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Spende des Schönebecker Sportclubs geht an Schiffshotel und an die Abteilung Rudern "Sonnenschein" will weitermachen

Von Ulrich Meinhard 18.07.2013, 03:17

Im sogenannten Schönebecker "Busch" befindet sich neben Bootshäusern das Schiffshotel "Sonnenschein". Die jüngste Flut hat an allen Standorten einen gigantischen Schaden verursacht. Die Abteilung Fußball des SSC spendete jetzt 5000 Euro an zwei Betroffene.

Schönebeck l "Die Strömung kam aus dem Wald. Brutal stark. Was nicht niet- und nagelfest war, trieb hier entlang." Jens Moschner führt gemeinsam mit seiner Ehefrau Verena das Schiffshotel "Sonnenschein" unweit der neuen Elbebrücke. Die vergangenen Wochen waren sogar für die hochwassererfahrene Familie etwas Neues, etwas so noch nicht Erlebtes. Bis zu einer Höhe von 2,50 Meter stand das Wasser im und am Hotel, das aus einem Schiffskörper besteht. Und es stand lange. Der Schaden, den es angerichtet hat, beläuft sich auf die gigantische Summe von etwa 340000 Euro. Um alles wieder so aufzubauen, wie es vorher war, sind nach vorläufigen Schätzungen sogar über 600000 Euro nötig (Wiederherstellungswert).

Wie dieses Geld aufzubringen ist, kann auch Jens Moschner derzeit nicht glasklar beantworten. Für ihn und seine Ehefrau steht aber fest: "Wir wollen hier bleiben. Wir wollen weiter machen. Und die Gäste kommen wieder seit einigen Tagen", sieht Verena Moschner ein Stück weit optimistisch in die Zukunft. Und just in diesem Moment meldet sich ein neuer Übernachtungsgast telefonisch über Handy an.

Immerhin: Eine Spende in Höhe von 2000 Euro konnten die beiden am Montag entgegen nehmen. Der Schönebecker Sportclub (SSC), genauer gesagt die Abteilung Fußball, hatte nämlich während des letzten Punktspieles der Mannschaft gegen Staßfurt für Flutopfer gesammelt. Der Eintrittspreis von jeweils fünf Euro sowie weitere Spenden von Gästen des Spiels waren von vornherein für Flutopfer bestimmt. Allein die erste Männermannschaft des SSC steuerte 1000 Euro bei, der Manager der Abteilung Fußball, Wolfgang Breitmeier, stockte auf, so dass unterm Strich eine Summe von 5000 Euro zusammen kam.

Die übrigen 3000 Euro gehen an die Abteilung Rudern des SSC. Das Domizil der Ruderer, das nur knapp 200 Meter vom Hotel entfernt liegt, war ebenfalls hart von der Flut betroffen. Der Schaden hier beläuft sich auf etwa 270000 Euro und ist damit so gewaltig, dass sich die Abteilung mittelfristig nach einem neuen Standort umsehen will. Etwa auf der Salineinsel, wie Joachim Schulke von der Abteilung Rudern in Erwägung zieht. "Obwohl es weh tut. Es ist eine so schöne Landschaft hier draußen. Aber das geht an die Substanz", sagte Schulke mit Verweis auf die Flut von 2002. Auch damals war der Standort der Ruderer, deren Boote teilweise einen Wert von über 4000 Euro haben, betroffen.

SSC will Nachwuchs unbedingt im Boot behalten

Schritt für Schritt will die Abteilung Rudern, mit ihren 30 Kindern im Nachwuchsbereich, das bisherige Bootshaus wieder herrichten, bevor es vielleicht in den nächsten Jahren zu einem Umzug kommen kann. "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Nachwuchs am Ball bleibt. Mit einer Unterbrechung der Trainingszeiten sind die Kinder und Jugendlichen weg", warnte SSC-Präsident Frank Wedekind, der der Abteilung eine "super Trainingsarbeit" attestiert. Jetzt wird erst einmal nach einer neuen Heizung Ausschau gehalten - der nächste Winter wird schließlich kommen.

Noch einmal kurz zurück zum Schiffshotel und seiner interessanten Geschichte. Wie der in Belgien in den 1930er Jahren gebaute Kahn hieß, ist gar nicht mehr bekannt. Auf jeden Fall sank das Schiff infolge von Kriegseinwirkungen, wurde gehoben, kam Anfang der 1950er Jahre nach Schönebeck, diente zeitweilig als Fluss-Badeanstalt, bis 1972 als Gaststätte (jede Menge Tanzveranstaltungen) und wird seit vielen Jahren als Hotel betrieben. Immer im Besitz der Familie Moschner - freilich damals betrieben durch Großvater und Vater von Jens Moschner. Diese traditionelle Zunft möchte er gerne aufrecht erhalten.

Eine Idee, künftigen Hochwassern zu trotzen, hat er bereits: Der untere Bereich soll grundsätzlich leer bleiben, ansonsten ist eine Art System vorgesehen, das Wasser rein- und wieder rauslaufen lässt, während der höher liegende Beherbergungsbereich wasserdicht abgeschottet wird. "Ich hoffe, das funktioniert", wägt Jens Moschner seine Vorstellungen mit den tatsächlichen Wegen des Wassers ab. Eine Versicherungsleistung fällt in seinem Fall nicht an, keine Versicherung wollte ihm einen Vertrag anbieten.