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  7. "Bis zum Meister-Titel war es ein sehr hartes Stück Arbeit"

Erste Sonderklasse für Frauen an der ehemaligen Kreis-Landwirtschaftsschule in Klötze traf sich 45 Jahre nach dem Abschluss wieder "Bis zum Meister-Titel war es ein sehr hartes Stück Arbeit"

Von Siegmar Riedel 30.08.2014, 03:10

Immekath l Mehr Frauen in Führungspositionen! Diese aktuelle Forderung von Politikern ist nicht neu. Bereits in den 1960er Jahren wollte die DDR-Regierung Frauen zu Meisterinnen machen und in die Landwirtschaft schicken. Wie damals oft üblich, in einer Hauruck-Aktion. Deshalb ist 1968 an der damaligen Kreis-Landwirtschaftsschule in Klötze eine Sonderklasse nur für Frauen gebildet worden. Einzige Ausnahme: Aus organisatorischen Gründen war ein Mann zwischen den 20 Frauen der Hahn im Korb. Rinder- und Schweinezuchtmeister sollten sie alle werden und danach in dieser Funktion in ihren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) arbeiten.

45 Jahre nach ihrem Abschluss traf sich die Klasse von einst am Donnerstag in der Gaststätte Zu den Linden in Immekath wieder. Die Reihen haben sich inzwischen gelichtet: Sieben der ehemaligen Meisterschülerinnen sowie die Lehrer Traudel Hartwig und Wolfgang Schulz waren der Einladung der Immekatherin Sieglinde Wille gefolgt. Im sonnigen Garten der Gaststätte schwelgten sie in Erinnerungen.

Dabei wurde eines deutlich: Für die Frauen war "die Meisterschule ein sehr hartes Stück Arbeit", erinnerten sich einige von ihnen. Am frühen Morgen mussten sie ihre Aufgaben in den Ställen der LPG erledigen. Danach ging es in die Meisterschule, und im Anschluss oft wieder in den Stall. Zudem hatten sie zumeist kleine Kinder zuhause, die auch versorgt werden wollten.

"Bis in den späten Nachmittag mussten wir lernen", berichteten Sieglinde Wille und Traudel Hartwig und zählten auf: "Ökonomie, Tierpoduktion, Deutsch, Mathe, Landmaschinen." Außerdem absolvierten sie Praktika, beispielsweise im Volksgut Beetzendorf und in Barby. Das sei schon eine große Leistung gewesen.

Auch Eleonore Schulze erinnerte sich noch genau: "Als wir den Motor durchgenommen haben, half mir, dass ich kurz zuvor Fahrschule gemacht habe."

Nach ihrem Abschluss sind die meisten Frauen gleich als Meister eingesetzt worden. Auch das war kein Zuckerschlecken, mussten sie sich doch nicht selten gegen Männer und ihre Vorurteile durchsetzen.

Heute sind die einstigen Meisterschülerinnen zum Teil schon über 80 Jahre alt. Seit 1969 treffen sie sich regelmäßig einmal im Jahr, immer an einem anderen Ort. In Immekath wollten sie nicht nur klönen, sondern auch kegeln.