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Modellflugclub "Otto Lilienthal" blickt in diesem Jahr auf sein 40-jähriges Bestehen zurück und erinnert an seinen Begründer Jubiläum: Modellsportler gedenken Walter Luksch

Von Wolfgang Masur 05.05.2012, 03:21

Der Modellflugclub "Otto Lilienthal" Havelberg blickt in diesem Jahr auf sein 40-jähriges Bestehen zurück. Zum heutigen Walter-Luksch-Gedenkfliegen liegt auch die Vereinschronik vor.

Havelberg l Heute, am 5. Mai, findet auf dem Modellflugplatz in der Rathenower Straße in Havelberg das Walter-Luksch-Gedenkfliegen statt. Ab 10 Uhr wird ein vereinsinterner Ausscheid um den Wanderpokal des Modellflugclubs "Otto Lilienthal" ausgetragen. Die Modellsportler blicken in diesem Jahr auf das 40-jährige Bestehen ihres Vereins zurück. Die Ehefrau des leider schon früh verstorbenen Walter Luksch, Eva Luksch, erarbeitet mit Angela Schmidt die Chronik der Modellflieger (Volksstimme berichtete).

Die Arbeit daran schien ein Fass ohne Boden zu sein, denn immer wieder kamen neue Fotos und Informationen hinzu. Zum heutigen Jubiläum liegt die Chronik aber vor und es wird bestimmt noch Ergänzungen geben.

Eva Luksch denkt gerne an die Anfänge des Flugmodellsports zurück. "Walter wurde am 11. Januar 1930 geboren und erlernte nach seinem Schulbesuch den Beruf des Flugmotorenschlossers. Seine Ausbildung begann am 4. April 1944 in einer Fliegerschule bei Kassel und dauerte vier Jahre. Schon zu dieser Zeit hatte er nur die Flugzeuge und die Fliegerei im Kopf", sagt Eva Luksch und schmunzelt dabei. Sein Lieblingsspruch war immer: "Wer einmal mit dem Modellfliegervirus infiziert ist, wird ihn nicht mehr los." 1966 kamen die Lukschs nach Havelberg und bald hatte Walter Luksch einen guten Kontakt zu Hartmut Gropius von der "Station Junger Naturforscher und Techniker", die der Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises Havelberg unterstellt war. Hartmut Gropius hatte er beim Angeln kennengelernt und noch heute ist Familie Gropius regelmäßig bei Eva Luksch zu Gast. Die Station wurde 1971 von Kamern nach Havelberg verlegt.

Ein Jahr darauf gründete Walter Luksch die Arbeitsgemeinschaft "Modellflug". Es gab mehrere Arbeitsgemeinschaften in der Station, aber keine war so beliebt und so gut besucht wie die der Modellflieger. Walter Luksch hatte ein Jahr zuvor einen Herzinfarkt erlitten und durfte nicht mehr arbeiten. Die AG gab ihm aber Kraft, und die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen bereitete ihm viel Freude.

"Ich hatte in Berlin ein Geschäft entdeckt, in dem das Herz eines jeden Modellfliegers höher schlug, und dort kaufte ich für die Havelberger ein. In der Berufsschule, der heutigen Sekundarschule, hatte die AG ihren Bastelraum. Mit den fertigen Modellen zogen dann die Piloten durch die ganze Stadt, um zum Gelände in der Rathenower Straße zu gelangen. Die Wiesen hatte die LPG, da war uns Otto Mintus immer sehr behilflich, zur Verfügung gestellt. Anfang der 1970er Jahre spendierte die Stadt uns einen Kahn, um die Havel von der unteren Weinbergstraße aus überqueren zu können", erzählt Eva Luksch.

Mit großen Erfolgen kehrten die Havelberger Modellflieger 1972 von ihrem ersten Wettkampf in Gardelegen zurück. Aus politischen Gründen war Walter Luksch dann ab 1973 viel auf dem Flugplatz in Schwerin anzutreffen, er wurde aber weiterhin von der Havelberger GST unterstützt. Vier Jahre später startete er wieder in der Domstadt und begann hier mit zahlreichen Wettkämpfen. Seine Eva hatte die höchste Schiedsrichterklasse erlangt und viele Wettbewerbe bewertet. "In meiner gesamten Laufbahn waren es weit über einhundert Wettkämpfe, bei denen ich, erst mit Walter zusammen und dann später mit unserem Sohn Arno, als Schiedsrichter dabei war", erinnert sich Eva Luksch. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen brachte viel Spaß und erlebnisreiche Stunden. "Wir waren fast an jedem Wochenende unterwegs und ich musste oft morgens, wenn ich aufgewacht war, überlegen, auf welchem Platz ich eigentlich bin", blickt sie zurück.

Am 1. April 1980 verstarb Walter Luksch. Im Jahr 1983 schrieb Hartmut Gropius in einem kleinen Rückblick Folgendes: "Im Frühjahr 1972 wurde in der ,Station Junger Naturforscher und Techniker\' eine AG ,Modellflug\' gegründet. Unter Anleitung des versierten Modellfliegers Walter Luksch erlernten 19 Jungen und ein Mädchen schnell das Konstruieren, das Bauen und Fliegen einfacher und leistungsstarker Flugmodelle. Vielseitige polytechnische und aerodynamische Kenntnisse sind notwendig, um diesen anspruchsvollen, interessanten Sport auszuüben. In vielen Wettkämpfen wurden immer häufiger gute Platzierungen der jungen Modellflieger erreicht, die zu weiteren und höheren Leistungen anspornten. Vor allem der ferngesteuerte Motorflug hatte es den Havelbergern angetan. Schon 1973 wurden in Eigenleistung eine Start- und Landebahn aus Beton für funkferngesteuerte Flugmodelle gebaut und der erste bezirksoffene Wettkampf durchgeführt. Diese Piste wurde 1978 auf 45 Meter Länge und zehn Meter Breite erweitert. Hinzu kamen umfangreiche Planierarbeiten auf einer Fläche von 110 Meter Länge und 60 Meter Breite. Nach dem Aufgehen des Rasens begannen zwar die wöchentlichen Pflegearbeiten, aber der Modellflugplatz war fertig. Nun waren die Voraussetzungen für die Durchführung attraktiver Wettkämpfe und vor allem für den Bau und das Trainieren von größeren und leistungsfähigeren Flugmodellen gegeben.

"Wer einmal mit dem Modellfliegervirus infiziert ist, wird ihn nicht mehr los."

Walter Luksch

Walter Luksch, Begründer des Flugmodellsports in Havelberg, war das große Vorbild. Er zeigte den jungen und heranwachsenden Modellfliegern, wie man zu Leistungen im Fernlenkflug gelangt und welche Freude es ist, diesen Sport zu beherrschen. Leider verstarb er auf dem Höhepunkt der erfolgreichen Entwicklung nach schwerer Krankheit im Alter von fünfzig Jahren. Doch sein Vermächtnis lebt dank der Aktivitäten seiner Ehefrau Eva Luksch, seines Sohnes Arno und der zu Ausbildern herangewachsenen Modellflieger Ralf Pagel, Bert Villbrandt, Thomas Wojtalla und Uwe Mech weiter." Sie sind heute noch Mitglieder im Club. Thomas Wojtalla ist seit 2006 Vorsitzender des Fördervereins "Modellsportzentrum 2000". Ralf Pagel war Vereinsvorsitzender der Modellflieger und gab diesen Posten an Manfred Goroncek weiter. Jetzt ist Mario Hedler Vorsitzender. Uwe Mech kümmert sich um die Kinder- und Jugendarbeit und ist dabei hoch motiviert. Er hat selbst ganz klein angefangen und kommt jetzt oft ganz groß heraus.

Seit 1996 wird das Gedenkfliegen ausgetragen und im 40. Jahr des Bestehens wird nicht nur gefeiert, sondern auch an die Anfänge zurückgedacht. Zuschauer sind heute von 10 bis 18 Uhr gern gesehen und können auch einen Blick in die Chronik werfen.