel ist oft Thema. Jetzt will Rossmann sich vergrößern?

Unserer Kenntnis nach will sich Rossmann vergrößern und hat dazu ein Grundstück zwischen Langer Straße und

Uferstraße erworben.

Der Pferdemarkt findet auch im Buga-Jahr statt. Schafft die Stadt das?

Sie muss es schaffen. Es wäre keinem Havelberger und keinem Pferdemarktliebhaber zu erklären, dass der traditionelle Pferdemarkt, für den Havelberg weithin bekannt ist, wegen der Buga nicht stattfindet. Im Wesentlichen wird er so ablaufen, wie sonst auch. Wir werden zusätzlich eine Wegeverbindung im Wiesenbereich ertüchtigen, um den Bereich Elbstraße zu entlasten, und zusätzliches Personal binden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten hoffen wir, durch die geplanten Einnahmen zu kompensieren.

"Der Wegfall der Bürgerarbeit reißt große Lücken."

Apropos Kosten. Rechnen Sie angesichts der neu geschaffenen Flächen mit Mehrkosten für die Stadt nach der Buga?

Ich erwarte keine unüberschaubare finanzielle Mehrbelastung für die Stadt. Gegenüber anderen Bundes- oder Landesgartenschauen haben wir hauptsächlich sogenannte Sowieso-Projekte. Vorhaben also, die ohnehin geplant waren und durch die Buga früher - und zum Teil auch schöner - realisiert werden konnten. Die eintrittspflichtigen Flächen im Dombereich stehen anschließend der Öffentlichkeit zur Verfügung, Zäune werden zurückgebaut. Es entstehen keine gesonderten Parks, die noch für viele Jahre zu betreiben sind. Unser Baumbestand ist nun sehr gut durchgepflegt, das hätten wir allein nicht geschafft. Die Grünbereiche für die Wechselflorbepflanzung werden später zurückgebaut und wieder als Grünflächen genutzt.

Soll der große Parkplatz in der Elbstraße auch künftig bleiben oder gibt es andere Ideen?

Da bieten sich für die Zukunft verschiedene Nutzungsmöglichkeiten an, über die sich der Stadtrat zu gegebener Zeit Gedanken machen kann. Bleibt das Areal so erhalten, verfügt die Stadt über eine Fläche für Freiluftveranstaltungen, wie wir sie bisher nicht hatten. Da der Platz weiterhin als Industrie- und Gewerbegebiet ausgewiesen ist, wäre auch die Ansiedlung von Gewerbe denkbar. Allerdings nur für wasserbezogenes, für anderes ist die Fläche zu schade. Langfristig gesehen wäre sogar eine Wohnbebauung möglich, die allerdings eine Änderung des B-Planes voraussetzt. Wir müssen bei diesen Überlegungen aber überhaupt nichts überhasten.

Für Bereiche, die einer intensiveren Pflege bedürfen, gibt es schon länger Gespräche zu Patenschaften. Ist die Bereitschaft vorhanden?

Ja, auf jeden Fall. Volkssolidarität, Heimatverein, Ortschaftsräte, Sportvereine zum Beispiel haben ihre Bereitschaft bekundet, Pflegeobjekte zu übernehmen.

Die Personalsituation dürfte sich angesichts der Buga noch verschärfen. Müssen 2016 Überstunden und Resturlaube abgefeiert werden?

Die Situation ist ungeheuer angespannt. Wir haben viele zusätzliche Aufwendungen und damit jede Menge Überstunden. Nach der Buga werden wir natürlich nicht mehr solch einen großen Arbeitsaufwand haben wie jetzt. Wir werden danach beginnen müssen, konsequent eine ordnungsgemäße Arbeit sicherzustellen, aber nicht mehr so viel zusätzlich leisten können. Viele Hilfen, die wir jahrelang gegeben haben, werden wir reduzieren müssen.

Ist die Stadt vom Mindestlohngesetz betroffen?

Nein, wir haben keine Beschäftigten, die unter diesem Lohn liegen, auch nicht zum Pferdemarkt.

Aber der Wegfall der Bürgerarbeit macht sich bemerkbar?

Ja, das spüren wir als Stadt insgesamt, vor allem in den vielen gemeinnützigen und sozial engagierten Vereinen wie der Tafel und der Volkssolidarität oder in den Sportvereinen. Hier reißt die fehlende Bürgerarbeit eine große Lücke. Das bedauern wir sehr, denn wir haben sehr gute Erfahrung mit den vielen fleißigen und interessierten Menschen gemacht, die durch die dreijährige Beschäftigung Planbarkeit und eine Perspektive hatten. Leider hat das der Bund anders gesehen, obwohl es auch Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt gab.

Die Kommunen sollen verstärkt Flüchtlinge aufnehmen. Ist das auch ein Thema für Havelberg?

Das ist kein Thema, denn das setzt passende räumliche und personelle Bedingungen voraus. Im Landkreis ist die Aufnahme von Flüchtlingen auf Stendal konzentriert, so war auch die Aussage des Landrates beim CDU-Neujahrsempfang.

Heute sind es noch genau 87 Tage bis zur Buga. Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich möchte das gar nicht an einer speziellen Veranstaltung festmachen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass die Buga allen Freude macht, dass die 177 Tage sowohl für die Gäste als auch für die Havelberger als eine wirkliche Bereicherung empfunden werden.