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Einwohner aus Jahrstedt und Böckwitz beraten über geplanten Bau einer Biogasanlage Günstige Wärme weckt bei Bürgern Begehrlichkeiten

Von Philip Najdzion 26.05.2011, 04:33

Eine Biogasanlage soll zwischen Jahrstedt und Böckwitz entstehen. Der Projektleiter Gerhard Fiebig stellte sich am Montagabend den Fragen der Einwohner. Das Interesse der Bevölkerung war groß.

Jahrstedt. Der Jahrstedter Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Beinahe 50 Einwohner des Ortes und aus dem benachbarten Böckwitz waren gekommen. Sie wollten sich über den geplanten Bau einer Biogasanlage zwischen den Orten informieren.

Für den Investor, die agri.capital-Gruppe mit Sitz in Münster, stellte Gerhard Fiebig das Projekt vor. Auch die Einwohner hatten sich auf den Abend vorbereitet. "Was ist mit dem Gestank?", "Wer liefert die Rohstoffe?" und "Kann die Abwärme genutzt werden?" waren nur einige ihrer Fragen.

So eine Anlage sei "gas- und geruchsdicht", erklärte Fiebig. Die geplante Biogasanlage sei zudem mit einer Leistung von 500 Kilowatt relativ klein. "Nichts ist fertig", hatte er zu Beginn der Sitzung gesagt. Für den Bau sei die Zustimmung des Ortschaftsrates und der Bevölkerung wichtig. "Die Entscheidung muss hier im Hause fallen."

8500 Tonnen Pflanzen und 4000 Tonnen Gülle pro Jahr brauche eine solche Anlage. Die Gülle komme vorwiegend aus Kunrau. Die Rohstoffe - von Mais über Gras bis hin zu Hirse und Grünroggen - sollen Bauern aus der Region und aus Niedersachsen liefern. Er habe bereits Vorgespräche geführt. "70 Prozent der Belieferung soll aus Niedersachsen kommen", sagte Karl-Heinz Kull, Leiter der Stabsstelle im Klötzer Rathaus.

"Das muss alles erstmal hingekarrt werden, auf unseren Straßen", sprach der Böckwitzer Udo Gädicke das Problem des Verkehrs an. Während der Erntezeit werde es sicher zu Transportspitzen kommen, antwortete darauf Gerhard Fiebig.

Die Biogasanlage soll auf dem Weg von Jahrstedt nach Böckwitz rechtsseitig auf dem Flurstück dem Sportplatz und dem angrenzenden Waldstück entstehen. Das Land gehört Friedrich Lenz. Der gebürtige Böckwitzer zählt mit zu den Initiatoren des Projektes. Der genaue Standort stehe aber noch nicht fest. Dieser könne näher an Böckwitz oder an Jahrstedt liegen, ließ Gerhard Fiebig offen.

Dies könnte für ein weiteres Thema wichtig sein: die Nutzung der Abwärme. "20 bis 40 Haushalte könnte die Anlage mit kostengünstiger Wärme versorgen", bot Fiebig an. Allerdings müssten sich die Anwohner selber um die Leitungen kümmern. So könnte ein Haushalt etwa ein Viertel seiner Wärmeenergiekosten sparen. "Tangeln ist hier ein positives Beispiel."

Dies bestätigte der Böckwitzer Christian Raapke. Er arbeite für die Genossenschaft, die die dortige Gasanlage betreibe. "50 Prozent der Kosten für den Leitungsbaus wurden gefördert", sagte er. Die Mitglieder zahlten zudem Genossenschaftsanteil und Heizkosten. Eine gewöhnliche Heizung brauchten sie nicht mehr.

"Könnten wir die Anlage Richtung Böckwitz verschieben", wollte der Böckwitzer Ralf Düring wissen. Die Energiefrage weckt Begehrlichkeiten.

Sollte die Nachfrage größer sein, erklärte Gerhard Fiebig, könnte die Anlage auf ein Megawatt erweitert werden. "Es gibt viel brachliegendes Grünland im Drömling." Er könne sich vorstellen, dass der Zweit- oder Drittschnitt von dort als Rohstoff genutzt werden könnte. Mit dem Bau der Anlage entstünden zudem zwei Arbeitsplätze. Obwohl der Firmensitz in Münster liegt, werde das Unternehmen außerdem "eindeutig" Steuern an die Gemeinde zahlen. Er ließ allerdings die Höhe und die Art der Abgaben offen.

Das weitere Vorgehen sieht zuerst die Empfehlung des Ortschaftsrates an den Stadtrat vor. "Die nächsten 14 Tage werden wir auf Reaktionen warten", sagte Jahrstedts Ortsbürgermeister Uwe Bartels. Er bat die Bürger ihre Ortschaftsräte gezielt anzusprechen. Das Thema werde im nächsten Ortschaftsrat in etwa drei Wochen behandelt. Von der Versammlung hatte er den Eindruck, "dass 70 bis 75 Prozent positiv reagiert haben" und somit den Bau befürworteten.

Nach dieser Empfehlung werde sich der Stadtrat mit dem Thema befassen, erläuterte Karl-Heinz Kull. Dessen Mitglieder entscheiden dann über die Pläne, die für das Bauvorhaben nötig sind.