1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Einbrüche kein Tabu-Thema

Einbrüche kein Tabu-Thema

Von Siegmar Riedel 26.08.2015, 17:36

Eine Einbruchserie im Raum Jahrstedt und Steimke verunsichert die Menschen. Pfarrer Bernd Schulz machte auf seelische Folgen aufmerksam.

Steimke l Sage und schreibe vier Einbrüche in sein Haus oder das Pfarrhaus musste Pfarrer Bernd Schulz in der Vergangenheit schon verkraften. Der jüngste Fall geschah erst am 23. Juli. "Beim ersten Einbruch, war ich geschockt, habe mich geschüttelt und schnell vergessen", beschrieb er während eines Informationsabends am Dienstag vor ebenfalls Betroffenen und Interessenten im Steimker Pfarrhaus. Der zweite und der dritte Einbruch seien auch noch zu verkraften gewesen. "Doch der vierte Einbruch hat mich psychisch sehr belastet und tut es auch heute noch", betonte Bernd Schulz.

Zuerst handlungsunfähig

Für ihn sei das ein seelsorgerisches Problem. Ein Einbruch sei wie eine schlimme Nachricht, die einen zunächst handlungsunfähig macht. "Das führt dazu, dass wir die Situation zunächst nicht begreifen. Es ist unvorstellbar, dass Diebe in unser eigenes Haus einbrechen", erklärt er und verdeutlicht: "Ich will aber nicht meinen Lebensstil ändern, nur weil es Verbrecher gibt." In Gesprächen mit anderen Betroffenen hat Bernd Schulz festgestellt, dass ein Einbruch in das eigene Haus auch Scham auslöst. Eine solche Tat wird sogar zu einem Tabu-Thema, über das aus Angst und Scham nicht gesprochen wird.

Das aber ist laut Bernd Schulz der falsche Weg. Er weiß, dass Opfer von Einbrüchen manchmal sogar gedanklich "die Verantwortung übernehmen, die der Täter zu tragen hat". Sie würden sich schuldig fühlen, weil sie das Haus verlassen oder es nicht besser gesichert haben. Bernd Schulz dazu: "Wir können unsere Häuser relativ sicher machen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht." Er möchte aber nicht zu denen gehören, die nach einem Einbruch nicht in die Öffentlichkeit gehen. Er sagte: "Wir sollten uns solidarisieren. Stehen Sie dazu."

Schlaflosigkeit und Ängste

Die Folgen eines Einbruchs können Schlaflosigkeit und permanente Ängste sein. Opfer müssten sich deshalb nicht schämen, betonte Schulz. Als Fachmann für Prävention war Frank Semisch von der Polizei in Salzwedel eingeladen. Er hatte "allerhand Schrott mitgebracht", sagte er und breitete alte Schlösser und Türbeschläge auf dem Tisch aus. Semisch erläuterte, wie Hausbesitzer Fenster und Türen sicherer machen können, welche technischen Möglichkeiten es dafür gibt und worauf zu achten ist. Fakt ist: "Stabile Sicherungen für Fenster und Türen gehen schnell ins Geld", betonte Semisch. Um auf die spezielle Situation eines Hauses eingehen zu können, bietet er auch Beratungstermine an.